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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
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72 verschlingt Cassie und Boodles mit gierigen Blicken.
    »Das war nur ein Scherz«, sage ich und stoße ihn mit dem Ellbogen an. Heute kommt bei ihr jeder zum Zug …
    Der Kerl drüben mit dem Teddybär unterm Arm glotzt mich die ganze Zeit an. Nummer 137, der mit dem goldenen Nippelring. Könnte ein Stalker sein.
    Ich sage zu dem Jungen, er könne mal hoffen, dass er bald drankommt. Die Produktionsgesellschaft hat das nicht grundlos The Whore to End all Whores genannt. Nach diesem Tag wird niemand mehr einen neuen Rekord aufstellen. Was wir hier machen, wird bis ans Ende aller Zeiten Bestand haben. Dieser Junge, ich, Nummer 137 da hinten – wir alle kommen ins Buch der Rekorde.
    Nummer 72 hat sich mit den Augen an diesem Monitor festgesaugt. Die Rosen hält er an die Brust gedrückt, als ob sie nicht längst zu Müll geworden wären.
    Ich sage zu ihm: »Erwarte nicht, dass Cassie Wright das überleben wird...«
    Nein, mit den drei Naziuniformen hat das nichts zu tun. Die Assistentin ruft die Nummern 45, 289 und 6 auf, ziemlich verrückte Reihenfolge, aber damit soll nur verschleiert werden, dass die Kameras auch noch weiterlaufen werden, wenn Cassie Wright ins Koma gefallen ist. Wenn sie dran sind, werden manche hier denken, sie sei bloß eingeschlafen. Aber kein Mensch übersteht es, von sechshundert steifen Schwänzen aufgespießt zu werden.
    Zum Beispiel ein Mösenfurz, der zu tief reingerammt wird. Oder wenn einer sie leckt und in sie reinatmet – und eine Luftblase gerät in ihren Blutkreislauf. Embolie. Die Luftblase blubbert durch die Adern bis in ihr Herz oder in ihr Gehirn, und das war’s dann mit Cassie Wright.
    Während ich das sage, beobachte ich einen anderen Monitor, auf dem Cassie in World Whore One einem Kerl einen Blowjob verpasst. Seine Lippen sind aufgedunsen und rot wie das Arschloch einer Schwuchtel. Kräftiger Trizeps. Kein einziges Härchen am Sack. Ich nehme die Sonnenbrille ab, und der Kerl da oben bin ich selbst.
    Nummer 72 sieht weiter Golden Blonde . Nummer 137 sieht weiter zu uns herüber.
    Man dreht uns deswegen nicht in der Reihenfolge unserer Nummern, damit der Cutter sämtliche Cumshots von eins bis sechshundert hintereinander schneiden kann. Dann kann Cassie bei Nummer 599 genauso stöhnen und sich winden wie bei Nummer 1. Zwischendurch liegt sie bloß da, als ob sie schläft, in Wirklichkeit aber liegt sie im Koma. Oder schlimmer. Keiner hier, keiner von uns Schwachköpfen wird was anderes als die offizielle Pressemitteilung erfahren: »Pornosuperstar stirbt nach Weltrekord.«
    Natürlich hat sie trainiert. Kegelgewichte. Aerobic. Pilates. Sogar Yoga. So intensiv, als hätte sie vor, durch den Ärmelkanal zu schwimmen, aber Teufel auch, in dem Raum da hinten, wo sie unter sechshundert Kerlen die Matratze spielt – da ist sie selbst der Ärmelkanal.
    »War auch nur ein Scherz«, sage ich zu dem Jungen und stoße ihn mit dem Ellbogen an.
    Aber die Wahrheit ist, niemand wird den Notarzt holen, bis die Sache gelaufen und dieser Film im Kasten ist.
    Nein, falls es zu Nachforschungen kommt, wird jeder Schwanz hier schwören, dass sie gelebt hat, als er an der Reihe war. Alles abstreiten. Danach wird die amerikanische Öffentlichkeit einen Aufstand machen. Daran werden sich auch religiöse Weltverbesserer beteiligen, um auch mal wieder in die Medien zu kommen. Rabiate Feministinnen. Und am Ende schreitet die Regierung ein, und keine Frau wird jemals mehr wagen, einen neuen Rekord mit 601 Männern aufzustellen.
    Cassie wird tot sein, aber wir sechshundert Schwänze hier, wir werden in die Geschichtsbücher eingehen. Für die Hälfte von uns wird das ein Karrieresprungbrett sein – Neulinge werden durchstarten, Veteranen wird ein Comeback gelingen. Wir alle werden T-Shirts mit der Aufschrift tragen: »Mein Schwanz hat Cassie Wright gekillt.«
    Cassie Wright wird tot sein, aber ihre alten Videos, alles von The Ass Menagerie über ihre Facial-Kompilation Catch her in the Eye bis zu dem Klassiker A Separate Piece , werden sich zu einer Goldgrube entwickeln. Bang the Bum Slowly . Sammlereditionen. Die Marilyn Monroe der Erwachsenenunterhaltung, eine Göttin, die sich selbst geopfert hat.
    Nummer 72 starrt wie hypnotisiert auf den Monitor.
    Sheila kommt vorbei und malt mir »600« auf beide Arme. Sie sagt: »Rasier dir nicht aus Versehen einen Nippel ab«, und zeigt mit dem Kinn auf den Rasierer in meiner Hand, dessen Dreifachklinge die Stoppeln unter meinen Brustmuskeln abschabt.
    Ich
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