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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schwert, sondern nach der kleinen dreieckigen Grasharfe. Schrecken und Verwirrung schienen aus seinem Gesicht wie weggewischt, die blauen Augen brannten in einem tiefen, verwunderten Feuer.
    »Es sind die alten Marsstämme«, flüsterte er. »Das ist die Stadt, wie sie war, als sie noch lebte - vor vielen, vielen Jahren.«
    Charru biß sich auf die Unterlippe, bis er Blut schmeckte.
    »Hör auf!« stieß er hervor. »Du weißt, daß es eine Halluzination ist! Daß es nur Traum sein kann!«
    »Eine Halluzination? Spürst du nicht, daß die Sonne anders scheint, daß die Luft nicht nach Staub schmeckt, daß der Wind weicher ist?«
    »Ja«, flüsterte Katalin. »Ich spüre es auch. Aber es ist doch unmöglich...«
    Charrus Faust umspannte den Griff des Schwertes.
    Auch er spürte den Wandel. Er wußte, daß diese veränderte Landschaft wirklich war - so wirklich wie jenes fremdartige Reich unsichtbarer Wesen, das er in der riesigen Halle des Labyrinths gesehen hatte. Aber er wehrte sich gegen die Erkenntnis, schüttelte heftig den Kopf.
    »Es muß ein Traum sein! Wir haben die Ruinen gesehen. Wir haben sie angefaßt, wir...«
    Er verstummte.
    Irgendwo dort drüben in der verwandelten, belebten Sonnenstadt erhob sich ein Alarmruf, pflanzte sich fort, wurde weitergetragen, bis Straßen und Gassen von Geschrei widerhallten. Selbst aus der Entfernung war das Knarren zu hören, mit dem schwere Riegel zurückgeschoben wurden und eins der massiven Tore aufschwang. Menschen strömten heraus. Männer, Frauen und Kinder in farbenfroher, kostbar gearbeiteter Kleidung. Sekundenlang waren die drei Terraner wie gebannt von dem seltsamen Schauspiel, dann griff Charru hastig nach Katalins Arm.
    »Zurück!« stieß er durch die Zähne.
    »Wer weiß, was passiert, wenn sie uns entdecken.«
    Geduckt huschten sie wieder zu den hochragenden Felsennadeln.
    Die Jets standen noch dort. Aber sie standen nicht mehr so wie sie sie zurückgelassen hatten, das sah Charru auf Anhieb.
    Die Mulde existierte nicht mehr.
    Auch nicht der Wall aus angewehtem Sand. Nur die Steine hatten sich nicht verändert und boten immer noch Deckung. Camelo lächelte, als er sich in den Schatten kauerte. Seine Augen leuchteten.
    »Immerhin scheinst du den Traum für wirklich genug zu halten, um seine Gefahren zu respektieren«, stellte er fest. Und ernster: »Glaubst du, daß es möglich ist, rückwärts in die Zeit zu gelangen, Charru? Oder daß es irgendeine Möglichkeit gibt, die Vergangenheit lebendig zu machen - so ähnlich, wie es die Marsianer in ihren Filmen tun?«
    Charru zuckte die Achseln.
    Gespannt spähte er zu den Menschen hinüber, die sich vor dem Stadttor drängten. Sie gestikulierten, schrien durcheinander, zeigten immer wieder aufgeregt nach oben. Charru folgte ihrer Blickrichtung und kniff die Augen zusammen, als er den kleinen silbernen Punkt am Himmel entdeckte.
    Ein Punkt, der größer wurde, gleißend das Sonnenlicht zurückwarf, binnen Sekunden zu einem zylinderförmigen Metallkörper anwuchs, der sich dem Boden näherte.
    Ein donnernder Krach mischte sich mit dem vielstimmigen Aufschrei der Menschen. Sekundenlang sah es so aus, als reite das unbekannte Ding auf einem Feuerstrahl. Charru war sich nicht bewußt, daß er den Atem anhielt. Das Bild vor seinen Augen weckte ein anderes Bild, eine Erinnerung, und im nächsten Moment begriff er, was er vor sich hatte.
    Ein Raumschiff!
    Ein Schiff, das der »Terra I« glich! Und der donnernde Krach, das schrille Heulen, der Ring aus Feuer - das war nichts anderes als das erste Zünden der Bremsraketen.
    Schreien und taumelnd vor Schrecken flohen die Menschen der Sonnenstadt in den Schutz ihrer Mauern zurück.
    Das Schiff wurde größer und größer, schien ins Gigantische zu wachsen. Ein grelles, fauchendes Geräusch ließ die Luft zittern und bohrte sich in Charrus Hirn gleich einem glühenden Nagel. Undeutlich sah er, wie Katalin neben ihm die Hände gegen die Ohren preßte. Feuriges Gleißen blendete ihn, sein Kopf dröhnte, und erst nach Sekunden wurde ihm klar, daß das jähe Schwindelgefühl nicht allein vom Lärm des landenden Schiffs herrühren konnte.
    Diesmal kam die Dunkelheit nicht langsam, sondern glich einer Explosion der Schwärze tief in seinem Schädel.
    Er spürte, daß er fiel.
    Taumelnd, endlos, von unwiderstehlichen Gewalten in einen unbekannten Raum geschleudert, in dem sein Bewußtsein ertrank wie in einem bodenlosen Brunnen. Aber das Gefühl der Panik blieb aus, vielleicht, weil
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