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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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negativ. Meine Tochter ist gesund.«
    Es dauerte einen Moment, bis die Worte zu Angie durchdrangen.
Tochter. Gesund.
Tränen stiegen ihr in die Augen und liefen ihr übers Gesicht. »Ach, Eva, ich bin so froh.«
    Garrison kam zu ihnen herüber. Zum ersten Mal seit vielen Wochen schien sein Lächeln von Herzen zu kommen. »Gestern haben wir beide wie Murmeltiere geschlafen. Die erste Nacht ohne Sorgen.«
    Angie hatte kürzlich einen Albtraum gehabt. Louise hatte sich zu ihr ins Haus geschlichen und David mitgenommen. »Du schuldest mir einen Sohn«, hatte die alte Frau gekichert. Angie war aus dem Traum hochgeschreckt und sofort an Davids Bettchen geeilt. Beim Anblick des schlafenden Kindes hatte sie vor Erleichterung geweint.
    Als sie sich danach wieder hingelegt hatte, war ihr Bett kalt gewesen. Sie hatte an Malcolm gedacht und daran, wie gut es sich anfühlte, wenn er neben ihr lag. Sie vermisste ihn und wünschte, sie könnte sowohl ihn als auch ihren Sohn bei sich haben.
    Eva kitzelte David am Bauch. »Stell deine Sachen hinter die Bar, Angie, und gib mir meinen Neffen.«
    David loszulassen, fiel Angie nicht leicht. Sie liebte ihn so sehr, dass es ihr Angst machte. Der kleine Mann hatte ihr Herz geöffnet. Doch sie musste die Angst beiseiteschieben und das Leben genießen. Sie lächelte, als sie ihrer Schwester das Kind entgegenhielt.
    Ich werde immer auf dich aufpassen, egal, was passiert.
    Garrison strich dem Jungen über den Kopf, der jetzt mit dichtem braunem Haar bedeckt war. »Wir geben gut auf ihn acht, versprochen. Du bekommst ihn gleich wieder zurück. Meine Schwester Carrie will ihn kennenlernen, und meine Mom brennt darauf, ein Baby im Arm zu halten.«
    Angie sah zu, wie ihre Schwester sich einen Weg durch die Anwesenden bahnte und allen ihren neuen Neffen vorstellte.
    Angie hatte sich so sehr daran gewöhnt, den Jungen auf dem Arm zu haben, dass sie sich ohne ihn merkwürdig verloren fühlte. Doch sie nutzte den Augenblick des Alleinseins, um sich erneut nach Malcolm umzusehen. Er schien nicht da zu sein.
    Irritiert und enttäuscht ging sie zur Theke, auf der King ein reichhaltiges Buffet angerichtet hatte. Sie griff nach einem Käsewürfel. Seit Wochen hatte sie nichts mehr gegessen, ohne David im Arm zu halten.
    »Was für ein bildhübscher Junge«, sagte Malcolm. Angies Haut kribbelte, als sie seine tiefe Stimme hinter sich vernahm.
    Sie drehte sich zu ihm um. In seinem Baumwollhemd, den Jeans und den Schneestiefeln sah er umwerfend aus. Er hatte das Haar nach hinten gekämmt, und trotz der eisigen Kälte war er leicht gebräunt. Ganz offensichtlich war er in seiner Hütte in den Bergen gewesen.
    »Ich habe großes Glück«, sagte sie. Sie musste sich zurückhalten, um ihn nicht zu berühren. »Du siehst wirklich gut aus.«
    Er nickte. »Du auch.«
    Eines hatte sie in diesen schrecklichen Augenblicken mit Josiah gelernt: Sie verbarg ihre Gefühle nicht mehr. Sie sprach aus, was sie empfand. »Du hast mir gefehlt.«
    Er legte den Kopf schief. »Wirklich?«
    »Ja.«
    Er rieb sich den Nacken. »Das ist gut.«
    »Ja?«
    »Dann ist es leichter, dir zu sagen, was ich sagen muss.«
    »Sie wirken nervös, Detective.«
    »Bin ich auch.«
    »Warum?«
    »Weil ich dich liebe. Und seit Wochen nicht den Mut finde, es dir zu sagen.«
    Sie schloss die Augen, konnte ihn nicht ansehen.
    »Ich musste sicher sein, dass ich der Mann für dich und David sein kann.« Er wirkte angespannt. »Wenn ich ein Mal eine Verpflichtung eingehe, mache ich keinen Rückzieher mehr.« Er fasste sie am Handgelenk und zog sie durch die Menge der Gäste in die Küche. Am Herd stand King. Er hob die Hand und wollte etwas sagen, doch als er Malcolms Gesichtsausdruck sah, murmelte er irgendetwas und ließ sie allein.
    Malcolm wandte sich zu Angie um. »Ich bin verrückt nach dir, Angie. Ich will, dass wir beide es schaffen, genau, wie ich das schon vorher wollte.«
    »Mein Leben ist jetzt ein bisschen komplizierter als vorher.«
    »Komplikationen wie David mag ich.«
    Angie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Er zog sie an sich und vertiefte den Kuss.
    Sie löste ihre Lippen von seinen. »Ich will ja nicht voreilig sein und den Teufel an die Wand malen, aber das ist eben meine größte Stärke. Was, wenn –«
    »Hör auf damit. Bitte. Nur ein Mal.«
    Sie lehnte ihre Stirn an seine und sprach ganz leise, unfähig, die Worte zurückzuhalten. »Ich werde dir niemals die Bilderbuchfamilie geben können, die du so gerne hättest.
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