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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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weiß, daß er nie jemanden im Stich gelassen hat, nicht einmal diejenigen, die unter dem Mondstein seine Feinde waren. Ihr wollt euch von ihm trennen, damit die Rache der Marsianer nur ihn und die Seinen trifft. Ich will es nicht. Ich war an seiner Seite, als unser aller Leben von den Tiefland-Kriegern abhing. Ich werde an seiner Seite bleiben und mich nicht feige davonstehlen.«
    »Scollon hat recht«, murmelte jemand.
    »Ja ... Und ich glaube nicht, daß Bar Nergal ...«
    Der Sprecher verstummte unter Shamalas glühendem Blick.
    Dayel sah mit zusammengebissenen Zähnen in die Runde. Die Furcht saß tief. Viele dachten wie Scollon - aber es gab auch genug, die Bar Nergal folgen würden.
    Als ihrer aller Leben bedroht war, hatte sich niemand dazu bereit gefunden. Niemand wollte auf dem Mars zurückbleiben, niemand sich freiwillig von neuem unter der Knute der Priester ducken. Aber jetzt saß ihnen die Angst vor der Rache der Marsianer im Nacken, diese Angst, die der Oberpriester so sorgfältig schürte. Sie hatten einfach zu lange als rechtlose Sklaven gelebt, um der Drohung ins Gesicht zu sehen.
    Dayel verstand sie, obwohl die Erkenntnis bitter war.
    Wie eine Berührung spürte der junge Akolyth Bar Nergals funkelnden, triumphierenden Blick, und ein Schauer rann ihm über den Rücken.
    *
    »Ihr Götter«, murmelte Brass erschüttert.
    Neben ihm drängte sich Shaara dichter an Erein von Tareth. Jarlon hatte noch vor Minuten bezweifelt, daß ihn etwas anderes als Schaolis Schicksal interessieren könnte, jetzt starrte auch er gebannt über das endlose, schweigende Ruinenfeld, das sich bis zum Horizont hinzog. Eine zerstörte Stadt, deren Trümmer nichts Ehrwürdiges hatten, nichts vom Zauber ferner Vergangenheit spiegelten, nur kaltes Grauen. Jarlon versuchte, sich an ein Wort zu erinnern, das Lara gebraucht hatte. Nekropolis ... Tote Stadt am Meer, in der jede Spur von Leben erloschen schien. Jarlon schauerte und senkte unwillkürlich die Rechte auf den Schwertgriff, als könne er sich des Entsetzens mit der Waffe in der Faust erwehren.
    »Hier kann man nicht leben«, sagte Erein überzeugt. »Die Sonnenstadt auf dem Mars war auch tot, aber nicht so ...«
    Jarlon nickte nur.
    Er wußte, was Erein meinte. Die Ruinen der Sonnenstadt waren nicht wirklich tot gewesen, sondern belebt vom Atem der Vergangenheit, von den Spuren einer uralten Kultur, deren Geist die Terraner verstehen konnten. Hier gab es nichts, das ihnen vertraut gewesen wäre. Das Panorama der Vernichtung wirkte gespenstisch, beklemmend: eine Wüstenei, in der sie sich verirrt hätten ohne Shaaras Gabe, jeden Weg wiederzufinden, den sie einmal gegangen war.
    »Wollen wir uns eins der Gebäude von innen ansehen?« fragte sie gepreßt.
    »Versuchen wir's!« Erein hatte das Kommando über die kleine Gruppe. »Dieser Turm da drüben sieht einigermaßen unversehrt aus. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, daß wir irgend etwas finden werden, das von Nutzen für uns ist.«
    Den anderen ging es ebenso.
    Diese ganze tote Stadt bedrückte sie, stieß sie ab wie etwas Krankes, Böses, das Brass an den unerklärlichen Pesthauch erinnerte, der über den Wäldern im Herzen Afrikas mit ihren schwarzen Nebelseen und den Verdammten unter der Erde gelegen hatte. Der drahtige Tiefland-Krieger mit dem krausen braunen Haar kämpfte gegen ein Frösteln, als er den anderen zur Tür des fast unbeschädigten Gebäudes folgte. Sekundenlang glaubte er, den Blick von unsichtbaren Augen zu spüren. War wirklich alles Leben in dieser Stadt erloschen? In den radioaktiv verseuchten Wäldern hatten sie seltsame, schlangenhafte Menschen mit goldglänzender Haut getroffen, die der veränderten Umwelt trotzten. Wie mochten Wesen beschaffen sein, die in dieser gespenstischen Totenstadt ihr Leben fristeten?
    Erein wandte sich einer Treppe zu, die aufwärts führte.
    Ein paar Stockwerke stiegen sie hinauf, dann folgten sie einem der Flure, von dem Türen abzweigten. Brass untersuchte den Öffnungsmechanismus, als der rothaarige Tarether stehenblieb. Ein einfacher Metallknauf. Brass drückte dagegen, rüttelte daran, drehte - und stellte fest, daß sich die Tür auf diese Art tatsächlich öffnen ließ.
    Ein großer Raum voller Instrumentenbänke lag dahinter.
    Shaara kniff die Augen zusammen und sah sich aufmerksam um. Sie war von Helder Kerr am Computer der »Terra« ausgebildet worden. Es gab nichts, was ihr fotografisches Gedächtnis nicht sofort wiedererkannte, wenn sie es einmal
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