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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab
Autoren: Linda Castillo
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Sekunde zum Handeln hatte, griff Leigh mit beiden Händen nach der Pistole. Zugleich trat sie dem Kerl mit dem Stiefelabsatz kräftig auf den Fuß.
    Die Waffe ging nur wenige Zentimeter neben ihrem Ohr los. Doch der Schläger ließ die Pistole nicht los und richtete sie auf Jake. Aus den Augenwinkeln sah Leigh, wie dieser mit seiner Glock im Anschlag losstürzte.
    „Nein!“, schrie sie voller Angst.
    Jake riss den Schläger im Flug zu Boden. Ineinander verkrallt rollten sie über den Gang und rangen miteinander.
    Ein zweiter Schuss riss ein Loch in die Wand. Jake umklammerte das Handgelenk des Schlägers, doch der hatte den Finger am Abzug.
    Lauf .
    Das Wort hämmerte in ihrem Kopf, ein animalischer Instinkt, den sie in den letzten sechs Jahren ständiger Fluchtbereitschaft entwickelt hatte. Doch Leigh lief nicht fort. Obwohl sie wusste, dass Jake bestens auf sich aufpassen konnte, konnte sie ihn nicht im Kampf mit einem bewaffneten Killer, der doppelt so groß war wie er, zurücklassen.
    Ohne zu überlegen, bückte sie sich und holte das Messeraus dem Stiefel. Sie fasste die Klinge am stumpfen Rücken und wartete auf den richtigen Moment. Dann holte sie Schwung und schleuderte die Waffe mit einem leichten Drall durch die Luft, wie sie es in dem Messerwerfer-Kurs vor zwei Jahren gelernt hatte.
    Das Messer drehte sich wie in Zeitlupe, wobei die glänzende Klinge einen perfekten Bogen beschrieb. Einen Augenblick später fand die rasiermesserscharfe Spitze ihr Ziel und drang tief in die Wade des Mannes.
    Der Körper des Schlägers erstarrte. Ein heiserer Laut entrang sich ihm. Er drehte sich um und blickte Leigh mordlüstern an. „Schlampe!“
    Jake ergriff das Handgelenk des Mannes und schlug ihm die Waffe aus der Hand. „So spricht man nicht mit einer Dame.“
    Doch der Schläger war viel zu sehr mit dem Messer beschäftigt, das in seiner Wade steckte, als dass er an weitere Gegenwehr dachte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Ich blute! Sie hat mich verletzt.“
    „Du hast es verdient.“ Jake löste ein Paar Handschellen von seinem Gürtel, verschränkte dem Mann die Arme hinter dem Rücken und fesselte ihn damit.
    Leigh bemerkte, dass Blut aus seinem Hosenbein sickerte, und begriff zum ersten Mal, was sie getan hatte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie einen Menschen verwundet. Obwohl sie keine andere Wahl gehabt hatte, ließ der Gedanke daran Übelkeit in ihr aufsteigen. Der Raum schwankte und begann sich zu drehen.„Leigh.“
    Sie sah auf und erblickte Jake, der mit besorgter Miene auf sie zuging. „Entspann dich“, sagte er. „Schau nicht hin.“
    Sie verstand ihn kaum, so laut schien ihr Herz zu schlagen. Sie hörte ihre kurzen, schnellen Atemzüge und fühlte, wie Arme und Beine zitterten. Ein Schock, dachte sie schwerfällig und war überrascht, weil sie immer gedacht hatte, sie wäre zu hartgesotten für so etwas.
    „Es geht mir gut“, hörte sie sich sagen.
    „Es wird dir noch leidtun, dass du mir ein Messer ins Bein gerammt hast“, drohte der Schläger mit vor Wut und Schmerz verzerrten Gesichtszügen.
    Als Jake neben ihr stand, versagte ihr die Stimme. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass sie soeben nur knapp dem Tod entkommen war.
    Sie zuckte zusammen, als Jake ihre Arme umfasste. „Alles ist in Ordnung“, sagte er.
    „Ich habe ihn verletzt.“
    „Du hast mir das Leben gerettet. Er hat dir keine Wahl gelassen.“
    Vom Verstand her wusste Leigh, dass er recht hatte. Doch irgendwie hatte es sich falsch angefühlt, ein Messer im Fleisch eines anderen Menschen zu versenken. Auch wenn dieser Mensch es verdient hatte.
    „Wo hast du überhaupt gelernt, so mit einem Messer umzugehen?“
    „Ich … habe einen Kurs gemacht. Vor ein paar Jahren.“
    „Das muss ein guter Kurs gewesen sein.“ Mit den Händen rieb er über ihre Arme. Sprach mit ihr. Alles, um sie aus ihrem Schockzustand herauszuholen.
    Als die Glocke des Fahrstuhls erklang, zuckten beide zusammen. Jake wirbelte herum. Wie in Zeitlupe sah sie ihn seine Waffe aus dem Holster ziehen. Mit der anderen Hand griff er nach ihr.
    „Lauf!“, rief er.
    Als Nächstes spürte sie, wie er sie den Gang entlang Richtung Treppenhaus zerrte. Was sie endgültig zurück in die Realität riss, waren die beiden Männer, die dem Fahrstuhl entstiegen. Auf den ersten Blick wirkten sie wie Deputy Marshals vom Zeugenschutzprogramm. Doch dann bemerkte sie ihre Waffen und begriff, dass die Situation gerade eine Wendung zum Schlimmeren
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