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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten
Autoren: Mary Burton
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Abend.«
    »Wem sagen Sie das.« Die Schultern des Cops sackten wie unter einem schweren Gewicht nach unten.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    »Ich bin um sieben Uhr nach Hause gekommen. Ich hatte zwar schon seit sieben Uhr früh Dienst, konnte aber erst nach sechs Uhr weg, weil ich in der Notaufnahme auf eine drogenabhängige Jugendliche aufpassen musste. Hab sie in der Nähe einer Crackhöhle aufgegriffen, die ich observiert hatte. Jedenfalls bin ich nach Hause gekommen, hab mich schnell umgezogen und bin dann direkt mit Striker rausgegangen. Er ist ein guter Hund, meistens kann ich ihn von der Leine lassen. Heute Abend ist er stehen geblieben, als wir in den Park kamen, und dann ist er wie ein geölter Blitz am Spielplatz vorbeigerast. Ich dachte, er wäre hinter einem Eichhörnchen her. Seit er im Ruhestand ist, wird der alte Striker im Oktober immer ein bisschen wunderlich. Es waren aber die Jungs, die um den Unterstand herumlungerten.«
    »Haben sie zu dem Tisch geschaut, oder haben sie die Knochen da aufgestapelt?«
    »Nur hingeschaut. Sie hatten die Arme vor der Brust verschränkt. Sie wirkten aufgeregt. Verstört, fast verängstigt.«
    Das konnte von Bedeutung sein oder auch nicht. Mörder bekamen oft Angst, wenn ihnen klar wurde, was sie getan hatten. »Erzählen Sie weiter.«
    »Ich rufe also hinüber und frage, was los ist. Statt zu antworten, hauen sie ab. Ich rase hinter ihnen her und fluche dabei wie ein Bierkutscher. Striker rennt vorneweg und bringt die Jungs zum Stehen. Als ich sie einhole, sind sie kurz davor, sich in die Hosen zu machen. Ich rufe Striker zu mir. Der alte Junge sah mächtig stolz aus. Um es kurz zu machen, ich zeige den Burschen meine Marke und schleife sie zurück zum Unterstand. Striker fängt an zu bellen wie ein Verrückter.«
    Der Schäferhund legte den Kopf schief und blickte zu McCabe auf. Der kraulte ihn zwischen den Ohren. »Ich leuchte also mit der Taschenlampe auf den Tisch. Da sehe ich Ihr Opfer.«
    Malcolms
Opfer. Er war noch nicht richtig aus dem Urlaub zurück und trug schon die Verantwortung für eine Leiche. »Sie haben es gemeldet.«
    »Umgehend.«
    »Irgendwelche Beobachtungen?«
    »Ihr Partner hat schon alles abgefragt. Nein, ich hab nichts gesehen. Keine Autos auf dem Parkplatz, niemand, der sich im Wald herumgetrieben hat. Keine unheimlichen Geräusche oder Gerüche. Es war alles wie immer, bis Striker die Witterung der Knochen aufgenommen hat.«
    »Danke, McCabe.« Malcolm schrieb sich die Kontaktdaten des Officers auf. »Wollen Sie nicht nach Hause gehen? Falls ich Sie brauche, weiß ich ja, wo ich Sie finde.«
    McCabe stand vorsichtig auf, als täte ihm alles weh. »Bei Gott, ich spür’s in den Knochen, dass der Winter bald kommt.«
    »Sie sind zu jung für morsche Knochen, Mann.«
    McCabe lachte. »Rugby in der Highschool und im College. Hat mich fertiggemacht.«
    Striker sprang von der Ladefläche und trottete zur Fahrerseite des Pick-ups.
    »Man sieht sich, Kier.«
    »Klar doch, McCabe.«
    Während Malcolm darauf wartete, dass Paulie Sommers am Tatort fertig wurde, ging er zu seinem Wagen und holte ein paar Energieriegel aus dem Kofferraum. Nicht gerade Haute Cuisine, doch sie würden den Hunger stillen, bis er etwas Richtiges zwischen die Zähne bekam.
    Es war nach ein Uhr morgens, als der Kriminaltechniker verkündete, die Knochen könnten jetzt vom Tisch entfernt und in einem Leichensack verstaut werden. Er hatte die gesamte Umgebung abgelichtet, die genaue Lage der Knochen vermerkt und Abdrücke sämtlicher Fußspuren im Schlamm angefertigt.
    Paulie kam mit gebeugten Schultern zu ihnen. »Ich hab die Pathologin angerufen und ihr Bescheid gesagt. Sie müsste jede Minute hier sein.«
    Malcolm zog eine Augenbraue hoch. Die Pathologin, Dr. Amanda Henson, kam selten zu einem Tatort. Sie sah keinen Sinn darin, den Schauplatz eines Mordes aufzusuchen, solange sie im Autopsieraum alle Hände voll zu tun hatte.
    Aber ein Fall wie dieser kam ihr vermutlich selten unter, und sie war bestimmt neugierig. Eigentlich hatte Malcolm nichts dagegen, wenn die Kavallerie hier auflief, denn er sagte schließlich auch nie Nein, wenn man ihn um Mithilfe in einer Mordermittlung bat.
    Dr. Henson stellte ihren schwarzen Geländewagen hinter den Polizeiautos ab und stieg aus. Sie hatte ihr rotes Haar unter eine Baseballkappe gestopft und trug eine weite Regenjacke über ihren Jeans. Die Füße steckten in abgetragenen Turnschuhen.
    Dr. Henson bewegte sich rasch und
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