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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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Stämmen der mächtigen Fichten. Der Mann testete die Eisfläche. Glatt wie Schmierseife. Er atmete tief ein. Was für eine Idee! Eine Mordwaffe, die sich im Licht der Morgensonne von selbst auflöst.
    05:38 Uhr. Die Außentemperaturanzeige vermeldete minus 13° C. Der Porschefahrer trat das Gaspedal durch. Ein langes gerades Stück, dann das „Karussell“: anbremsen, zweimal zurückschalten, das Heck kurz ausbrechen lassen und wieder vollen Schub geben. Ein Auto für Piloten. War Fliegen wirklich schöner?
    05:39 Uhr. Der Mann am Straßenrand rollte die Mütze ein Stück höher und lauschte. Ein fernes Röhren näherte sich. Wurde rasch lauter. Dann knallendes Ballern, als der Fahrer kurz vom Gas ging. Der Mann trat ein Stück in den Hohlweg zurück. Der Wagen war nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Gleißendes Licht strich durch den Wald, als der Sportwagen um die letzte Biegung schoss. Die Bäume warfen schwarze Schlagschatten, schienen sich zu bewegen. Der Mann hielt den Atem an, als er das Auto wie ein Gespenst heranhuschen sah.
    05:39:20 Uhr. Der Madison Square Garden kochte. Dumpf wummerten die Bässe im Takt zum Herzschlag des Fahrers. Er genoss das Zerren der Fliehkraft, das Brüllen des Motors, das Vibrieren des Lenkrads in seinen Händen. Die „Fuchsröhre“, die schnellste Kurve auf der ganzen Strecke. Seiner Strecke. Sein eigener kleiner Nürburgring. Eine Zehntelsekunde vor der Katastrophe registrierte er die Spiegelung der dünnen Mondsichel mitten auf der Straße. Als sein Verstand noch nach einer Erklärung suchte, verspürte er ein vertrautes Gefühl in seinem Magen. Es war das typische Kribbeln im Augenblick des Abhebens, wenn man glaubt, das Flugzeug würde durchsacken. Doch dies hier war kein Flugzeug …
    05:39:40 Der Mann sah mit weit aufgerissenen Augen, wie der weiße Porsche die Kurve auf der physikalisch korrekten Linie verließ, zwei Begrenzungssteine mit dumpfem Knall förmlich wegsprengte um dann mit aufheulendem Triebwerk, sich seitlich überschlagend, aus dem Blickfeld zu verschwinden. Der Mann wartete, bis das Krachen, Reißen und Splittern verstummte. Stille. Selbst der Nachtwind schien den Atem anzuhalten. Kein Ast knarrte, kein Nachtvogel rief, kein Tier raschelte im Unterholz. Nichts. Nur sein Herz schlug laut und hart bis in die Halsadern. Wie ein Gefangener trommelte es gegen den Käfig seiner Rippen. Er hatte gerade einen Menschen getötet. Hatte er wirklich? Der Mann erwachte aus seiner Starre, überquerte mit vorsichtigen, schlurfenden Schritten das blanke Eis, verhielt an der Stelle, wo der Wagen die zwei Steinquader weggefetzt hatte. Tief unten erkannte er einen verformten, weißen Umriss. Der Porsche hatte sich zwischen den mächtigen Baumstämmen verfangen, war kaum mehr als Auto zu erkennen.
    Der Mann holte eine Handlampe aus der Tasche seiner Armeejacke. Im weißen Lichtstrahl sah er die Stelle, wo der Wagen zum ersten Mal aufgeschlagen war. Frisch auf-gewühlte Erde zwischen dem froststarren, reifbedeckten Gras, frische Bruchstellen an einem Sandsteinfelsen, weiße Kratzspuren. Der Lichtkegel reichte nicht bis hinunter. Der Mann knipste die Lampe aus, steckte sie ein und machte sich vorsichtig an den Abstieg.
    05:42 Uhr. Schmerzen. Jeder Atemzug schien flüssiges Feuer durch seine Lungen zu pressen. Sein rechter Arm war taub. Er konnte seine Beine nicht bewegen, ja er spürte noch nicht einmal, dass er welche besaß. Etwas lief ihm aus den Ohren, durchnässte sein Uniformhemd. Scheiße, wie sah er bloß aus? Er würde sich blamieren. Er wollte etwas sagen, doch in seinem Mund befand sich ein pelziger Klumpen. Er schmeckte Blut, sah rote Nebel, schluckte, musste husten und verlor kurz das Bewusstsein. Als er nach einer halben Minute wieder die Augen öffnete, blendete ihn ein gleißendes Licht.
    05:42:30 Uhr. Der Mann hatte endlich das Wrack erreicht. Zweimal war er ausgerutscht und auf dem Hosenboden gelandet. Dann stand er vor dem zerstörten Porsche. Der Wagen lag auf der linken Seite, gekrümmt wie eine Banane. Die Frontscheibe war weg. Sie lag zwanzig Meter weiter oben. Der Mann leuchtete ins Innere. Schlaff, zerknittert und voller Blut hing der Fahrerairbag aus dem Lenkrad. Dahinter lag der verrenkte Körper eines Mannes, das Gesicht eine einzige blutige Masse. Die ungeheuren Kräfte hatten den kompletten Sitz gegen das Lenkrad geschoben, die A-Säule mitsamt dem Dach auf das Armaturenbrett gepresst und dem Fahrer wohl das Genick gebrochen.
    Doch dann
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