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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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war wegen versuchten Mordes angeklagt worden, doch seine Verteidigerin Angie Carlson hatte die Aussage der Prostituierten im Zeugenstand zerpflückt. Sie hatte nachgewiesen, dass die Frau drogenabhängig und eine notorische Lügnerin war. Die Jury erkannte die Ausführungen der Anwältin vollständig an und stufte die Aussage der Prostituierten als unglaubwürdig ein. Dixon wurde für nicht schuldig befunden.
    Malcolm glaubte nicht an Dixons Unschuld. Der Mann mochte sich im Laufe des letzten Jahres mustergültig verhalten haben, dennoch war er wie eine Spinne, die in ihrem Netz saß und auf das richtige Opfer wartete, ehe sie zuschlug.
    »Hat sie mal den Namen ihres Schönheitschirurgen erwähnt?«, fragte Malcolm.
    »Ja. Sie sprach viel über ihn. James Dixon.«
    »Sagen Sie das noch ein Mal«, forderte Malcolm den Theatermann auf.
    »James Dixon sollte sie operieren.« Burgess nickte. »Ich weiß, wer er ist, und ich hab ihr sogar gesagt, sie soll sich von ihm fernhalten. Aber ihr gefiel das Drama, das mit seiner Person verbunden war. Sierra steht auf Drama.«
    Malcolm biss die Zähne zusammen und sah Garrison an. »Carlson und Dixon. Das dynamische Duo.«
    »Mit den beiden hat sie sicher die nötige Dosis Drama bekommen«, meinte Garrison.
    Malcolm bemühte sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. »Hat Sierra Day einen Zahnarzt?«
    »Vermutlich schon. Ihr Mann müsste das wissen. Warum?«
    »Weil wir die Unterlagen des Zahnarztes brauchen werden, um unser Opfer zu identifizieren.«

3
    Mittwoch, 5. Oktober, 7:05 Uhr
    Angie Carlson ging ein geregelter Tagesablauf über alles.
    Aufstehen um fünf, Ankunft im Fitnessstudio um sechs, dreißig Minuten schwimmen auf Bahn vier, duschen. Zum Frühstück gab es einen Bagel bei Bill, und um halb acht war sie im Büro.
    Ihre Tage als Anwältin waren vollgestopft mit Meetings, Eingaben, Anträgen und Gerichtsterminen, und es blieb kaum Zeit für etwas anderes als Schwimmen, Arbeiten und vielleicht ein Abendessen mit ihrer Schwester Eva.
    Ihr Leben war in hohem Maße vorhersehbar, und das gefiel ihr.
    Die Tatsache, dass sie mit ihrem Zeitplan heute eine Stunde im Rückstand war, ärgerte sie. Letzte Nacht hatte sie nicht gut geschlafen, und sie hatte den Schlummerknopf ihres Weckers ein Mal zu oft gedrückt.
    Vergangene Woche hatte sie ihre jährliche Computertomografie gehabt, außerdem die Blutuntersuchung und einen Röntgen-Thorax, um festzustellen, ob der Krebs zurückgekehrt war. Die Ergebnisse waren heute Vormittag fällig. Obwohl sie seit ihrer Operation vor etwas weniger als sieben Jahren gesund war, wurde Angie die Angst niemals los, dass die Krankheit, die ihre Mutter umgebracht hatte, zurückgekehrt sein könnte.
    Als sie aus der Umkleide kam und sah, dass jemand auf Bahn vier schwamm, verdüsterte sich ihre ohnehin schlechte Stimmung nur noch mehr. Noch während Enttäuschung und Ärger sich in ihr breitmachten, ging ihr auf, wie albern das war. Eine Bahn war nur eine Bahn und alles andere als lebenswichtig. Ihrem Körper war es egal, wo sie schwamm, solange sie nur schwamm. Doch es war ungefährlicher, sich über eine Bahn im Schwimmbecken aufzuregen als über eine Krebserkrankung, daher gestattete sie es sich, zu schmollen.
    Angie stopfte ihr schulterlanges blondes Haar unter die Badekappe und schob sich die Schwimmbrille auf die Stirn. Sie ließ den Blick über das Becken schweifen und stellte fest, dass die anderen Bahnen ebenfalls besetzt waren. Mist.
    Der Schwimmer auf Bahn vier hielt sich am Beckenrand fest und sah zu Angie hoch. Er hatte einen gebräunten, muskulösen Körper und volles dunkles Haar, das ihm in die blauen Augen fiel. Mit einer raschen Kopfbewegung schüttelte er es zur Seite. Der Mann grinste sie unbekümmert an. »Wollen wir uns die Bahn teilen?«
    Angie erwiderte das Lächeln. »Ja, das wäre toll.«
    »Ich halte mich rechts.«
    »Dann bleibe ich links.«
    Der Mann stieß sich vom Beckenrand ab und schwamm weiter. Mühelos durchpflügte er das Wasser mit langen, eleganten Zügen. Leicht gereizt stellte Angie fest, dass er ein guter Schwimmer war. Und ein verdammt gut aussehender Mann. Sie spürte einen leichten Anflug von Begehren, was sie überraschte. Es war beinahe anderthalb Jahre her, dass sie mit jemandem ausgegangen war, die Berührungen eines Mannes genossen und die schmerzhafte Lektion gelernt hatte, dass sie besser daran tat, allein zu bleiben.
    Angie ließ sich ins Becken gleiten und unterdrückte einen Fluch. Sie hasste
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