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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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Dreckschwein gewesen. Die ganze Wohnung war voller Fliegen, Spinnen und solchem Krabbelzeugs. Verfaultes Obst, nachlässig eingewickeltes Brot, Flecken von verschüttetem Essen auf der Küchenarbeitsplatte und auf dem Herd. Kein Wunder. Pfui Deibel!
    Der Mann spuckte in den Ausguss und ließ Wasser nachlaufen, mit dem er sich noch den Mund spülte. Drecksungeziefer, verrecktes. Die Bierflasche leerte er aus und beobachtete, wie die blau schillernde Schmeißfliege durch die Löcher des Abflusses verschwand.
    Der Mann erstarrte.
    Hastig ging er zurück zum Esstisch und beugte sich wieder über die Bilder. Auf zwei weiteren Aufnahmen war zu sehen, wie die Frau vor dem Bett mit dem Glas hantierte. Er ordnete die Bilder um und jetzt ergaben sie fast so etwas wie eine Bildergeschichte: Die Frau brachte das Glas, schob es unter das Moskitonetz und schien es dann umzudrehen …
    Warum dreht man ein Glas um? Um es auszuleeren. In ein Bett in dem jemand schläft? Der Mann nahm die relevanten Fotos mit ins Labor und benutzte wieder die Aufsetzlupe. Das Erlebnis mit der Fliege im Bier hatte ihm gezeigt, wonach er suchen musste.
    Es dauerte noch nicht einmal fünf Minuten, bis er es gefunden hatte. Es war schon auf dem Bild zu sehen gewesen, das er als erstes untersucht hatte. Nur hatte er den schwarzen Fleck für eine Verunreinigung bei der Entwicklung gehalten. Der Alte hatte bis zum Schluss das digitale Fotografieren abgelehnt. Bilder aus Nullen und Einsen haben keine Seele, hatte er einmal gesagt. Der Depp.
    Der Mann fixierte die Lupe, während seine Nase fast das Glas berührte. Wenn man wusste, wonach man suchten musste, war es gar nicht so schwer, in dem dunklen Fleck einen Skorpion zu erkennen.
    Die folgenden Bilder belegten diese Theorie eindrucksvoll. Der „Fleck“ war jedes Mal ein Stückchen weiter vom Glas entfernt. Ein Bild zeigte, wie die Frau vor dem Bett die dünne Leinendecke anhob …
    Der Fleck war verschwunden.
    Der Mann nahm die Bilder, ging wieder an den Esstisch und griff nach dem schwarzen Notizbuch. Es war eine von diesen nostalgisch aussehenden Kladden mit gelblichen Seiten und hartem Einband. Es wirkte abgegriffen und zerfleddert, beim Öffnen fielen einige Seiten heraus.
    Frustriert blätterte der Mann Seite für Seite um. In einer engen steilen Handschrift reihten sich hier endlose Kolonnen von Daten aneinander: Ortsnamen, Zeitangaben, Firmennamen und dahinter Details zu Bildern wie Verschlusszeiten, Blendenwerte und ISO-Angaben.
    Fast am Ende des Buches lag zwischen den Seiten ein Foto. Es zeigte die Frau, die auch im Riesenformat über dem Bett gehangen hatte. Sie machte einen Kussmund und hielt kokett ihre Hände vor ihre nackten Brüste.
    Annika … stand auf der Folgeseite. Der Mann blätterte um und seine Augenbrauen zogen sich zusammen, als er angestrengt versuchte, die Schrift zu entziffern. Je länger er las, desto besser ging es. Trotzdem brauchte er fast eine halbe Stunde, bis er den Text zu Ende gelesen hatte.
    Danach erhob er sich, kratzte sich am Kopf und steuerte auf die Schrankwand im Wohnbereich zu. Eiche-rustikal mit Stollen und integriertem Kleiderschrank … und einem Barfach.
    Zwischen billigem Rum, einer Flasche Korn und einem Obstler fand er eine noch halb volle Flasche Jim Beam. Er griff nach einem der plumpen Whiskygläser auf dem Glaseinlegeboden und goss reichlich ein. Mit einem Zug kippte er sich die braune Flüssigkeit in den Hals. Rasch breitete sich wohlige Wärme in seinem Inneren aus und er ging in den Schlafbereich. Nachdenklich betrachtete er das gerahmte Großfoto.
    Die Mörderin war wunderschön …

    Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd.
    Das braune Kuvert enthielt einen handgeschriebenen Brief und schlecht aufgelöste Kopien einiger Fotos. Anna-Sophia Barlow setzte sich auf den einfachen Stuhl an den kleinen Tisch und betrachtete ungläubig die Bilder. Auf den ersten Blick hatte sie erkannt, was sie zeigten und wo sie aufgenommen worden waren. Wie könnte sie es jemals vergessen.
    Mit zitternden Fingern entfaltete sie den Brief:
    Liebe Annika
,
    beim Aufräumen habe ich noch ein paar alte Bilder und Notizen meines Vaters gefunden. Arme kleine Josepha, sie musste so einen grässlichen Tod sterben. Aber damit kennst du dich ja bestens aus. Gerne lasse ich dir Bilder und Notizen im Original zukommen, was ja in der heutigen Zeit nichts bedeuten muss, aber ich bin in solchen Dingen etwas altmodisch. Ich bin ein Mann, der sein Wort hält. Darum verspreche ich
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