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So unwiderstehlich reizvoll

So unwiderstehlich reizvoll

Titel: So unwiderstehlich reizvoll
Autoren: Anne Mather
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Cary mitten auf der Straße zu streiten, wäre ausgesprochen peinlich. Also willigte sie schweren Herzens ein. „Gut, aber ich möchte nur ein Sandwich und einen Kaffee. Lass uns in das Bistro dort drüben gehen, dort bin ich öfter.“
    „Du trägst ja keinen der Ringe“, bemerkte er, nachdem sie sich gesetzt hatten. „Zusammen sind sie eine viertel Million wert, weißt du das eigentlich?“
    Fassungslos sah sie ihn an. „Du machst Witze!“
    „Nein, ich habe die Gutachten für die Versicherung gesehen.“ Er zögerte. „Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du sie mir leihen würdest – als Sicherheit für einen Kredit.“
    „Das kann ich nicht.“
    „Wieso kannst du das nicht?“
    „Ich habe sie nicht mehr alle. Den Rubin habe ich gestern an Raphael zurückgeschickt. Er gehörte seiner Mutter, und …“
    „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“ Carys nur mühsam gewahrte Beherrschung brach in sich zusammen. „Der Rubin ist das kostbarste Stück, hast du das denn nicht gewusst? Ich weiß, mir war sein wahrer Wert anfangs auch nicht bewusst. Doch offensichtlich handelt sich um einen äußerst seltenen burmesischen Stein, der noch dazu lupenrein ist.“
    Was für ein Segen, mit Cary in einem gut besuchten Bistro zu sitzen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie allein gewesen wären und er seiner Wut freien Lauf gelassen hätte. „Umso besser, dass ich ihn zurückgegeben habe“, antwortete sie ruhig. „Wenn das alles war, was du mir sagen wolltest, gehe ich jetzt zurück ins Geschäft.“
    „Aber was ist mit den anderen Ringen?“ Plötzlich war er wieder die Freundlichkeit in Person.
    „Was soll damit sein?“
    „Leihst du sie mir? Du bist mir etwas schuldig, Juliet. Ohne die Referenz von mir hättest du deinen Job niemals bekommen.“
    „Das ist doch wohl die Höhe! Ich habe meinen Teil des Abkommens erfüllt und obendrein auf die vereinbarte Bezahlung verzichtet. Du hast die Aktien geerbt, Cary, die sollten doch wohl als Sicherheit reichen.“
    „Träum weiter! Der Verkaufserlös hat kaum gereicht, um meine Schulden zu begleichen.“ Als Juliet aufstehen wollte, hielt er sie am Arm fest. „Wenn du übrigens glaubst, Marchese würde dir deine Großzügigkeit honorieren, vergiss es. Die gute alte Olivia ist sich ihrer Sache ziemlich sicher.“
    Obwohl Juliet Carys Andeutungen über Olivia und Raphael keine Bedeutung beimaß, fragte sie sich, wie Raphaels Leben in Zukunft aussehen würde. Tregellin zu erben war ein unverhoffter Glücksfall gewesen – das stark vernachlässigte Anwesen zu renovieren und auf Dauer zu unterhalten dagegen eine ganz andere Sache.
    Eine mögliche Lösung des Problems lag in dem Vorgehen, das Cary damals so ungeschickt auf der Abendgesellschaft vorgeschlagen hatte. Wenn Raphael einige Ländereien verkaufte, besaß er genug Kapital, um das alte Haus von Grund auf zu sanieren. Es war verständlich, dass Lady Elinor in ihrem hohen Alter diesen Weg gescheut hatte, doch wenn Raphael das Gebäude in seiner historischen Form erhalten wollte, musste er etwas unternehmen.
    Sie aß einen Bissen von der Tiefkühlpizza, die sie sich zum Abendessen in den Ofen geschoben hatte. Glücklicherweise waren das alles nicht ihre Probleme. Ihre Beziehung zu Tregellin und seinen Bewohnern war nur sehr kurz und oberflächlich gewesen, trotzdem quälte sie noch immer das Gefühl, Lady Elinors Großzügigkeit nicht verdient zu haben.
    Als sie ihr Geschirr spülte, klingelte es unten an der Eingangstür. Schnell trocknete sie sich die Hände ab und ging zur Sprechanlage. „Ja bitte?“
    „Juliet?“
    Ihr Mund wurde trocken. „Ja.“
    „Darf ich hochkommen?“
    Nach dem, wie Raphael sie auf der Beerdigung behandelt hatte, hätte sie eigentlich ablehnen müssen. Doch der Wunsch, ihn wiederzusehen, war stärker als ihr Stolz. „Okay.“ Sie drückte den Türöffner und raste ins Badezimmer.
    Bis er vor ihrer Tür stand, blieb ihr knapp eine Minute. Das Make-up auffrischen zu wollen, war daher illusorisch. Schnell tauschte sie den Minirock und das figurbetonte Seidenoberteil aus der Boutique gegen ein verwaschenes, pinkfarbenes T-Shirt und uralte Bermudas von undefinierbarem Grau aus. Ihr blieb gerade noch die Zeit, sich mit dem Kamm durch das offene Haar zu fahren, als es auch schon klingelte.
    Hastig schloss sie die Türen zu Bad und Schlafzimmer und lief barfuß, wie sie war, zum Eingang. Bevor sie die Klinke drückte, atmete sie noch einmal tief durch.
    Zum Greifen
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