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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
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Gesicht.
    Und Cassie hebt sich, bis nur noch der fette blaue Ständer sie verbindet. Nur noch an diesem Schwanz hängen sie zusammen. Bis dann auch die dicke Spitze aus ihren triefenden Schamlippen ploppt. Starr strebt der steife blaue Schwanz ihr nach, als sie nun aufgerichtet über ihm steht.
    Der Sanitäter knallt die beiden Elektroden auf Bacardis elastische, schwitzende Brust, und Bacardis Rückgrat krümmt sich unter dem Strom, der durch seinen Körper jagt. Die Muskeln seiner Arme und Beine schwellen, fest und hart und wie gemeißelt treten sie unter der Haut hervor. Und der Schlag macht Bacardi wieder jung, fit und braun gebrannt und faltenlos. Er lächelt, und seine Zähne strahlen weiß. Er reißt die Augen auf. Das Blitzlicht des Fotografen und die zuckenden Funken der Elektroden machen Bacardi zu einem athletischen Frankensteinmonster.
    Und Cassie Wright sieht unter sich den wiederhergestellten Branch Bacardi, jung, wie er war, als sie beide jung waren. Sein perfektes Comeback.
    Kann sein, dass es Selbstmord war, kann sein, dass ihre müden Knie einfach einknickten.
    Es war wie in Romeo und Julia . Aber, hab ich’s nicht gesagt...
    Manchmal braucht es nur wenige Sekunden, um sich das ganzes Leben zu versauen.
    Während noch die Milliarden Volt durch Bacardis Körper strömen … und die Kameras laufen … spießt Cassie Wright sich auf den mit tödlicher Hochspannung geladenen Schwanz des Todes.

35
     
    Sheila
     
    Defibrillatoren, die auf über 450 Joule eingestellt sind, hinterlassen Hautverbrennungen. Die Elektroden können die Brust des Patienten versengen. Metallschmuck, sekundenlang hocherhitzt, kann sich verbiegen. Ohrringe und Halsketten. Die beiden runden roten Abdrücke auf Branch Bacardis Brust sehen wie übertrieben aufgemalte Brustwarzen aus. Glänzende neue Aureolen, auf seine Haut geschweißt. Ms. Wrights herzförmiges Amulett so heiß, dass es sich in ihre Brust gebrannt hat. Ihr Brandzeichen, ein winziges Herz. Bacardis neue Nippel und Ms. Wrights Herz qualmen noch. Das Amulett ist aufgesprungen, das Gold schwarz angelaufen, das Babyfoto darin schwebt als kleine Rauchwolke durch den Raum.
    Dieses Foto von mir als Neugeborenem – ein Blitz, ein Flämmchen, und weg – zu Asche verkohlt.
    Einer der Sanitäter, auch so ein Flintenputzer, sieht Branch Bacardi an und sagt: »Großartig, so einen Riesenständer kriegen wir nie und nimmer in den Leichensack.«
    »Vergiss es«, sagt der andere Scherenschleifer. »Dieses Monster passt nicht mal in einen Sarg.«
    Der Defibrillator hat Bacardi und Ms. Wright zu einem menschlichen X zusammengelötet. An den Hüften verbunden. Ihr Fleisch in Hass vermählt, gründlicher gepaart, als jede Ehe es jemals gekonnt hätte. Vereinigt. Kauterisiert.
    Aber, nein... sie sind nicht tot. Branch und Cassie. Beinahe, aber nicht ganz. Der Gestank versengter Möse und Eier kommt von dem Stromschlag, der Ms. Wright beinahe getötet hat – der aber auch Branch Bacardi wieder ins Leben geholt hat. Der Strom hat ihre Genitalien verschmolzen. Verschweißt.
    Tatsache.
    Die Sanitäter glotzen bloß und denken kopfschüttelnd darüber nach, wie sie zwei bewusstlose Körper zum Krankenhaus transportieren sollen, siamesische Zwillinge, am Unterleib miteinander verwachsen. Untrennbar verbunden durch mehrere Schichten zerkochter Haut und verkrampften Muskelfleischs. Ihre Weichteile ein einziger großer Hackbraten.
    Es riecht nach Schweiß und Ozon und gebratenen Hamburgern.
    Und in diesem Moment habe ich es gesagt: Branch Bacardi und Cassie Wright, das ist mein Vater und meine Mutter. Das sind meine Eltern. Ich bin ihr Kind.
    Tatsache. Ich klopfe mir an die Brust und sage den Sanitätern: »Mein Name ist Zelda Zonk.«
    Aber keiner blickt von den zwei nackten Körpern auf, deren Köpfe da stöhnend an ihren schlaffen Hälsen baumeln. Ihre Augen bleiben geschlossen. Dampf kräuselt sich von ihrem verschmolzenen Fleisch. Nippel und Herz als frische Brandzeichen auf der Haut.
    Ich hebe eine Hand, die Finger gerade ausgestreckt und aneinander, wie beim Fahneneid in der Schule oder beim Schwören vor Gericht, und mache die Sanitäter mit einem kleinen Wink auf mich aufmerksam. Mit der anderen Hand klopfe ich mir an die Brust. Dort, wo mein eigenes Herz sein sollte.
    Einen Augenblick lang kommt mir alles sehr wichtig vor. Beinahe real.
    Und ich sage es noch einmal. Meinen geheimen Namen. Ich hebe die Hand noch ein kleines Stückchen höher, damit vielleicht endlich einmal jemand
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