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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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persönlich, aber ich werde ihn kassieren.“
    Sie schauderte, als er mit seinen Händen flüchtig und routiniert über ihren Körper fuhr, und betete, dass er das Messer in ihrem Stiefel nicht fand.
    Erleichterung machte sich in ihr breit, als er zurücktrat, ohne ihre Fußknöchel abzuklopfen. „Wir nehmen den Fahrstuhl nach unten. Ganz ruhig und entspannt. Kapiert?“
    Er trat in das gedämpfte Licht einer Wandleuchte, so-dass sie ihn zum ersten Mal richtig sehen konnte. Er wirkte riesig wie ein Wollmammut, und seine Augen waren so blass, dass sie fast weiß aussahen. Er hatte ein eckiges, pockennarbiges Gesicht und trug einen teuren Trenchcoat. Außerdem hielt er eine tödlich aussehende Automatikpistole in der Hand, mit der er auf ihr Herz zielte.
    „Wohin bringen Sie mich?“
    „Das findest du noch schnell genug heraus.“ Er stieß ihr die Waffe zwischen die Rippen. „Setz dich in Bewegung.“
    Leigh blickte den Flur hinunter, doch die Tür zu ihrem Zimmer blieb geschlossen. Jake war nirgendwo zu sehen. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass er den Aufruhr vielleicht gar nicht gehört hatte. Dass er vielleicht gerade mit seinen Vorgesetzten telefoniert hatte. Oder vielleicht ließ er es zu, dass dieser Mann sie mitnahm, um ihn zu Rasmussen zu führen …
    Angesichts der Tatsache, dass dieser Mann sie jeden Augenblick umbringen konnte, war es natürlich dumm, dass dieser Gedanke sie ebenso sehr verletzte, wie er das schon vor sechs Jahren getan hatte. Sollte Jake doch zur Hölle fahren. Sie brauchte weder ihn noch seinen Schutz. Immerhin hatte sie noch das Messer. Sie musste einfach nur auf eine entsprechende Gelegenheit warten …
    Der Mann deutete in Richtung des Fahrstuhls am anderen Ende des Flurs. „Er will dich lebend, also versuch ja keine Dummheiten.“
    Leighs Beine zitterten so stark, dass sie kaum in der Lage war, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Schwindlig vor Furcht stakste sie in Richtung Fahrstuhl.
    Verrotte doch in der Hölle, Vanderpol, dachte sie, als sie an ihrem Zimmer vorbeikamen.
    Aber auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, hoffte sie doch insgeheim, dass Jake aus dem Zimmer stürzen und sie retten möge. Diese Hoffnung schwand, je mehr sie sich dem Fahrstuhl näherten. Leigh konnte selbst auf sich aufpassen, doch sie war klug genug zu erkennen, wann sie einer Sache nicht gewachsen war. Die Männer, die für Ian Rasmussen arbeiteten, spielten in einer komplett anderen Liga. Sie waren bösartig und tödlich.
    Sie befanden sich drei Meter vor dem Fahrstuhl, als das Geräusch von Stahl gegen Stahl sie innehalten ließ. Jake, dachte sie und wirbelte herum. Ihre Knie wurden weich, als sie ihn nur fünf Meter weiter weg stehen sah, die Waffe auf ihren Angreifer gerichtet.
    Mit einem Fluch riss der Kerl sie an sich und drückte ihr den Lauf der Waffe an die Schläfe. „Eine Bewegung, und ihr Gehirn spritzt durch die Gegend.“
    „Runter mit der Waffe und lass sie los“, sagte Jake mit eisiger Ruhe.
    Der Schläger ging rückwärts in Richtung Fahrstuhl und zog Leigh dabei mit sich. „Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, irgendwelche Forderungen zu stellen.“ Jake trat einen Schritt auf ihn zu. „Wenn du deiner kostbaren Beute auch nur ein Haar krümmst, wird Rasmussen dafür sorgen, dass du dir wünschst, niemals geboren zu sein. Ich habe gesehen, was er mit Menschen macht, die ihm in die Quere kamen, und es ist nicht schön.“
    „Wer zum Teufel bist du?“
    „Dein schlimmster Albtraum.“
    Der Mann lachte. Leighs Herzschlag beschleunigte sich zu einem wilden Stakkato. Der Mann hatte seinen linken Arm um ihre Taille geschlungen. Mit dem rechten hielt er ihr die Waffe an die Schläfe. Sie hörte das rasselnde Keuchen seines Atems im Ohr und roch die Angst, die von ihm ausging und sich mit der ihren vermischte.
    „Gib sie frei, und ich lass dich gehen“, sagte Jake. „Ich habe kein Problem mit dir.“
    „Und mir damit den großen Scheck entgehen lassen?“ Der Kerl fuhr mit der Pistolenmündung genüsslich über Leighs Gesicht. „Ich glaube, dass du dieses hübsche Gesicht ebenso wenig verunstaltet sehen möchtest wie ich.“
    „Vielleicht ist dies ja für uns beide ein Verlustgeschäft“, sagte Jake mit leichter Schärfe in der Stimme.
    Sie hatten den Fahrstuhl erreicht. Der Schläger lockerte den Griff um ihre Taille, um den Fahrstuhlknopf zu drücken. Die Hand mit der Waffe zitterte. Da sie wusste, dass dies ihre einzige Chance war und sie nur eine
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