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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
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er diesen unerklärlichen Sturz durch das Nichts jetzt schon mehrfach erlebt hatte. Auch diesmal hatte er das dunkle Gefühl, einen Abgrund zu durchmessen. Doch als er seinen Körper wieder spürte und seine Sinne erwachten, wußte er sofort, wo er sich befand und was geschehen war.
    Heißer Wind, der über ihn hinwegblies.
    Sand prickelte auf seiner Haut, die Luft schmeckte nach dem bitteren Staub der Wüste.
    Mühsam öffnete Charru die Augen. Er lag auf der Seite, halb gegen einen scharfkantigen Stein gelehnt, und vor ihm dehnte sich die rote Ebene ohne einen einzigen Grashalm, ohne ein Zeichen von Leben.
    Als er den Kopf drehte, sah er die rote Stadt: zerbröckelnde Ruinen.
    Kein Banner mehr, keine festen Tore, keine fremdartigen Menschen. Und der Himmel war leer. Es gab kein heulendes, in einen Feuermantel gehülltes Raumschiff. Nur sehr fern im Süden waren ein paar silberne Punkte zu sehen, die rasch kleiner wurden: die Polizei-Jets auf dem Rückflug nach Kadnos.
    Charru schloß die Augen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Er glaubte immer noch, daß sie einen Traum oder eine Halluzination erlebt hatten. Aber wenn das so war, dann hatte dieser Traum oder die Halluzination sie jedenfalls vor dem marsianischen Suchtrupp gerettet, und dafür gab es kein vernünftige Erklärung.
    Charru zweifelte nicht mehr daran, daß die alte Sonnenstadt ein Geheimnis barg, das sie noch nicht entdeckt hatten.
X.
    Eine Viertelstunde später landeten sie auf dem Säulen-Platz, wo ihre Gefährten gerade aufbrechen wollten, um nach ihnen zu suchen.
    Der Jubel verebbte schnell: Katalins bleiches Gesicht, Charru zusammengepreßte Lippen und Camelos gedankenverlorene Blick verrieten, daß durchaus nicht alles in Ordnung war. Der marsianische Suchtrupp hatte die Sonnenstadt unverrichtete Dinge verlassen. Und Gillon berichtete, was Charru bereits am Stand der Sonne abgelesen hatte: daß mindestens zwei Stunden vergangen waren.
    Zwei Stunden!
    Charru, Camelo und Katalin hatten diese Zeit völlig ungedeckt im freien Gelände zwischen der Stadt und den Felsennadeln verbracht. Die Marsianer hätten sie entdecken, hätte auch die Jets finden müssen; es gab gar keine andere Möglichkeit. Und doch war es nicht geschehen.
    Charru riß sich zusammen und versuchte, seine tiefe Verwirrung zu ignorieren. Daß Beryl von Schun und Helder Kerr inzwischen eine Sammlung von Filmen entdeckt hatten, nahm er vorerst nur am Rande zur Kenntnis. Beryl hatte es genau wie die anderen nicht mehr in dem Labyrinth gehalten, als er hörte daß Charru, Camelo und Katalin nicht zurückgekehrt waren. Jetzt lehnte er mit verschränkten Armen an einer der Säulen des Platzes, wartete auf den Bericht und behielt dabei Kerr in Auge.
    Charrus Blick suchte Dayel.
    Der junge Akolyth hatte sich durch den Kreis der anderer gedrängt. Sein Gesicht war schneeweiß, die Lippen zitterten. Als er Charrus Augen begegnete, schluckte er krampfhaft.
    »Sie waren es, nicht wahr?« flüsterte er.
    Camelos Kopf zuckte herum. Charru hob die Brauen.
    »Wer?« fragte er.
    »Die Unsichtbaren ...« In der plötzlichen Stille drang Dayels dünne, schwankende Stimme in jeden Winkel »Ich ...ich habe ihre Nähe gespürt. Ich war unten. Und plötzlich ...plötzlich spürte ich, daß sie da waren ...etwas taten...«
    »Zum Teufel mit deinen Unsichtbaren!« knurrte Karstein erbittert.
    »Aber sie sind da! Ich schwöre es! Sie sind da unten ...Ich habe Angst, ich will hier weg, ich ...«
    »Ruhig, Dayel!«
    Mircea Shar war neben ihn getreten und legte den Arm um seine Schultern. Der Junge zitterte. Charru spannte sich und versuchte, das jähe Gefühl der Beklemmung abzuschütteln.
    Sekundenlang zögerte er, während die Blicke der anderen wieder von Dayel zu ihm wanderten. Bar Nergal und die übrigen Priester waren nirgends zu sehen. Aber ein paar Männer und Frauen aus dem Tempeltal standen in der Nähe, mit blassen, angstvollen Gesichtern.
    »Ist vielleicht sonst noch jemand hier, der glaubt, irgendwelche Unsichtbaren gesehen oder vielmehr gespürt zu haben?« fragte Charru mit einem genau berechneten ironischen Unterton. Und als es still blieb: »Gut! Dann werden wir damit weitermachen, die unterirdischen Räume zu erforschen. Das ist der einfachste Weg, hinter ihr Geheimnis zu kommen. Ein Geheimnis, das mit der Technik zusammenhängen dürfte. Oder mit unbekannten Naturgesetzen. Aber jedenfalls nicht mit Geistern, die unsichtbar herumschleichen.«
    »Und warum sollte es nichts Unsichtbares
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