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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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dir zwei Dinge: Solltest du mein Angebot ablehnen, so gehen die Informationen über den Mord an dem hoffnungsvollen Nachwuchsmodel Josepha Pawlitschko an die zuständige Staatsanwaltschaft und die Presse. Kommen wir zwei aber ins Geschäft, dann darfst du, bei guter Führung wohlgemerkt, eventuell in fünf bis sechs Jahren deine jetzige Bleibe als freie Frau verlassen. Meine Forderung mag lächerlich gering erscheinen, bedenkt man, was lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung bedeutet. Nichtsdestotrotz bin ich als typischer Vertreter der von Leuten deines Schlages gerne als „Unterschicht“ titulierten Bevölkerungsgruppe doch auf etwas materielle Unterstützung zur Wahrung meines bescheidenen Lebensstandards angewiesen. Ich denke so an zwei Millionen US-Dollar, sowie an die Überschreibung deines Weingutes in Napa-Valley. Das Geld bitte in bar, Stückelung 100, 50, 20. Fortlaufende Nummern sind mir wurscht, am besten neue Scheine mit Banderolen, das erleichtert das Nachzählen. Solch eine Transaktion erfordert natürlich Offenheit von meiner Seite und ich bin sicher, dass die Nennung meiner persönlichen Daten mir nicht zum Nachteil gereicht. Verpfeif mich. Es ist mein erster Coup dieser Art. Ich kriege zwei bis drei Jahre, wahrscheinlich auf Bewährung. Und du?
    Ich erwarte deinen Anwalt mit den erforderlichen Papieren und dem Geld bis spätestens zum 31. September diesen Jahres
.
    Gruß, Raimund Konen
    Der Haftraum schien sich um sie zu drehen. Das relativ große Fenster mit den weiß lackierten Gitterstäben, das Bett mit der blauen Bettwäsche, die Sanitärkabine aus Rigipsplatten, der kleine Fernseher an der Wand. Es hätte auch eine Jugendherberge aus den Siebzigern sein können, wäre da nicht die massive Tür mit Guckloch und Klappe gewesen.
    Ihr wurde übel. Sie erhob sich unsicher, schlurfte, immer eine Hand an der Wand, in die winzige Nasszelle und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Fragend und erschreckend alt, schauten ihre Augen sie an.
    Die Aufnahmen zeigten zwei Frauen in einem Zelt. Eine lag im Bett, eine hockte davor. Sie wirkten wie Erinnerungsschnappschüsse an einen Urlaub, an schöne Tage in irgendeinem Sommer an irgendeinem Fleck auf dieser Welt.
    Erinnerungen an einen Mord.
    Das wusste nur sie … und Raimund Konen.
    Al hatte nie davon gesprochen, dass er einen Sohn hatte. Ihr Lachen sprang hysterisch in der Zelle hin und her. Wie denn auch? Womöglich hatte er damals noch gar keinen. Wie lange war es jetzt her? Dreißig Jahre, beinahe einunddreißig.
    Mord verjährt nicht. Scheiße. Wenn Konen Junior die Beweise der Staatsanwaltschaft übergab, würde sie hier drin verrotten. Ihre Gedanken spielten Fangen. Sie griff nach der Plastikflasche auf dem Tisch, nahm einen langen Zug. Besser.
    Die geständige Mörderin wusste sehr genau, warum sie eine vergleichsweise milde Strafe für einen geplanten und besonders grausamen Mord erhalten hatte. Es war ein perfekt inszeniertes Schauspiel gewesen. Die teilnahmslose, ergeben auf das Urteil wartende Täterin. Der Krückstock-Verteidiger, der mit viel Pathos ihr Leben und besonders den Tod ihrer Familie geschildert hatte. Dies und die Meinung der Öffentlichkeit, die, wieder einmal, umgeschwungen war und nun lauthals oder hinter vorgehaltener Hand den Tod des Kinderschänders und Mörders guthieß, waren die Zutaten zu diesem Drama, das wohl niemals eine Bühne aufführen wird.
    Wenn allerdings ruchbar werden würde, dass die verzweifelte Mutter schon einmal gemordet hatte, und zwar durchaus aus niederen Beweggründen, einzig und allein um ihre Karriere voranzutreiben, ja dann … dann würden alle Glimms dieser Welt ihr nichts mehr nutzen. Man würde sie braten auf dem Grill des Boulevards. Die Millionen in der Schweiz, in Luxemburg und auf den Kaymans wären unerreichbar. Sie würde sie auch nicht mehr brauchen. Sie würde bis zu ihrem Ableben gesiebte Luft atmen.
    Nein! Langsam beruhigte sich ihr Innenleben. Der Verstand meldete sich zurück. Beim Aufräumen hatte er die Bilder und Notizen gefunden. Wann räumt ein Sohn die Sachen seines Vaters auf? Wenn er sabbernd im Altersheim mit dem Kopf wackelt? Wenn er tot ist?
    Al war tot. Der Gedanke wurde schnell zur Gewissheit. Klar. Der Junior fleddert die Bude seines alten Herrn, findet nichts verwertbares außer jeder Menge Bilder … und Notizen. Die Fotos als solche waren harmlos. Ihr wurde klar, dass die Notizen der Katalysator waren. Notizen …
    Al hatte sie beschattet. Das
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