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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
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brauchten aber auch zwischen ihren seriösen Engagements Geld, um die Miete zu zahlen. Für sie war die Mitarbeit an Pornofilmen ein Spaß gewesen. Eine radikale politische Geste. Die männliche Hauptrolle in The Twilight Bone oder A Tale of Two Titties war ein Jux, mit dem sie ihren Lebenslauf schmücken konnten. Wenn sie erst einmal angesehene Stars waren, boten diese frühen Jobs ihnen Stoff für Anekdoten, die sie in Talkshows zum Besten geben konnten.
    Schauspieler wie Branch Bacardi oder Post Campari zuckten mit ihren gebräunten, rasierten Schultern und sagten: »Na und wenn schon, sogar Sly Stallone hat Pornos gedreht, weil er das Geld brauchte...«
    Bevor er ein weltberühmter Architekt wurde, hat sogar Rem Koolhaas Pornos gemacht.
    Drüben im Wartebereich bleibt eine junge Frau mit einer Stoppuhr an einer schwarzen Kordel um ihren Hals neben Bacardi stehen und schreibt ihm die Nummer 600 auf den Arm, oben die Sechs, darunter eine Null, darunter die zweite Null, so wie Triathleten ihre Startnummern mit einem dicken schwarzen Filzstift auf den Arm bekommen. Wischfeste Tinte. Und während die Assistentin ihm die 600 erst auf den einen und dann auf den anderen Bizeps malt, redet Bacardi weiter auf den Rosenburschen ein und tastet, den Plastikrasierer in der einen Hand, mit der anderen seine Brust- und Bauchmuskeln nach Stoppeln ab.
    Die Männer, die nicht Kartoffelchips essen, bearbeiten sich mit Plastikrasierern. Drücken Pickel aus. Oder quetschen aus Tuben braune Schmiere in ihre Hände und reiben sich das Zeug ins Gesicht, auf die Oberschenkel, auf Nacken und Füße. Bräunungscreme. Ihre Handflächen voller brauner Flecken. Die Haut um die Fingernägel schmutzig dunkelbraun. Neben sich haben diese Schauspieler ihre Sporttaschen stehen und dauernd bücken sie sich und wühlen darin nach Haargel, Bräunungscreme, Plastikrasierern und Taschenspiegeln. Oder sie machen Liegestütz in braun verschmierten weißen Feinrippunterhosen. Es gibt ein einziges Klo, das diesen sechshundert Darstellern zur Verfügung steht, eine einzige Kabine mit Waschbecken und Spiegel, die weiße Kloschüssel da drin ist von Hunderten Hinterteilen mit dicken Schichten brauner Farbe vollgekleistert. Das Waschbecken mit braunen Handabdrücken. Die weiße Tür übersät mit braunen Hand- und Fingerabdrücken von Pornodinosauriern, die mit ihren Sonnenbrillen blind durch die Gegend tappen.
    Es ist nicht schwer, sich Cassie Wright am Set vorzustellen, hingefläzt in ihrem Bett, das weiße Satinlaken zerkrallt und beschmiert und beschmutzt, mit jedem Darsteller ein bisschen dunkler. Bräunungscremeporno.
    Ich nehme eine Pille.
    Die Assistentin bleibt neben mir stehen und sagt: »Wenn du blind werden willst, bitte sehr, aber komm uns dann nicht mit Schadensersatzforderungen.«
    Ich frage: »Was?«
    »Sildenafil«, sagt die junge Frau und tippt mit ihrem Filzstift an meine Hand, in der ich die Flasche mit den blauen Pillen halte. »Davon kriegst du einen Ständer, aber wenn du eine Überdosis nimmst, kannst du eine nichtarteriitische anteriore ischämische Optikusneuropathie kriegen.«
    Sie geht weiter. Und ich schlucke noch so eine blaue Pille.
    Branch Bacardi sagt gerade zu dem Rosenjungen: »Die Darsteller werden nicht in der Reihenfolge ihrer Nummern gedreht.« Er zieht mit einer Hand einen schlaffen Brustmuskel hoch, schabt mit dem Rasierer über die Haut und sagt: »Offiziell tun sie das, weil sie nur drei Gestapo-Uniformen haben, eine kleine, eine mittlere und eine große, und weil sie die Leute erst die Uniformen anprobieren lassen müssen.« Während er weiter an sich herumschabt, richtet er den Blick auf einen oben an der Wand befestigten Monitor, auf dem ein Pornofilm läuft. Er sagt: »Wenn du an die Reihe kommst, erwarte nicht, dass die Uniform trocken ist oder gar sauber...«
    In jeder Ecke des Raums hängen Monitore, auf denen Hardcorepornos laufen. The Wizard of Ass . Oder Gropes of Wrath , ein Klassiker. Die großen Erfolgsfilme mit Cassie Wright. Allesamt älter als zwanzig Jahre. Der Monitor, den Branch Bacardi anstarrt, zeigt ihn eine Generation jünger in dem Streifen World Whore One: Deep in the Trenches , wo er Cassie Wright gerade von hinten nimmt. Bei diesem Video-Branch-Bacardi hängen die Brustmuskeln nicht schlapp runter. Seine Arme sind nicht rot und rau vom vielen Rasieren. Seine Hände packen kraftvoll zu, seine Finger umschlingen Cassie Wrights schmale Taille fast vollständig, seine Fingernägel sind nicht dick
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