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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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Schwein. Aber warum? Wohl nicht wegen Fotos von jungen Mädchen im Nachthemd. Al konnte jeden Tag und jede Nacht Bilder machen, bei deren Anblick Max Mustermann die Luft weggeblieben wäre. Bekam sogar noch Geld dafür.
    Hatte er etwas gemerkt? War der raue Kerl doch sensibler, als sie geahnt hatte? Wenn ja, warum hatte er sein Wissen nicht selbst ausgenutzt? Anna-Sophia Barlow ahnte, dass sie niemals eine Antwort auf diese Frage bekommen würde.
    Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Fakt war, irgendein Dreckskerl versuchte sie zu erpressen. Ein Dreckskerl, der wahrscheinlich noch nicht einmal etwas zu verlieren hatte. Was ihn umso gefährlicher machte.
    Auf dem Gang draußen näherte sich laut klappernd der Essenwagen. Anna-Sophia Barlow strich sich eine Strähne ihrer langen Haare aus der Stirn. Sie würde Glimm kontaktieren. Der unbekannte Briefschreiber ließ ihr gar keine andere Wahl. Sie sog tief die abgestandene Zellenluft in ihre Lungen. Langsam, wie aus Rauch und Nebel, formte sich eine Idee in ihrem Kopf.
    Ein Satz aus einem Krimi kam ihr in den Sinn. Ein FBI-Profiler hatte es gesagt:
„Jede Erpressung ist zum Scheitern verurteilt, denn jede Erpressung hat eine schwache Stelle: die Übergabe des Lösegeldes.“

2015
    Der Mann saß auf der Terrasse und hielt das Glas mit dem schimmernden Rotwein gegen das weiche Licht der untergehenden Sonne. Der Online-Wetterbericht sagte Nieselregen und Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt voraus. Nachts und am frühen Morgen sei auf den Straßen verbreitet mit Eisglätte zu rechnen. Im Westen und in der Südhälfte Deutschlands. Hier am Südhang der Silver Hills in der Nähe von Oakville im Napa Valley waren es an jenem Novemberabend immer noch angenehme siebzehn Grad. Der Mann lächelte und prostete im Stillen der Frau zu, die ihm dies hier alles ermöglicht hatte.
    Prosit, Anna-Sophia, schönste aller Mörderinnen, auf dein ganz besonderes Wohl …

2010
    Raimund Konen hatte sich auf der Düsseldorfer Königsallee den ersten Anzug seit seiner Konfirmation gekauft. Der schwule Typ im Mason’s, der zur Zeit angesagtesten Herrenboutique auf dieser Flaniermeile, hatte ihn zunächst angesehen, als trüge er Pest und Cholera in seine heiligen Hallen, hatte sein Verhalten aber schnell und professionell umgestellt, als Konen ihm seine Armeejacke reichte und vorher ein mit einer goldenen Klammer zusammengehaltenes enormes Geldbündel aus der Tasche nahm. Knapp dreitausend Euro später besaß Konen das aktuelle Business-Modell von Brioni, einen braunen BOSS-Dreiteiler „für alle Tage“ nebst vier Hemden samt perfekt abgestimmter Krawatten, einen Kaschmirmantel sowie dazu passende Louis-Vuitton-Schuhe. Die Anzüge mussten wegen Raimunds unvorteilhafter Hydrantenstatur geringfügig geändert werden und man vereinbarte einen Termin in drei Stunden. Gläschen Heidsiek, bis dahin, Herr Konen, wir sehen uns …
    Noch ganz schwindelig von seinem neuen Leben schlenderte Konen ziellos umher, bestellte sich in einem Bistro ein Tagesessen und ein Alt und freute sich auf Morgen. Morgen kam dieser Schicki-Micki-Anwalt, den er aus der Zeitung und dem Fernsehen kannte, zu ihm. Stephan Glimm, diese fette schwarze Krähe mit dem Pferdeschwanz. Er brachte das Geld und die Papiere für Anna’s Vineyard. Die viertausenddreihundertzweiundfünfzig Euro, die Konen heute Morgen eingesteckt hatte, waren alles, was die Sparkasse in Düsseldorf Oberbilk ihm geben konnte.
    „Das ist dann die absolute Obergrenze Ihres Dispo-Kredites, Herr Konen“, hatte das bebrillte Muttchen hinter der Panzerglasscheibe bemerkt. Dabei hatte sie ihn angesehen, als wolle sie solch ungehöriges Verhalten gleich seinen Eltern stecken.
    Am liebsten hätte er ihr einen Hunderter in den faltigen Ausschnitt gestopft und gesagt „Kauf dir was Schönes, am besten ein neues Gesicht.“ Aber dann hatte er doch nur ein vernuscheltes Tschüss gemurmelt. Sie würden staunen. Alle würden sie staunen, wenn sie es denn jemals erfuhren. Raimund, der Penner ohne Schulabschluss. Ein millionenschwerer Winzer in Kalifornien. Vielleicht sollte er das ganze Pack einfach einmal einladen. Zu einer Party am Pool.
    „Sorry!“, beinahe hätte er einen älteren Mann umgerannt, der seinen Hund ausführte.
    „Träumen Sie? Passen Sie doch auf!“ zeterte der Mann und sein übergewichtiger Terrier kläffte schrill.
    „Nein Opa, ich träume nicht, es ist wahr! Hörst du: Es ist wahr!“, rief er rückwärtsgehend dem Mann zu und winkte
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