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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
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schob ihn weiter.
    Dayel würde in den nächsten Stunden nicht allein sein.
    Charru sah den beiden Männern nach, dann wandte er sich Beryl vom Schun zu, der ihm ein Zeichen gemacht hatte. Auch Beryl wirkte blaß und bedrückt. Nur in seinen hellen Augen lag unterdrückte Erregung.
    »Du wirst müde sein«, meinte er. »Aber vielleicht willst du dir trotzdem erst anschauen, was Helder Kerr entdeckt hat.«
    »Sicher.«
    Charru straffte die Schultern und warf das Haar zurück. Er hatte gelernt, sich mit der unerbittlichen Realität des Todes abzufinden. Er hatte es gelernt, weil die Menschen des Tieflands immer gezwungen gewesen waren, dem Tod ins Gesicht zusehen.
    Als er wenig später einen kleinen Raum betrat, in dem sich Helder Kerr über ein fremdartiges Gerät beugte, hatte er sich wieder völlig in der Gewalt.
    Der Marsianer richtete sich auf. Seine Augen waren rot gerändert. Er hatte offenbar wenig geschlafen, da ihm die Technik dieses Labyrinths zu sehr fesselte.
    »Wissen Sie, was das ist«, fragte er.
    »Nein.«
    »Eine Art Mikrofilm-Betrachter. Und die dazugehörenden Filme enthalten Informationen über alles an menschlicher Technik seit der Erfindung des Rades.«
    »Wirklich alles?« fragte Charru, der sofort begriff, worauf Kerr hinauswollte.
    Der Marsianer lächelte matt.
    »Wirklich alles«, bestätigte er. »Unter anderem die kompletten Konstruktionspläne der Raumschiffe aus der 'Terra'-Serie.«
XI.
    In der Abenddämmerung brachen sie mit dem Polizei-Jet und dem großen Gleiter auf.
    Den ganzen Tag über hatten sie sich mit den Unterlagen über das Schiff beschäftigt. Es war schwer, langwierig, es gab zahllose Einzelheiten, die sie nicht verstanden, Fragen, auf die sie sich die Antworten mühsam aus den gespeicherten Informationen anderer Mikrofilme zusammensuchen mußten. Bis sie das alles begriffen, würden Wochen vergehen, vielleicht Monate. Aber Beryl war Feuer und Flamme, und inzwischen war auch Charru weit genug mit der Materie vertraut, um zu glauben, daß sie zumindest eine Chance hatten.
    Die »Terra I« war nicht zerstört worden.
    Sie stand immer noch an ihrem Platz am Rande der Garrathon-Berge. Allerdings bestand die Möglichkeit, daß sie vom marsianischen Vollzug bewacht wurde. Um das herauszufinden, waren die Terraner unterwegs - mit zwei Fahrzeugen, da sie sich gegen ein mögliches Versiegen der Antriebs-Energie absichern wollten.
    Jarlon und Karstein flogen den Polizei-Jet, Charru lenkte den Gleiter. Camelo lehnte neben ihm, Helder Kerr kauerte auf einem der Rücksitze. Für alle Fälle hatten sie ein Lasergewehr mitgenommen, obwohl sie einen Zusammenstoß mit dem marsianischen Vollzug auf jeden Fall vermeiden wollten.
    Kerr wirkte angespannt bis in die Fingerspitzen.
    Er war mitgekommen, weil sie ihn brauchten, um in der »Terra« bestimmte technische Einzelheiten zu überprüfen - falls das Schiff nicht bewacht wurde. Zu der Überzeugung, daß sie ihn brauchten, hatte er sie sehr geschickt gebracht, aber doch nicht geschickt genug, als daß Charru es nicht gemerkt hätte. Kerr wartete auf seine Chance. Nicht erst seit heute. Seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit war Taktik gewesen und bedeutete durchaus nicht, daß er bereit war, gegen die Interessen seines Staates zu handeln.
    Zweimal gingen die beiden Fahrzeuge für einpaar Minuten auf volle Beschleunigung.
    Jarlon und Charru konnten sich verständigen, da sie sich inzwischen auch mit der Einrichtung der Bord-Kommunikation vertraut gemacht hatten. Als vor ihnen am südlichen Horizont die Kuppen der Garrathon-Berge auftauchten, gingen sie tiefer und ließen die Jets in der Grundhöhe weitergleiten. Genau wie bei ihrer Flucht in die Sonnenstadt benutzten sie den tief eingeschnittenen Canyon, der im Bogen zum Landeplatz der »Terra« führte, und stellten die Fahrzeuge in der Nähe des Schiffs ab.
    Charru wandte sich um. Im Licht der beiden Monde glänzten seine Augen wie Gletschereis.
    »Versuchen Sie es nicht, Kerr«, sagte er hart.
    »Was?« fuhr der Marsianer auf.
    »Zu fliehen! Oder glauben Sie, ich wüßte nicht, warum Sie uns von den Informationen über die 'Terra' erzählt haben? Sie rechneten damit, daß wir hierher fliegen würden, um herauszufinden, ob das Schiff bewacht wird, und sie haben uns ganz bewußt dazu gebracht, Sie mitzunehmen. Aber ich warne Sie. Karstein wird Sie nicht aus den Augen lassen. Ein Fluchtversuch würde Ihnen allenfalls die Bekanntschaft mit seiner Faust eintragen.«
    Kerr preßte die Lippen
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