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Snuff: Roman (German Edition)

Snuff: Roman (German Edition)

Titel: Snuff: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
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gefalteten Fünfziger zu.
    Wenn man von der dritten Welle des Feminismus reden will, könnte man Ariel Levy zitieren, die gesagt hat, Frauen hätten die Unterdrückung durch die Männer verinnerlicht. In den Frühjahrsferien nach Fort Lauderdale gehen, dich besaufen und deine Titten zeigen, ist nicht Ausdruck eines gesteigerten Selbstbewusstseins. Sondern du bist vom Konstrukt der patriarchalischen Gesellschaft dermaßen verbogen und programmiert, dass du gar nicht mehr weißt, was gut für dich ist.
    Eine holde Maid in Not, so dämlich, dass sie nicht mal weiß, dass sie in Not ist.
    Man könnte auch Annabel Chong zitieren – richtiger Name: Grace Quek -, die mit 251 Losern den ersten Weltrekord im Rudelficken aufgestellt hat, denn ihrer Meinung nach sollte die Frau beim Sex das Heft in die Hand nehmen. Sie liebte Sex und hatte die Nase gestrichen voll von feministischen Theorien, die Pornodarstellerinnen entweder als Idioten oder als Opfer beschrieben. Anfang der siebziger Jahre begründete Linda Lovelace mit exakt denselben philosophischen Ausführungen ihre Arbeit in Deep Throat .
    Heute interessiert sich niemand mehr für so was wie Persönlichkeitsentwicklung:
    Respektiert noch irgendwer das Recht des Menschen, Herausforderungen zu suchen und sein wahres Potenzial zu entdecken? Worin unterscheidet sich ein solcher Gangbang denn von dem Versuch, den Mount Everest zu besteigen? Wer akzeptiert denn Sex als mögliche Therapie bei seelischen Problemen?
    Dass Linda Lovelace praktisch als Geisel gehalten und mit Gewalt zu ihrer Arbeit gezwungen wurde, kam erst später heraus. Oder dass Grace Quek, bevor sie ein Pornostar wurde, in London von vier Männern und einem zwölfjährigen Jungen vergewaltigt worden war.
    Beta-Tester lieben Annabel Chong. Die Kaputten lieben die Kaputten.
    Tatsache.
    Als ich den Geldpacken unter meiner Namensliste zähle, werden meine Latexfinger von den Scheinen schwarz. Wieder tritt ein Loser an mich heran, so nah, dass sein Schwanz mich beinahe berührt. Fragt nach den T-Shirts, wo sind die T-Shirts? Geht mit mir im Gleichschritt über den Beton, immer dicht neben mir.
    Ich sage: »Dreißig Dollar, bar auf die Hand.« Wenn er das Gebäude verlässt, kann er sich ein T-Shirt kaufen. Die Souvenir-Mützen kosten weitere zwanzig. Wer sich ein signiertes Video von der Veranstaltung reservieren lassen will, muss 150 Dollar blechen.
    Ms. Wright hat die Umschläge bereits signiert, die Einlegezettel, die in die Boxen kommen. Nur für den Fall, dass Gott dem Wichser 573 den Befehl gibt, sie zu erwürgen. Oder dass Gott Ms. Wright an einem Schlaganfall sterben lässt. Oder ein Erdbeben oder eine Flutwelle schickt.
    Heute interessiert sich auch niemand mehr für so was wie das wirkliche Leben.
    Was macht man, wenn man von einem Augenblick auf den anderen seine Identität verliert? Wie wird man damit fertig, wenn man erkennt, dass die eigene Lebensgeschichte eine einzige Lüge ist?
    Dicke Schweißblasen in meinen Handschuhen – immer noch rosa, also sind beide Latexschichten noch intakt. Meine Finger aufgeweicht und runzlig von der langen Schwimmerei. Die Haut gebeizt und alt. Mein Schutzschild. Sauber und sicher, aber gefühllos, zu alt für den zwanzigjährigen Rest von mir.
    Drüben, beflackert von einem Dutzend Pornofilmen, hebt schon wieder jemand zwei Finger. Schwenkt seine haarigen Knöchel. Lockt mich mit gekrümmten Fingern. Bestechungsgeld in der Faust versteckt.

5
     
    Mr. 600
     
    Jetzt mal ehrlich, das war gelogen, als ich Nummer 72 das mit den Uniformen erzählt habe, dass man uns nicht in der Reihenfolge unserer Nummern dreht, weil man nur drei Gestapo-Uniformen gemietet hat. Der Junge sieht sich die Filme an, die hier auf den Monitoren laufen. Jetzt zum Beispiel On Golden Blonde . In seinen Augen spiegelt sich Cassie Wright wie auf zwei winzigen Monitoren, seine Kinnlade ist runtergeklappt, und es ist ihm schnurzegal, was ich ihm erzähle.
    Ich sage zu ihm: »Erwarte nicht, dass sie noch so gut aussieht...«
    Nummer 72, seine Augen – hellbraun, genau wie meine früher einmal.
    Cassie, die da oben die Klitoris von Boodles Absolut abschlabbert, hat einmal gesagt, eines Tages werde sie die ganze Branche beherrschen. Die süße junge Cassie Wright, und sie sagte es so überzeugend, dass man es ihr abnehmen musste.
    Aber wenn ich mir das so ansehe, diesen Haufen Schwänze, den man heute hier zusammengetrieben hat, würde ich sagen, mit Cassies Karriere steht es nicht zum Besten.
    Nummer
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