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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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PROLOG
    Der international tätige Waffenhändler und verurteilte Verbrecher Ian Rasmussen blickte über die düstere Landschaft Missouris und ließ sich den eisigen Novemberwind ins Gesicht wehen. Er atmete tief ein und genoss den süßen Geschmack der Freiheit, die man ihm sechs lange Jahre genommen hatte.
    Der Dieselmotor des Sattelschleppers, der auf der anderen Seite des Parkbereichs stand, rumpelte im Leerlauf wie Donnergrollen vor sich hin. Laut den Frachtpapieren des Fahrers würde die Schiffsladung italienischer Möbel im Truck noch in dieser Nacht an ein Möbelhaus in Denver ausgeliefert werden. Aus den Papieren ging allerdings nicht hervor, dass sich im vorderen Bereich des Containers ein verborgener Raum befand – ein gut ein mal drei Meter großer Raum, komplett ausgestattet mit Heizung, einer gut bestückten Bar, Fernseher, Satellitentelefon und einem Ledersessel.
    Selbst auf der Flucht vor sämtlichen Strafverfolgungsbehörden des mittleren Westens reiste Ian Rasmussen gerne mit Stil.
    Zitternd vor Kälte stand der Fahrer neben dem Truck und rauchte eine Zigarette. Die Beifahrertür wurde geöffnet, und Derrick LeValley, ein ehemaliger Deputy Marshal, trat in das graue Licht der Abenddämmerung. Rasmussen hatte ihn für eine Million Dollar gekauft. Der Preis war hoch, doch jeder Penny hatte sich gelohnt.
    „Es tut mir leid, Mr Rasmussen, aber wir müssen los. Die Feds weiten ihre Suche derzeit aus. Es ist das Beste, wenn wir in Bewegung bleiben, bis sich die ganze Situation ein bisschen beruhigt hat.“
    Rasmussen drehte sich zu LeValley um, der vor gerade einmal fünf Stunden mit gefälschten Transportpapieren im Terre Haute Federal Prison eingetroffen war und es mit ihm zusammen verlassen hatte. LeValley hatte ihn in seinen Sattelschlepper verfrachtet, und seitdem waren sie Richtung Westen gefahren.
    „Ich will die Liste sehen“, sagte Rasmussen.
    LeValley griff in seine Jackentasche und zog einen Computerausdruck hervor. „Sie haben keine Ahnung, wie gefährlich es war, an diese Information zu kommen. Es hat einen Mann das Leben gekostet. Sie schulden mir weitere fünfzigtausend.“
    „Sie bekommen Ihr Geld“, schnarrte Rasmussen und vertiefte sich in die Liste. „Wie viele Namen?“
    „Mehr als zweihundert.“
    „Ausgezeichnet.“ Mit der Liste, die die neuen Identitäten und Adressen von mehr als zweihundert Zeugen aus der Datenbank des Zeugenschutzprogramms umfasste, in der Hand verspürte Rasmussen ein berauschendes Gefühl von Macht. Es gab jede Menge Menschen, die Höchstpreise für diese Informationen zahlen würden. Doch ihn interessierte nur ein Name. Er blätterte zur zweiten Seite, überflog die Zeilen, suchte …
    Leigh Michaels .
    Der Name war mit gelbem Marker hervorgehoben. Zusätzlich war die Adresse mit Blau unterstrichen – 345 West Fourth Street, Apt. 310, Denver, Colorado.
    Kelsey James hieß also nun Leigh Michaels.
    Sie konnte ihren Namen ändern, doch sie konnte sich nicht verstecken …
    Er fuhr mit dem Daumen über den Namen, und die alten Gefühle wallten wieder in ihm auf. Liebe, die zu etwas zerfallen war, das noch dunkler war als Hass. Sie war ein Niemand gewesen, als er sie kennengelernt hatte. Eine Kellnerin, die fast nichts verdiente. Er hatte sie aufgenommen. Hatte ihr alles gegeben, was eine Frau sich nur wünschen konnte. Er hatte ihr vertraut, hatte sie geliebt. Sie hatte es ihm mit Verrat gedankt, hatte ihn in jeder Hinsicht betrogen, in der eine Frau einen Mann betrügen kann.
    Und nun würde er sie dafür bezahlen lassen, auch wenn es das Letzte sein sollte, was er tat.
    Einen gefährlichen Augenblick lang dachte er darüber nach, sie anzurufen. Er wollte hören, wie ihre sanfte Stimme vor Angst zitterte. Sie sollte wissen, dass er sie erwischen würde. Sie hatte es verdient zu leiden, so, wie er sechs qualvolle Jahre lang gelitten hatte.
    „Mr Rasmussen, wir müssen los.“ Derrick LeValley ging zur Ladeklappe und öffnete sie.
    Rasmussen faltete die Liste sorgfältig zusammen und folgte ihm zum Sattelschlepper. „Sie haben jemanden engagiert, der sie im Auge behält?“
    „Seit gestern. Sie ist viel unterwegs, doch sie haben sie unter Beobachtung.“
    „Ich will bei Einbruch der Dunkelheit in Denver sein.“
    „Wir liegen genau im Zeitplan.“
    Rasmussen kletterte in den Container und ging nach hinten durch zu dem versteckten Raum. Es gab viel zu erledigen, doch nichts davon konnte er anpacken, bevor er nicht mit Kelsey fertig war. Sie kam
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