Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
»Ich hab die ganze Zeit gelächelt und gesagt, wie toll das Essen schmeckt und wie toll sie ist.« Es beunruhigte ihn, dass er nicht einfach Ja sagen konnte. Ob im Guten oder im Schlechten, er traf seine Entscheidungen stets rasch und ohne nachträgliches Bedauern. Nur diesmal nicht.
    Garrison stieg ebenfalls aus. »Du triffst dich ganz schön oft mit ihr. Sie scheint in dein Beuteschema zu passen.«
    »Welches Beuteschema?«
    »Hübsch, tolle Köchin, locker. Will Kinder.«
    »Ich mag sie. Ich habe sie gern um mich.«
    »Dann läuten also bald die Hochzeitsglocken?«
    Malcolm warf die Autotür zu und verriegelte sie. »Das sollte ich eher dich fragen. Du und Eva, ihr seid seit über einem Jahr zusammen.«
    »Hey, Eva und ich sind voller Gegensätze. Wenn man uns analysieren würde, käme heraus, dass aus uns nichts werden kann.«
    »Trotzdem seid ihr immer noch zusammen.«
    Garrison schüttelte den Kopf. »Die Frau treibt mich in den Wahnsinn.«
    »Im guten oder im schlechten Sinn?«
    »Beides. Gestern Abend im King’s haben wir uns in die Haare gekriegt.« Eva arbeitete als Kellnerin und Barkeeperin in dem Pub und kümmerte sich außerdem um die Buchhaltung. Sie war achtundzwanzig und hatte gerade erst ihr drittes Collegejahr begonnen. Zwar hatte sie ihr Studium schon als Siebzehnjährige aufgenommen, doch dann hatte sie zehn Jahre wegen eines Mordes im Gefängnis gesessen, den sie nicht begangen hatte, deshalb die Verzögerung. Letztes Jahr war die wahre Mörderin gefasst und Evas Verurteilung aufgehoben worden, und sie dachte selten zurück. Sie war zutiefst unabhängig, scheute keinen Konflikt, und ihr IQ war jenseits von Gut und Böse.
    »Arbeitet sie immer noch in diesem Übergangsheim für Exknackis?«
    »Ja.« Garrison schüttelte den Kopf. »Verdammt gefährlich. Letzte Woche gab es dort eine Messerstecherei.«
    »Und Eva mittendrin?«
    »Oh, sie hat sie beendet. Ich hab’s erst gestern gehört. Der Beamte, der vor Ort war, hat es mir erzählt.« Garrisons düsterer Blick zeigte deutlich seinen Verdruss.
    »Eva ist ein bisschen zu unerschrocken.«
    »Muss wohl in der Familie liegen.« Evas ältere Schwester war Angie Carlson, Anwältin, intelligent, fleißig und zäh. Manche Polizisten nannten sie deshalb »Barrakuda«. Malcolm hatte nur wenige Male mit ihr die Klingen gekreuzt, doch bei diesen Begegnungen hatte sich gezeigt, dass sie für die Verteidigung ihrer Mandanten zu allem bereit war.
    »Die beiden sind verschieden wie Tag und Nacht«, meinte Garrison.
    »Äußerlich vielleicht, aber darunter … Die genetische Verwandtschaft lässt sich nicht leugnen.«
    Garrison runzelte die Stirn. Angie Carlsons Sturheit war legendär. »Willst du mich ärgern?«
    »Halt dich aus meinem Liebesleben raus, dann tu ich dasselbe bei deinem.«
    »Einverstanden.«
    Sie gingen auf die rote Eingangstür des Theaters zu, an deren beiden Flügeln verwitterte Türklopfer aus Messing befestigt waren. Rechts neben der Tür hing eine Liste mit den Stücken der kommenden Spielzeit, beginnend mit der Premiere von
Der Widerspenstigen Zähmung
in der nächsten Woche. Es gab zwei Stücke, die Malcolm nicht kannte: die Komödie
Der nackte Wahnsinn
und das Drama
Terra Nova. Eine Weihnachtsgeschichte
, welches im Dezember gespielt werden würde.
    »Der Website des Theaters zufolge stand hier früher, als die Stadt noch eine blühende Hafenstadt war, ein Lagerhaus. In den dreißiger Jahren sollte das Gebäude abgerissen werden, da haben ein paar reiche Ladys es gekauft und das Theater gegründet. Auf die Art haben sie während der Großen Depression Arbeitsplätze geschaffen und für Unterhaltung gesorgt.«
    Garrison klopfte gegen die Eingangstür. »Schauen wir mal, was wir über Sierra Day in Erfahrung bringen können.«
    Im Inneren des Gebäudes erklangen schwere Schritte, und Sekunden später ging die Tür auf.
    Ein kleiner Mann mit rot geränderten Augen, sorgfältig gestutztem Bart und einem Drahtgestell auf der Nase starrte sie finster an. Er trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit Stones-Aufdruck und glänzende schwarze Cowboystiefel. »Sind Sie Kier?«
    Malcolm nickte. »Genau. Und Sie sind Terry Burgess?«
    »Ja.«
    »Das ist mein Partner, Detective Deacon Garrison. Danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.«
    »Hat sich nicht so angehört, als hätte ich eine Wahl.« Burgess machte einen Schritt zur Seite, sodass sie eintreten konnten.
    Den Eingangsbereich säumten Hunderte gerahmte Fotos, während zahlloser Aufführungen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher