Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fiese Fall des Hannibal

Der fiese Fall des Hannibal

Titel: Der fiese Fall des Hannibal
Autoren: Harald Tonollo
Vom Netzwerk:
Rattenschwänze und Extrawürste
     
    Pampe hielt den Gartenschlauch direkt in das Erdloch. »Alles klar?«, fragte er seinen Zwillingsbruder Palme.
    Dieser bückte sich und hielt seine Hände fangbereit vor die Öffnung. »Alles klar!«
    Pampe drehte sich zu Gunther um. Der Gärtner stand in seiner abgewetzten schwarzen Latzhose und völlig verdreckten Gummistiefeln ein paar Meter hinter ihm. Die Schweißperlen auf seiner Glatze funkelten in der Sonne.
    »Es geht los!«, rief Pampe, und Gunther drehte den Wasserhahn auf.
    »Hoffentlich haben sie keinen zweiten Ausgang«, überlegte Palme laut.
    »Werden wir gleich sehen …« Pampe konzentrierte sich. Es konnte nicht mehr lange dauern …
    Da! Die erste völlig durchnässte Ratte sprang aus dem Erdloch. Palme reagierte blitzschnell, schnappte sie und warf sie in die fast hüfthohe Kiste neben sich.
    Eine zweite Ratte stürzte ins Freie … dann eine dritte … und eine vierte … alles ging rasend schnell. Als nach der sechsten das Rattenloch überflutet war, gab Pampe Gunther ein Zeichen, und der kahlköpfige Gärtner drehte den Wasserhahn wieder zu.
    »Sechs fette Ratten!«, verkündete Palme stolz. »Nicht schlecht, was?!«

     
    »Hey, sieh mal, wer da kommt!« Pampe grinste breit und zeigte zur Einfahrt. »Unser Schwesterherz und ihr Verehrer!« »Das habe ich gehört!«, rief Polly und warf ihrem Klassenkameraden Pit einen genervten Blick zu.
    »Polly hat mich zum Essen eingeladen«, sagte Pit beinahe entschuldigend. Wie so oft hing ihm die eine Hälfte seines karierten Hemds aus der Jeans. »Und da ich noch nie bei euch war …«
    »Wird es höchste Zeit!«, freute sich Palme. »Und heute gibt es was ganz besonders Leckeres.« Er deutete auf die Kiste, aus der ein lautes Scharren zu hören war.
    »Mensch, Palme, muss das sein?«, meckerte Polly ihren Bruder an.
    »Mensch?« Pampe zog das Wort wie einen Kaugummi in die Länge. »Du solltest Pit langsam mal aufklären!«
    »Ich weiß, aber jetzt nimm endlich diese Kiste da weg und …«
    »Worüber aufklären?«, fiel Pit ihr ins Wort.
    »Wir lassen euch zwei Hübschen dann mal allein.« Palme lächelte seine Schwester vielsagend an.
    »Und bringen diese Viecher zuKarla in die Küche – vielleicht macht sie zum Nachtisch knusprig frittierte Rattenschwänze.«

     
    Pits Mund öffnete sich, ohne dass ein Ton herauskam. Die Zwillinge lachten und verschwanden in Richtung Haus.
    Pampe, Palme und Polly waren erst vor Kurzem zusammen mit ihren Eltern Patrizius und Prospera Rottentodd in die Villa am Rand von Ätzdorf gezogen. Sie hatten das alte Gebäude von Onkel Deprius geerbt – samt Gärtner, Butler, Köchin und Hund.
    »Polly?« Pit sah seine Schulfreundin mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    Polly kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Weißt du, Pit, ich bin total gerne mit dir befreundet, aber da gibt es eine Sache, die du wissen musst, die meine Familie betrifft … also es ist so …«
    In diesem Moment kam Karla, die ziemlich dicke Köchin, in den Garten gestapft. Ihre ursprünglich weiße Schürze war übersät mit dunkelroten Flecken. »Muss kleines Pollyxenia Karla doch sagen, dass Besuch essen auch hier!«, rief sie Polly zu. Karla war aus einem fernen Land nach Ätzdorf gekommen und hatte ihre ganz eigene Art zu sprechen. »Muss Karla kochen Extrawurst? Oder essen Besuch Rattenragout und Schwänze zum Nachtisch?«
    »Kein Ragout und keine Schwänze«, flüsterte Polly und schaute betreten zu Boden.
    »Oh, schade! Also Extrawurst?«, erwiderte Karla, wandte sich ab und ging zurück in die Küche.
    »Ja, bitte!«
    Pit kratzte sich mit gerunzelter Stirn am Kopf.
    Polly lächelte gequält. »Weißt du, es wirkt auf den ersten Blick alles etwas … merkwürdig«, sagte sie zögernd.
    »Merkwürdig«, sprach Pit ihr nach.
    »Jaja …« Polly seufzte und schlenderte auf einem kleinen Weg in den hinteren Teil des Gartens. Pit folgte ihr. »Ich hoffe, dass wir nach diesem Gespräch noch Freunde sind …«, begann Polly unsicher. Pit blinzelte nervös mit den Augen und Polly atmete einmal tief durch.

     

     
    »Also, um es gleich zu sagen.
Ich
bin ein Mensch – genau wie du!« Dabei machte sie eine ausschweifende Handbewegung und deutete erst auf sich, dann auf Pit, dessen Augenbrauen nach oben schnellten. »Aber die Zwillinge …«, fuhr Polly langsam fort und suchte dabei nach den passenden Worten, »… also Pampe und Palme …«, Pit hing an ihren Lippen, »… und meine Mutter …«, wieder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher