Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
dem Rücksitz. Der Gleiter jagte dicht an den Felsennadeln vorbei, und in der nächsten Sekunde überstürzten sich die Ereignisse.
    Der Lenker des Polizeijets war nicht mit dem Gelände vertraut.
    Wahrscheinlich galt seine Aufmerksamkeit dem Fahrzeug, das er verfolgte und abschießen wollte, nicht der Umgebung. Er hatte zu stark beschleunigt, und er bremste zu heftig ab, als ihm klarwurde, daß er den Felsennadeln gefährlich nahe kam. Charru sah den silbernen Vogel unmittelbar neben dem äußeren Steinblock. Einen Moment lang schien es, als werde alles gutgehen. Dann erschütterte ein Ruck das Fahrzeug, als es den Felsen streifte. Funken sprühten, eine Staubwolke wirbelte. Der Jet wurde herumgerissen, überschlug sich in der Luft und krachte mit der Kuppel auf den geröllbesäten Boden.
    Kerr hatte den Atem angehalten.
    Charru bremste sofort und zwang das Fahrzeug in eine enge Kurve. Roter Staub nahm ihm die Sicht auf den verunglückten Jet - aber nicht auf die Ausläufer der Hügel.
    Hatten die Fremden dort gelauert, bereit, sich auf jeden zu stürzen, der ihnen zu nahe kam?
    Charru wußte es nicht. Er sah nur, wie es in der Schwärze einer Schlucht lebendig wurde, wie ein Dutzend Gestalten aus der Dunkelheit kamen und durch das dürre Gestrüpp brachen. Die Staubwolke senkte sich. Der demolierte Jet lag immer noch auf der Kuppel. Jetzt bewegte er sich, schaukelte, kippte langsam zur Seite, und Charru begriff, daß jemand von innen den Öffnungsmechanismus betätigt hatte.
    Vier Männer in den schwarzen Uniformen des Vollzugs stolperten ins Freie.
    Sie waren benommen, vermutlich verletzt, jedenfalls unfähig, die Situation richtig einzuschätzen. Sie sahen nur den Gleiter herankommen, den sie eben noch hatten abschießen wollen. Sekundenlang waren die angstverzerrten Gesichter unter den roten Helmen zu erkennen, dann warfen sich die Männer blindlings herum und rannten.
    Viel zu spät bemerkten sie die Angreifer aus den Hügeln.
    Charru landete den Jet, schwang sich hinaus, zog in einer fließenden Bewegung das Schwert aus der Scheide. In diesen Sekunden dachte er nicht daran, daß Helder Kerr die Chance nutzen könnte, mit dem Gleiter zu fliehen. Und der Marsianer kam nicht auf den Gedanken, auch für ihn existierten jetzt nur noch die vier Vollzugsbeamten, die angesichts der neuen Bedrohung erschrocken zurückprallten. Sie waren so benommen gewesen, daß sie nicht einmal daran gedacht hatten, ihre Waffen aus dem verunglückten Fahrzeug mitzunehmen. Jetzt warfen sie sich von neuem herum, wollten zu dem Jet zurückfliehen, doch es war bereits zu spät.
    Wie eine unheilvolle Woge schlugen die Angreifer über ihnen zusammen.
    Abgehackte Schreie, Keuchen, ein kurzes, wildes Handgemenge - das alles spielte sich in wenigen Sekunden ab. Charru rannte auf den Pulk von Körpern zu, das Schwert in der Faust. Hinter sich hörte er Kerrs Schritte; auf der anderen Seite des Gleiters war Camelo stehengeblieben und hob das Lasergewehr. Er zielte auf den Boden, ließ den zischenden weißglühenden Strahl wandern, und jetzt endlich lösten sich die Angreifer von ihren Opfern.
    »Weg!« kreischte jemand schrill.
    Die Woge flutete zurück. Wie ein Spuk verschwanden die zerlumpten, ausgemergelten Gestalten zwischen Felsen und Gebüsch. Camelo hatte das Gewehr gehoben. Sein Gesicht war fahlweiß im Mondlicht, und seine Hände zitterten von der Anstrengung, die es ihn kostete, nicht die Beherrschung zu verlieren und den Laserstrahl auf die Fliehenden zu richten.
    Sie waren krank.
    Sie wußten nicht, was sie taten. Aber der Anblick der vier toten Vollzugspolizisten brachte auch Charru an den Rand seiner Beherrschung, und hinter sich hörte er Helder Kerr dumpf aufstöhnen.
    Minuten später waren auch Jarlon und Karstein da. Aus einem der Torbögen in der Stadtmauer löste sich eine Gruppe Menschen: Gerinth, Gillon und Erein, Ayno, Beryl und Brass. Stumm starrten sie auf die Toten. Charru preßte die Lippen zusammen und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Sie haben mit Sicherheit Alarm gegeben«, stellte er fest. »Man wird nach ihnen suchen, und zwar sehr bald. Drei Mann bringen die Jets in Sicherheit, die anderen ziehen sich in das Labyrinth zurück.«
    Gillon, Erein und Brass übernahmen die Fahrzeuge.
    Charru und Camelo bezogen Posten auf einem Dach, von dem aus sie notfalls mit wenigen Schritten den gemauerten Schacht erreichen konnten. Zwanzig Minuten später beobachteten sie, wie sich eine Gruppe von drei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher