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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen
Autoren: Deborah Crombie
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zu schleppen, und sich dabei weiter leise mit ihr unterhielt. Wenige Minuten später saßen sie schon alle um den Tisch herum, und während die Hunde sich vor dem Ofen auf dem Boden rangelten, löste das gemeinsame Essen und Trinken allmählich die Zungen der Zweibeiner.
    Gemma, die zwischen Toby und Rosemary saß, achtete argwöhnisch auf die Tischmanieren ihres Sohnes und hoffte nur, dass er nicht allzu gierig schlingen oder gar mit vollem Mund reden würde. Kit saß auf der anderen Seite des Tisches, zwischen Lally und seinem Großvater, und Sam hatte sich in die kleine Lücke am Kopfende gezwängt.
    Kit beantwortete die Fragen seines Großvaters über seine Schule höflich – wenn auch nicht ganz wahrheitsgemäß, wie Gemma fürchtete -, doch ihr fiel auf, dass er immer noch jeden direkten Blickkontakt mit Lally vermied.
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Rosemary zu, die gerade sagte: »… haben wir vor, nach dem Abendessen bei Juliet in die Mitternachtsmesse zu gehen, wenn euch das recht ist, Gemma. Das ist so eine Art Tradition in unserer Familie.«
    »Ich weiß«, erwiderte Gemma. »Duncan hat es mir erzählt. Wir wollten letztes Jahr auch gehen, aber es ist … etwas dazwischengekommen.« Es war natürlich die Arbeit gewesen, die ihnen ausgerechnet am Heiligabend in die Quere gekommen war. Und das war erst der Anfang gewesen.
    Ein Schatten legte sich auf Rosemarys Gesicht. »Gemma, meine Liebe, ich bin ja nie dazu gekommen, dir persönlich zu sagen …«
    »Ich weiß. Es ist schon in Ordnung.« Es war die Antwort, die Gemma von Mal zu Mal leichter über die Lippen kam, und
die Erkenntnis wurde von einem unerwarteten Gefühl des Verlusts begleitet. Ihre Trauer hatte ihr etwas gegeben, woran sie sich festhalten konnte, eine beinahe greifbare Verbindung zu dem Kind, das sie verloren hatte; aber jetzt begann ihr selbst das zu entgleiten.
    Sie suchte angestrengt nach einem neuen Thema und fand es, indem sie fragte: »Seid ihr Heiligabend immer zum Essen bei Juliet?« Ihre eigene Familie kam gewöhnlich bei Gemmas Schwester zusammen; allerdings war für Gemma ein Abend mit Cyns Kindern, diesen hyperaktiven Zuckerjunkies, eher eine anstrengende Pflichtübung als ein besinnliches Fest.
    »Ja, sie hat immer darauf bestanden, schon als die Kinder noch klein waren.« Rosemary warf einen besorgten Blick auf die große Uhr über dem Herd. »Ich kann mir nicht vorstellen, was sie so spät noch allein auf der Baustelle wollte – und das ausgerechnet an Heiligabend. Was könnte sie da nur gefunden …« Sie brach ab, ihr Blick streifte die Kinder, und sie fuhr stattdessen fort: »Denkst du, dass es noch lange dauern wird?«
    Gemma zögerte, ihr die Wahrheit zu sagen. Wenn Juliet tatsächlich eine Leiche gefunden hätte, dann wäre das verspätete Heiligabenddinner vielleicht die geringste ihrer Sorgen. »Ich kann es wirklich nicht sagen. Können wir euch in der Zwischenzeit mit irgendwas helfen?«
    »Nein. Es gibt nur Schinken und Salate, und die wird Juliet schon vorbereitet haben. Und Caspar würde sich auch bedanken, wenn ich ungefragt in seiner Küche herumfuhrwerken würde«, fügte sie hinzu und zog ein Gesicht. »Dabei hat er selbst kein Problem damit, sich bei meinem Punsch zu bedienen …« Diesmal war es der kurze Blick ihrer Enkelin, der sie verstummen ließ. »Warten wir noch ein bisschen«, fuhr sie hastig fort. »Wir werden sicher bald von ihnen hören.«
    Die beiden kleineren Jungen hatten sich inzwischen das letzte Scone geteilt. Nun stellte Sam seine Tasse auf den Teller
und stand auf. »Oma, dürfen wir gehen? Kann ich Toby und Kit die Ponys zeigen?«
    »Ihr werdet ja gar nichts sehen können«, meinte Rosemary, aber Sam hatte seine Erwiderung schon parat: »Wir nehmen Taschenlampen mit, und Jack findet bestimmt die Ponys. Bitte, dürfen wir?«
    Toby rutschte vor Aufregung schon wie wild auf seinem Stuhl hin und her, und selbst Kit schien interessiert. »Mami, du kommst doch mit, oder?«, fragte Toby und zog an Gemmas Hand.
    »Ja, wenn Oma Rosemary es erlaubt«, erwiderte sie, und ihr fiel auf, wie selbstverständlich ihr Tobys Anrede für Kincaids Mutter über die Lippen kam.
    Nach einem weiteren Blick auf die Uhr gab Rosemary großzügig nach. »Na schön. Aber packt euch gut ein, und nehmt auf jeden Fall die anderen Hunde an die Leine. Wir wollen doch nicht, dass sie querfeldein über die Felder laufen, wo sie sich doch hier gar nicht auskennen.«
    »Ich sollte hierbleiben und dir helfen«,
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