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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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ihr Büro gestürmt und hatte gefordert, Angie solle sofort ihre Scheidung in die Wege leiten. Sierra brauchte Geld und gab das ohne jede Scham zu.
    »Wissen Sie, wo sie sein könnte?«, fragte Kier.
    Sierra konnte zuweilen unbesonnen sein. »Woher dieses Interesse an Sierra Day? Ist sie in Schwierigkeiten?«
    »Sie wurde vom Leiter des West End Theaters vor zehn Tagen vermisst gemeldet.«
    »Sie arbeiten doch gar nicht bei der Vermisstenstelle.«
    Malcolm wechselte das Standbein. »Hat Sierras Mann sie je bedroht?«
    »Ist Sierra etwas zugestoßen?«
    »Wie gesagt, sie ist verschwunden.«
    »Und wie ich bereits festgestellt habe, arbeiten Sie nicht bei der Vermisstenstelle. Was verschweigen Sie mir, Detective?«
    Er betrachtete sie. »Sierras Beschreibung stimmt grob mit den Merkmalen einer Leiche überein, die wir gestern Nacht gefunden haben.«
    »Merkmale?«
    »Weiblich, Mitte zwanzig, eins fünfundsechzig bis eins siebzig.«
    »Das passt auf Sierra und viele andere Frauen.« Ihr war kalt. »Was wissen Sie sonst noch über Ihr Opfer?«
    »Nicht viel.«
    »Und das heißt?«
    Er sah sie forschend an, als würde er überlegen, wie viel er preisgeben musste, um möglichst viel zu erfahren. »Alles, was wir haben, sind Knochen.«
    »Knochen.« Einen Augenblick lang tat ihr die unbekannte junge Frau, die gestorben war, von Herzen leid. »Das kann nicht Sierra sein. Ich habe sie vor ungefähr zehn Tagen gesehen. In letzter Zeit war es so kühl, da würde eine Leiche nicht so schnell verwesen.«
    »Wie gesagt, die Vermisstenmeldung passt zum vorläufigen Bericht des Pathologen.«
    »Sie haben sie also noch nicht eindeutig identifiziert?«
    »Wir sind noch dabei.«
    »Die Verbindung zwischen den beiden scheint mir sehr schwach zu sein.«
    »Es ist ein Anfang.«
    Angies Augen verengten sich. »Solange Sie die Unbekannte nicht eindeutig identifiziert haben, haben wir einander nichts zu sagen.«
    Malcolm presste die Lippen zusammen, er wirkte verdrossen. »Vertreten Sie immer noch Dr. Dixon?«
    Die Erwähnung des Namens traf Angie unvorbereitet. Sie umklammerte das Handtuch und zog es weiter nach oben. »Was hat Dixon damit zu tun?«
    »Er war Sierras Schönheitschirurg.«
    Sierra war eitel und niemals mit irgendetwas zufrieden. Plastische Chirurgie ergab durchaus Sinn bei ihr. Aber damit Dixon zu beauftragen … Welche Frau würde zulassen, dass er an ihr herumschnitt? »Dixon hat viele Patienten.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    Verärgert runzelte Angie die Stirn. »Ist ein paar Jahre her. Er ist nicht mehr mein Mandant.«
    »Hat Sierra ihn je erwähnt?«
    Ehe sie mit Sierra gesprochen hatte, musste sie sehr vorsichtig sein, um das Vertrauensverhältnis zwischen ihnen beiden nicht zu gefährden. »Denken Sie, dass es eine Verbindung zwischen Dixon und Ihrer Toten gibt?«
    »Sagen wir einfach, ich werde hellhörig, wenn Dixons Name fällt.«
    »Es gibt also keinen Beweis für eine Verbindung zwischen Dixon und der Unbekannten?«
    Malcolm runzelte die Stirn.
    »Sie haben so gut wie nichts.«
    »Das wird sich bald ändern.«
    »Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten.«
    Kiers Haltung versteifte sich. »Ich melde mich bei Ihnen.«
    Es kostete Angie Mühe, nicht zurückzuweichen. »Ich kann es kaum erwarten.« Sie schickte sich zum Gehen an.
    Er trat ihr in den Weg, und für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte sie einen Blick auf seinen schwelenden Zorn. »Kümmert es Sie eigentlich gar nicht, dass Ihre Mandantin verschwunden ist?«
    Aus einer Lüftungsklappe über ihr traf sie ein Luftstoß und verursachte ihr eine Gänsehaut. »Ich bin hier nicht die Böse, Detective.«
    »Das sagen Sie.«
    Der Seitenhieb sollte sie ärgern und dazu verleiten, etwas Unbedachtes zu sagen. Den Trick hatte sie selbst schon oft genug angewandt. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Beweise haben.«
    Angie ging um Kier herum und weiter zum Duschbereich, wobei sie sich um einen besonders selbstsicheren Gang bemühte.
    Als sie endlich den Badeanzug ausziehen und sich unter die heiße Dusche stellen konnte, zitterte sie. Sierra war verschwunden. War das wieder eine ihrer verrückten Ideen? Und war die Verbindung zu Dixon von Bedeutung? Die beiden Dinge hatten womöglich überhaupt nichts miteinander zu tun. Wahrscheinlich gab es keinen Zusammenhang.
    Trotzdem beschloss sie, ein paar Leute anzurufen und nach Sierra zu fragen, sobald sie im Büro war.
    Malcolm stieg in den nicht als Polizeiauto erkennbaren grauen Wagen, der vor dem
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