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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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blutrünstigen Monstrum eine vom Schicksal geschlagene Frau zu machen. Verständnis wogte auf in der Nation, die noch vor Kurzem einer modernen Hexenverbrennung frenetisch applaudiert hätte.
    Anna-Sophia Barlow wurde zu einer Art Jeanne d‘Arc hochstilisiert. Brave Hausfrauen beteuerten beim morgendlichen Einkauf, dass sie es ganz genauso gemacht hätten, andere wollten es ja gleich gewusst haben und alle waren sich mehr oder weniger einig, dass Kinderschändern das „Ding“ sowieso abgeschnitten gehörte.
    Das Urteil lautete auf neun Jahre wegen Tötung im Zustand einer geistigen Ausnahmesituation, was rechtlich fast wie eine Affekthandlung behandelt wird, entgegen dem von der Staatsanwaltschaft geforderten Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung.
    Die Oberstaatsanwältin Safiye Demirel kündigte unmittelbar nach der Verlesung der Urteilsbegründung an, in Revision zu gehen.
    Die Verteidigung verzichtete auf derartige Mittel. Glimm gedachte die Barlow nach spätestens sechs Jahren wieder herauszuholen.

2010
    Der Mann setzte die Bierflasche ab, rülpste verhalten und betrachtete nachdenklich das wüste Durcheinander in dem ehemals schicken Loft in der Weselerstraße. Sein Alter war schon immer ein Schlamper gewesen. Künstler hat er sich gerne genannt. Ha, Träumer hätte es genauer getroffen. Der Mann stellte die Flasche zu den anderen auf den überladenen Schreibtisch und erhob sich aus dem knarrenden Ledersessel. Missmutig schaute er sich um. Durch das verschmutzte Glasdach drang trübes Tageslicht und tauchte den riesigen Raum mit seinem Sammelsurium aus Sperrmüll und schwarz verfärbten Gründerzeitmöbeln in ein schattenloses tristes Licht. An der unverkleideten Backsteinwand hingen wellige, eingerissene Fotos im Großformat. Sie zeigten spärlich bekleidete gutaussehende Frauen, die mittlerweile sicher fett und unansehnlich eine Schar verzogener Bälger kommandierten.
    Davor liefen in einem hochmodernen Audio-Center, welches von einem monströsen Flachbildschirm beherrscht wurde, dutzende Kabel zusammen.
    Wenigstens etwas, dachte der Mann und überlegte, wie er das Geraffel wohl in seinen Astra bekäme. Würde er wohl zweimal fahren müssen oder sich einen Transporter mieten. Das Atelier hatte er gestern schon ausgeräumt. Er hatte nicht viel Zeit. In einer Woche war eine weitere Monatsmiete fällig. Die Industrieraumvermittlung Mülheim an der Ruhr war froh, dass ihr langjähriger Mieter auf unkomplizierte Weise das wertvolle Objekt geräumt hatte. Die Fotoapparate, die Lampen, Stative und Hintergründe hatte er bereits fotografiert und ins Internet gestellt. Die sauteure Nikon war bei dem Unfall mit draufgegangen. Scheiße. Die hätte ordentlich was gebracht.
    Ein Teil des ehemaligen Lagerraums war mit Regalen und einer Spanplattenschrankwand als Schlafbereich abgeteilt. Ein billiges Futonbett, ein alter Röhrenfernseher und mehrere, nicht zueinander passende Kommoden voller Unterhosen, Socken und sonstiger Klamotten bildeten die Einrichtung. Das Bett stand an einer der Seitenwände. Ein gerahmtes Bild einer nackten Frau, die sich vor einer auf- oder untergehenden Sonne im Wüstensand räkelte, gefiel dem Mann. Schöne Titten und Beine, deren Flaumhärchen sich golden im Gegenlicht abhoben. Das Bild war mit einem Markerstift signiert. Ein unleserliches Gekrakel, das in einem schiefen Herz endete.
    Dem Mann kam die Frau irgendwie bekannt wurde. Wohl irgendeines dieser Models, die einem aus Katalogen oder Illustrierten angrienten. Musste aus der Zeit stammen, als der Alte noch gute Aufträge bekam. Bevor er das Saufen anfing.
    Der Mann stieg mitsamt seinen abgewetzten Cowboystiefeln auf das Bett und reckte sich, um das Bild abzunehmen. Dabei rutschte sein T-Shirt aus der Hose und ein haariger Schmerbauch wurde sichtbar. Mit einiger Mühe gelang es dem Mann, das Bild von den Haken zu lösen und er lehnte es vorsichtig gegen die Wand. Ein leiser Pfiff entfuhr ihm und er strich sich die strähnigen Haare aus der Stirn.
    Hinter dem Bild war eine kleine Metalltüre in die Wand eingelassen. Ein Tresor. Ein billiger aus dem Baumarkt. Gerade recht um Papas Pornosammlung vor den frühreifen Sprösslingen zu sichern. Die Laune des Mannes stieg augenblicklich und er holte sich eine weitere Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Der Alte hatte wenigstens noch einmal die Vorräte aufgefüllt, bevor er sich auf der B8 von dem besoffenen Sprinterfahrer hatte plattmachen lassen.
    Im Atelier fand der Mann
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