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So sexy, so verführerisch

So sexy, so verführerisch

Titel: So sexy, so verführerisch
Autoren: Barbara McCauley
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Callan lief wie von Furien gehetzt in sein Büro, fand den Umschlag und riss ihn ungeduldig auf.
    Lieber Mr. Sinclair,
    es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich gezwungen bin, meine Stellung als Sekretärin bei der Sinclair Construction aufzugeben. Ich bedaure, nicht in der Lage gewesen zu sein, die nötige Kündigungsfrist einzuhalten. Ich sehe natürlich ein, dass es unverzeihlich ist, und kann nur hoffen, dass Francine ein kompetenter Ersatz für mich sein wird.
    Ich danke Ihnen für das vergangene Jahr. Es hat mir Freude bereitet, für Sie zu arbeiten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Abigail Thomas
    Callan starrte den sauber getippten und unterschriebenen Brief fassungslos an. Das war’s? Ich habe gern für Sie gearbeitet, aber hasta la vista, Baby? Keine vernünftige Erklärung?
    Er knüllte den Brief zu einem Ball zusammen. Zum Teufel, er würde sie finden und sie zwingen, ihm zu sagen, was los war. Er würde ihr Gehalt verdoppeln, nein, verdreifachen, wenn sie das wollte. Sie konnte mehr Freizeit bekommen – natürlich in vernünftigen Grenzen. Sie sollte alles bekommen, was sie wollte.
    Er würde gleich jetzt zu ihr fahren. Vergiss die Dusche, vergiss das Bier, vergiss alles andere, sagte er sich. Hier handelt es sich um eine Notlage. Er ging auf die Tür zu und blieb abrupt stehen.
    Wo zum Teufel wohnte sie?
    Abigail arbeitete seit einem Jahr für ihn, und er wusste nicht einmal, wo ihr Haus war. Besaß sie überhaupt eines? Oder lebte sie in einer Mietwohnung? Vielleicht lebte sie noch bei ihren Eltern. Oder hatte sie eine eigene Familie? Er war nicht sicher. Verdammt noch mal, wie konnte er so wenig über sie wissen?
    Am besten, er schaute in seinen Unterlagen über sie nach. Irgendwo darin würde er ihre Adresse finden.
    Das Telefon klingelte, und er nahm hastig den Hörer ab, bevor die sogenannte Sekretärin im anderen Büro ihm zuvorkam. “Was ist?”, zischte er.
    “Das ist aber eine nette Art, sich am Telefon zu melden”, beschwerte sich sein Bruder Reese.
    “Ich stecke im Moment in einer Krise. Was willst du?”
    “Hat es zufällig etwas mit deiner Sekretärin zu tun?”
    Callans Finger schlossen sich fester um den Hörer. “Was weißt du von meiner Sekretärin?”
    “Nicht viel. Aber im Moment sitzt sie in meinem Laden und scheint entschlossen zu sein, sich zu betrinken. Ich dachte nur …”
    Callan knallte den Hörer auf die Gabel und eilte zur Tür, ohne auf Francines erstaunten Blick zu achten, als er an ihr vorbeilief. Abigail betrank sich? Sie trank doch gar nicht. Oder doch? Er hatte keine Ahnung. Sie könnte im Grunde eine begeisterte Trinkerin sein, ohne dass er es jemals mitbekommen hätte.
    Aber bald würde er es herausfinden. Er war entschlossen, alles über Miss Abigail Thomas zu erfahren. Und dann würde er sie hierherbringen, wo sie hingehörte. Koste es, was es wolle.
    Abby war noch nie ins
Squire’s Inn
gegangen. Seit einem Jahr fuhr sie täglich auf ihrem Weg zur Arbeit daran vorbei, aber sie hatte nie daran gedacht, es sich mal von innen anzusehen. Wie der Name schon andeutete, war das Lokal einem englischen Landgasthof nachempfunden. An der Decke sah man die rohen Dachbalken, die Wände hatten eine dunkle Holztäfelung, und der riesige Kamin bestand aus Natursteinen. Wenn man vom Fernseher und der Jukebox absah, konnte Abby sich das Lokal gut in einem von Shakespeares Stücken vorstellen.
    Es war noch früh, und sie war dankbar, dass nur wenige Leute außer ihr da waren: ein Mann und eine Frau an einem kleinen Tisch, die sich eine Flasche Wein teilten, und drei Männer an der Bar, die sich über ihre Biergläser beugten. Keiner schien sie zu beachten, aber das war nichts Ungewöhnliches. Niemand beachtete jemals Abigail Thomas.
    Und dabei wollte sie es auch belassen.
    Abby holte tief Luft, setzte sich gerade auf und nahm dann einen Schluck von ihrem Drink. Sie verschluckte sich. Gütiger Himmel! Sie hatte das Gefühl, flüssiges Feuer zu trinken. Hastig presste sie die Serviette an ihre Lippen und atmete tief durch. Sie war sechsundzwanzig Jahre alt geworden, ohne zu ahnen, dass Alkohol so scheußlich schmecken konnte, und es würde ihr nichts ausmachen, weitere sechsundzwanzig Jahre lang auf diese Erfahrung zu verzichten. Vielleicht hätte sie die Kellnerin doch fragen sollen, was in dem Cocktail war, den sie bestellt hatte.
    Was immer es war, es brannte höllisch in der Kehle und erfüllte ihren ganzen Körper mit einer seltsamen Hitze. Ach, was machte es
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