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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
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zusammen.
    Er fühlte sich durchschaut, doch er brachte es immerhin fertig, hochmütig die Schultern zu zucken, während er ausstieg. Jarlon warf ihm einen drohenden Blick zu, und Karstein reckte grimmig die mächtigen Schultern.
    »Camelo und ich werden gehen«, sagte Charru knapp. »Ein Falkenschrei bedeutet Gefahr. Wenn ihr ihn zweimal hört, könnt ihr nachkommen.«
    »Und wenn wir überhaupt nichts hören, weil man euch zum Beispiel mit Betäubungsstrahlen traktiert hat?« fragte Karstein gedehnt.
    »Wartet eine halbe Stunde, das dürfte auf jeden Fall genügen. Danach mußt du dich mit deinen Entscheidungen nach der Lage richten. Paßt auf Kerr auf und denkt daran, daß wenigstens einer von euch die Sonnenstadt erreichen muß, damit die anderen Bescheid wissen.«
    Karstein nickte nur.
    Kerr hatte das Gespräch mit hochgezogenen Brauen verfolgt: für ihn war die Selbstverständlichkeit, mit der diese Barbaren Gefahr und Tod in ihre Überlegungen einbezogen, immer wieder erstaunlich. Genau wie die zähe Beharrlichkeit, mit der sie ihr Ziel verfolgten, die »Terra I« wieder flugfähig zu machen. Und genau wie diese schwer begreifbare Zusammengehörigkeit, die alle persönlichen Gegensätze überbrückte und die er deutlich gespürt hatte, als er einen Blick auf die barbarische Szene der Feuerbestattung warf.
    Sie hatten um den Mann mit dem Namen Mircea Shar getrauert, obwohl er der verhaßten Priesterkaste angehörte.
    Sie hatten nicht einmal etwas gegen den überspannten Jungen unternommen, der doch offensichtlich die Schuld trug. In der Gesellschaft der Vereinigten Planeten wäre jemand wie dieser Dayel sofort isoliert und der Maschinerie verschiedenster Disziplinierungs-Maßnahmen ausgeliefert worden. Die Terraner hatten ihn nicht nur in Ruhe gelassen, sondern sich ganz offensichtlich bemüht, ihn zu trösten. Kerr wußte inzwischen, daß jeder einzelne von ihnen der Gemeinschaft gegenüber die gleiche Verpflichtung empfand wie irgendein marsianischer Bürger für seinen Staat. Aber diese Gemeinschaft, speziell die der Tiefland-Stämme, schien sich auf der anderen Seite für jeden einzelnen verantwortlich zu fühlen, sogar für die lächerlichen Probleme eines durchgedrehten Sechzehnjährigen, und das war ein Punkt, den Helder Kerr einfach nicht begreifen konnte.
    Natürlich war es unvernünftig.
    Und doch - wie sicher mußte sich jemand fühlen, der zu dieser Gemeinschaft gehörte. Sicher nicht in einem äußerlichen Sinne, nicht so, wie die Bürger der Vereinigten Planeten sicher waren. Aber sicher in dem Bewußtsein, von der Gemeinschaft akzeptiert und geschützt zu werden, und nicht jeden Fehler, jedes Versagen teuer bezahlen zu müssen.
    Helder Kerr grübelte immer noch, während er den beiden Gestalten nachsah, die sich durch den Schatten des Canyons bewegten.
    Charru und Camelo turnten geschickt den Steilhang hinauf. Vor ihnen zeichneten sich die vertrauten Umrisse der Felsenbarriere ab, über der sich die Spitze der »Terra 1« erhob. Geduckt huschten sie weiter, suchten sich ihren Weg durch Geröll und Steinblöcke, tauchten schließlich in die Schwärze eines Einschnitts in den Felsen.
    Eine halbe Minute später lag die »Terra« vor ihnen.
    Charrus Blick wanderte zu dem geschmolzenen Gestein im Süden - das einzige, was von der Felsenbarriere dort übrig geblieben war, nachdem sie den Energiewerfer des Schiffs darauf gerichtet hatten. Jetzt konnte man, fahl im Mondlicht, die Wüste sehen, wo damals die marsianische Armee herangerückt war. Damals? Charru machte sich klar, daß es erst wenige Tage zurücklag, Tage, in denen sich die Ereignisse überstürzt hatten. Lara ...Der Verrat der Priester ...Shea Orlands Tod. Mircea Shar hatte den Treueeid geschworen, um seinen Verrat auszulöschen, und jetzt lebte auch Mircea Shar nicht mehr...
    »Siehst du einen Polizei-Jet«, fragte Camelo gepreßt.
    Charru schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube auch nicht, daß sie ihn einfach offen irgendwo abstellen würden. Wenn sie das Schiff bewachen, tun sie das, weil sie annehmen, daß wir hierher zurückkommen werden, und weil sie uns eine Falle stellen wollen.«
    »Vermutlich. Davon abgesehen dürften sie auch die Möglichkeit haben, den Platz aus größerer Entfernung zu überwachen.«
    Camelo zögerte sekundenlang, dann flog ein schnelles Lächeln über sein Gesicht, während er sich in der Deckung aufrichtete. Ehe Charru es verhindern konnte, glitt er über die Schräge und lief ein paar Schritte durch die
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