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Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer

Titel: Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
Autoren: Susanne U. Wiemer
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konnte.«
    »Gehen wir weiter nach oben«, schlug Erein vor. »Vielleicht kann man irgendwie auf das Dach gelangen. Das hier dürfte das höchste Gebäude sein, das noch steht.«
    Rasch verließen sie den Raum.
    Tatsächlich hatte die Treppe einen Ausstieg auf das flache Dach. Wind sang zwischen Aufbauten und Masten, deren Funktion sich die Terraner nicht erklären konnten. Hier oben gab es keine Spinnennetze. Nur ein Vogel flatterte auf, als die vier Menschen an den Dachrand traten. Ein ganz normaler, gelblich-brauner Vogel, der tremolierende Laute ausstieß. Eine dünne, einsame Stimme in der Endlosigkeit der Trümmerwüste.
    Jarlon zuckte zusammen, als er in die schuttbedeckte Straßenschlucht hinunterblickte.
    Schatten bewegten sich dort. Huschende, ungewisse Schatten, so grau wie der Staub, der die gespenstische Totenstadt erfüllte. Schon waren sie wieder verschwunden, verstohlen wie ein Spuk. Aber der eine kurze Blick hatte genügt, um den Eindruck von etwas Großem, Bedrohlichem zu vermitteln.
    Jarlon spürte, wie ihm ein eisiger Schauer über den Rücken kroch.
    *
    Ein weiter, öder Wüstengürtel umgab die Ruinen der toten Stadt. Endlos dehnten sich rötliche Geröllfelder und hellere Sanddünen in alle Richtungen. Nur an der Bucht im Norden schob sich grünes Land wie ein Keil in die Einöde. Das silbrige Band eines Flusses schlängelte sich von einer schroffen, kahlen Gebirgskette bis zum Meer. Baumwipfel waren zu erkennen, wogendes Gras und ein Karomuster, hinter dem sich von Menschenhand angelegte Felder verbergen mußten.
    Eine Oase in der Wüste. Neues Leben in der Nachbarschaft hundertfältigen Todes. Irgendwann, dachte Charru, würde vielleicht auch die Wüste wieder Leben hervorbringen. Dann würde diese schreckliche Wunde auf dem Antlitz der Erde endlich überwuchert und verborgen werden.
    Er landete das Beiboot im Schatten eines hochragenden, von der Erosion zerfressenen Felsengrats.
    Das letzte Stück war er tief geflogen, um zu verhindern, daß die unbekannten Menschen die silberne Scheibe unter dem Himmel entdeckten und vielleicht in Panik gerieten. Oder angriffen! Die Terraner wußten nichts über die Bewohner dieses Landstrichs. Auf der Erde gab es keine Fortbewegungsmittel für größere Strecken, keine Verbindung zwischen weit voneinander entfernt lebenden Rassen, die sich jede für sich entwickelt hatten - beeinflußt allenfalls durch die gelegentlichen Besuche der Marsianer. Die goldenen Geschöpfe aus den Wäldern Afrikas ähnelten in nichts jenen unglücklichen Höhlenbewohnern, die seit Generationen von Licht und Sonne abgeschnitten waren, weil sie den Keim einer tödlichen Seuche in sich trugen. Schaolis Volk hatte wenig gemein mit den wilden, hünenhaften Kriegern aus dem Norden. Und hier, an der Küste eines fremden Kontinents, mochte das Leben wieder ein völlig anderes Gesicht zeigen.
    Sonnenglast flimmerte über der Wüste, doch die Luft wirkte trotz der Hitze sauber und frisch. Lara betrachtete aufmerksam den Strahlenmesser, dessen Skalen keinerlei beunruhigende Werte zeigten. Ringsum wucherte nur karges Dornengestrüpp, aber jenseits der Felsen begannen bereits die ersten staubigen Grasbüschel. Karstein hatte das Lasergewehr geschultert. Hunon, der Riese von den alten Marsstämmen, sah sich aus schmalen Augen um. Sein dichtes, struppiges Haar hatte fast die gleiche Farbe wie die staubig-roten Wüsten seines Heimatplaneten. Er war ein schweigsamer Mann, über dessen kantigen, wie mit einem groben Messer geschnitzten Zügen ein Hauch von Düsternis lag. Nie würde er vergessen, daß sein Volk auf dem Mars als willenlose Marionetten in Reservaten vegetierte. Ein uraltes, stolzes Volk, dessen sterbende Kultur die Flüchtlinge von der Erde rücksichtslos in den Staub getreten hatten. Hunon war um sein Leben betrogen worden, und die Erinnerung an diese leeren Jahre brannte in ihm wie eine offene Wunde, die nicht heilen konnte.
    Für ihn war die Erde keine Heimat, sondern nur eine Zuflucht, ein Ort des Exils. Zu dem Erkundungsflug hatte er sich gedrängt, weil er endlich kämpfen und handeln wollte, nachdem er so lange ein willenloses Opfer gewesen war. Charru hatte ihn mitgenommen, um ihm zu beweisen, daß er dazugehörte, daß sie ihm vertrauten. Man konnte ihm vertrauen: seine Verläßlichkeit war unerschütterlich. Aber ob er je wirklich zu ihnen gehören würde, das Gefühl einer unbeglichenen Schuld begraben konnte, mit dem er sich quälte - das mußte die Zeit
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