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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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geht.“
    Sie ging um das Bett herum und baute sich direkt vor ihm auf. „Ich will dich nicht hierhaben. Ich brauche dich nicht. Ich brauche deine Hilfe nicht. Auf deine Art von Schutz kann ich hervorragend verzichten.“
    Die Worte trafen ihn hart, doch Jake verbot sich eine Reaktion darauf. Nach allem, was vor sechs Jahren geschehen war, war er wohl darauf vorbereitet gewesen. Er hatte sich niemals verziehen, dass er damals nicht rechtzeitig gekommen war, um sie davon abzuhalten, sich in die Höhle des Löwen zu begeben …
    Auch wenn er sie sechs Jahre lang nicht gesehen hatte,hatte er sie im Auge behalten. Sie mochte glauben, dass sie mit ihrem braunen Gürtel im Karate und dem Schießtraining gut vorbereitet war, doch sie war auf keinen Fall ausreichend vorbereitet, um mit dieser Sache allein fertigzuwerden. Sie mochte sich hart geben, und sie mochte sogar so aussehen. Aber er sah die Furcht in ihren Augen. Er bezweifelte, dass sie auch nur eine Ahnung davon hatte, was sechs Jahre im Käfig aus einem Mann wie Rasmussen machen konnten.
    „Ich möchte dir nur helfen“, sagte er. „Lass mich dich zu einem Versteck der Agency bringen.“
    Sie schob das Kinn anklagend vor. „Vielleicht glaubst du ja auch, dass ich dein Ticket zu Rasmussen bin. Vielleicht möchtest du eine Wiederholung dessen, was beim letzten Mal passiert ist. Du bist doch befördert worden, nachdem du ihn geschnappt hast, oder? Ist es nicht genau das, worum es hier geht? Dein Ego? Deinen Job? Dass du deinen Mann um jeden Preis kriegst, und wenn es deine Seele kosten sollte? Beziehungsweise in dem Fall war es meine Seele, nicht wahr?“
    Jake starrte sie nur an. Er fragte sich, ob sie wirklich glaubte, was sie da sagte. Ob sie ihn nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, wirklich so sehr hasste. Ob sie sich nicht ebenso lebhaft wie er daran erinnerte, dass nicht alles, was vor sechs Jahren zwischen ihnen geschehen war, schlecht gewesen war.
    „Ich möchte nur, dass du in Sicherheit bist“, sagte er. „Ich denke, das schulde ich dir.“
    „Entschuldige, dass ich dir nicht glaube, aber genau dasselbe hast du mir auch beim letzten Mal erzählt. Kurz bevor du mich benutzt hast.“
    Dass sie so von ihm dachte, gab ihm das Gefühl, ein Arschloch zu sein. Seine damalige Idee, sie als Köder zu benutzen, um Rasmussen in eine Falle zu locken, hatte er entwickelt, bevor er mit ihr gemeinsam eine Woche in dem Unterschlupf verbracht hatte. Bevor er sie berührt hatte. Bevor er sie geküsst hatte. Bevor er mit ihr geschlafen hatte. Lange bevor sie sein Herz erobert hatte …
    Am Ende war sie diejenige gewesen, die den Plan ausgeführt hatte – ohne seine Zustimmung. Bis zum heutigen Tag wusste er nicht, was sie hatte tun müssen, um an die Informationen von Rasmussen zu gelangen. Diese brennende Frage quälte ihn bereits seit sechs Jahren.
    Jake fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Du bist hinter meinem Rücken …“
    „Es war deine Idee, mich zu Rasmussen zu schicken.“
    Das entsprach der Wahrheit. „Ich habe versucht, die Operation abzubrechen.“
    Sie lächelte kühl. „Aber du bist zu spät gekommen, nicht wahr?“
    „Du warst wütend, als du von dem Plan erfahren hast“, erwiderte er. „Und wenn du wütend bist, wirst du unvernünftig.“
    „Solltest du nicht lieber sagen, dass wir beide unvernünftig waren?“
    Er wusste nicht, was sie hatte tun müssen, um Rasmussen zum Reden zu bringen, sodass alles aufgezeichnet werden konnte. Er wusste nicht, ob sie sich hatte kompromittieren müssen … oder noch Schlimmeres. Alles, was an dieser Sache sonnenklar schien, war die Tatsache, dass sie ihm die Schuld dafür gab.
    Jake trug an dieser Schuld wie an einem Bleigewicht. „Verdammt noch mal, Kelsey …“
    „Nenn mich nicht so. Kelsey James existiert nicht mehr. Ich heiße Leigh.“ Sie blickte zu ihrem Koffer. „Ich muss gehen.“
    Jake presste die Zähne zusammen und bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Lass mich dich zu dem Versteck bringen.“ Er trat einen Schritt auf sie zu. „Ich meine es ernst. Ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht.“
    „Ich versuch’s lieber mit Rasmussen. Bei ihm weiß ich wenigstens, woran ich bin. Er mag brutal sein, aber auch sehr geradeaus.“
    Die Worte trafen ihn wie Messerstiche. Leigh Michaels war nicht mehr das zwanzigjährige Mädel vom Lande, das er vor sechs Jahren kennengelernt hatte. Sie war zu einer umwerfenden Schönheit erblüht und hatte die Gerissenheit eines
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