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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
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Erwachsenenunterhaltung.
    Kein Darsteller bei dem Dreh, der Cassie Wright nicht liebte und verehrte. Jeder wollte ihr helfen, Geschichte zu machen.
    Andere haben ihren Schwanz noch nie in was anderes gesteckt als in die eigene Hand, noch nie was anderes gesehen als Cassie-Videos. Für sie ist das eine Art von Kundentreue. Eine Art Ehe. Diese Typen mit ihren kleinen Geschenken, für die sind das heute die Flitterwochen. Der Vollzug.
    Heute gibt Cassie Wright ihre letzte Vorstellung. Das Gegenteil einer Jungfernfahrt. Spätestens nach dem fünfzigsten Kerl wird sie da oben aussehen wie ein mit Vaseline geschmierter Bombenkrater. Fleisch und Blut, als ob etwas in ihr explodiert wäre.
    Wer uns sieht, käme nie auf die Idee, dass wir Geschichte machen. Den absoluten Rekord aufstellen.
    Die Assistentin tanzt an und ruft: »Meine Herren.« Sheila schiebt sich die Brille auf der Nase hoch und sagt: »Wenn ich euch aufrufe, müsst ihr drehbereit sein.«
    Damit meint sie: voll erigiert. Kondombereit.
    Wie wenn man sich von hinten nach vorn abwischt, ganz in Gedanken, auf dem Klo. Und du schmierst dir die Scheiße auf die Rückseite deiner schrumpligen Sackhaut. Und dann versuchst du, sie sauber zu wischen, und die Haut dehnt sich, und es wird alles nur noch schlimmer. Die dünne Scheißeschicht gerät in die Haare, bis an die Oberschenkel. So in etwa fühlt sich das an, ein Tag wie dieser, ein Tag und sein Geheimnis.
    Sechshundert Männer. Eine Pornoqueen. Ein Weltrekord für die Ewigkeit. Der Film – ein Muss für jeden anspruchsvollen Sammler von Erotika.
    Keiner von uns hatte vor, ein Snuff-Movie zu machen.

2
     
    Mr. 72
     
    Schwachsinnige Idee, Rosen mitzubringen. Weiß auch nicht. Kaum kommt man durch die Tür, geben sie dir eine große braune Papiertüte mit einer Nummer drauf, irgendeine Zahl zwischen eins und sechshundert. »Tu deine Sachen hier rein«, sagen sie. Und dann geben sie dir eine Wäscheklammer aus Holz, auf der dieselbe Nummer steht. »Mach die an deine Shorts«, sagen sie, »und verlier sie nicht, sonst kriegst du deine Sachen nicht zurück.« Die Assistentin hat eine Stoppuhr, die ihr an einer Schnur vor der Brust hängt, da, wo ihr Herz sein sollte.
    Hinter dem Tisch, wo man sich auszieht, hängt ein Schild an der Wand, braune Pappe mit schwarzer Schrift; darauf steht, dass die Produktionsfirma keine Haftung für die Wertsachen der Leute übernimmt.
    Auf einem anderen Schild steht: »Masken verboten.«
    Manche stopfen die Socken in ihre Schuhe, bevor sie sie in die Tüte stecken. Klemmen den Gürtel fest aufgerollt in einen Schuh. Schlagen ihre Hosen Bügelfalte auf Bügelfalte sauber ein und legen sie auf die Schuhe. Halten ihr Hemd mit dem Kinn am Brustbein fest und legen Ärmel, Kragen und Schöße so zusammen, dass möglichst keine Falten entstehen. Die Krawatte kommt aufgerollt in eine Tasche ihres Jacketts. Das sind die gut gekleideten Typen.
    Andere ziehen ihre Jeans oder Trainingshosen aus und ballen sie umgestülpt zusammen. T-Shirts oder Sweatshirts. Streifen die feuchte Unterwäsche ab und stopfen sie in die Tüten, und obendrauf kommen ihre stinkenden Tennisschuhe.
    Wenn man sich ausgezogen hat, nimmt die mit der Stoppuhr die Kleidertüte und stellt sie an der Betonwand auf den Fußboden.
    Alle stehen in Unterhosen rum und spielen mit ihren Brieftaschen, Autoschlüsseln, Handys oder was auch immer.
    Und ich mit meinem Strauß welker Rosen, auch bloß Schrott, um was in der Hand zu haben, so was Blödes.
    Als ich mir das Hemd aufknöpfe und die mit der Stoppuhr mir eine Tüte gibt, zeigt sie auf meine Brust und sagt: »Willst du das vor der Kamera tragen?«
    Sie hat eine Tüte mit der Nummer 72 in der Hand, die Wäscheklammer an einen Henkel geklemmt. Sie zeigt mit ihrem Pistolenfinger auf meine Brust und sagt: »Das da.«
    Ich verrenke mir den Hals, bis es wehtut, sehe aber nur das Kreuz an der Goldkette vor meiner Brust.
    Ich frage, ob das ein Problem ist. Ein Kreuz.
    Und sie nimmt die Wäscheklammer und streckt sie mir aufgeklemmt entgegen. Anscheinend will sie mir die an die Brustwarze stecken, aber ich weiche zurück. Sie sagt: »Wir machen so was nicht zum ersten Mal.« Sie sagt: »Solche Bibelheinis wie dich haben wir gefressen.« Ihrem Gesicht nach könnte sie noch auf der Highschool sein, etwa mein Alter.
    Die mit der Stoppuhr sagt, als die Schauspielerin Candy Apples ihren Rekord mit 721 Geschlechtsakten aufstellte, hätten sie mit einer Gruppe von nur fünfzig Männern
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