Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
die Seite, der daraufhin ein hohes Winseln ausstößt. — KOMMT SCHON, IHR DRECKIGEN FLACHWICHSER! NA KOMMT SCHON!
    Matty zieht ihn weg. — Komm, Alter, wir müssen hier verschwinden! Sie sehen, wie Spud die Gleise entlangläuft, und folgen ihm. Renton schaut sich noch ein paarmal um, nimmt dann aber Geschwindigkeit auf, um die anderen einzuholen.
    — Die fette Sau … soll uns lieber nicht anscheißen, hechelt Matty, während sie zu der verlassenen Ruine der Gorgie Station hasten. Dort halten sie inne, um wieder zu Atem zu kommen. Sick Boy wartet im Schatten auf sie. Renton ist schwindelig. Die Anstrengung der Flucht hat ihm alles abverlangt, und er hat Mühe, seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen.
    — Hier verpfeift keiner irgendjemanden, stößt Spud japsend zwischen tiefen Atemzügen hervor, während Sick Boys Blick zwischen seinen Freunden hin und her wandert. — Keezbo ist in Ordnung!
    — Was ist mit dem Scheißbrett passiert?, keucht Renton. — Warum konnte er da nicht mehr rüber?
    — Es ist einfach runtergefallen, als ich drübergelaufen bin. Es war ein Unfall, antwortet Matty voller Empörung. Er bemerkt den vorwurfsvollen Blick in Rentons Augen. — Alter, was willste damit sagen?!
    Als sich Renton kommentarlos von Matty wegdreht, schaltet sich Sick Boy ein. — Keine Ahnung, was Rents meint, aber es gibt eine Sache, die ich schon immer mal sagen wollte: Einem stadtbekannten Klamottendieb steht es nicht zu, andere Leute als Denunzianten zu bezeichnen.
    — Was?! Matty dreht sich zu Sick Boy.
    — Dieser himmelblaue Fair-Isle-Pullover, den ich mal hatte …, beginnt er mit vorwurfsvoll gespitztem Mund und zeigt mit dem Finger auf Matty. — Du weißt schon, der, den du damals von der Leine auf der Trockenwiese bei den Banana Flats geklaut hast.
    — Ich hab deinen verschissenen Pullover nicht geklaut! Matty dreht sich mit hilfesuchendem Blick zu Spud. — Alter, das is Ewigkeiten her. Wir waren kleine Bälger und haben alle Klamotten von Wäscheleinen geklaut!
    — Aye, aber keiner hat den geklauten Scheiß angezogen! Alle haben das Zeug vertickt und sich dafür neue Klamotten gekauft. Nur ein absoluter Vollassi zieht die Klamotten an, die er von der Leine klaut!, erklärt Sick Boy und nimmt einen Zug von der eben angezündeten Zigarette. — Ich kann mich noch dran erinnern, wie ich zu meiner Ma meinte: »Matty Connell hat den Pullover geklaut, den ich von dir bekommen hab. Er trägt ihn in der Schule!« Ein dünnes Lächeln umspielt seine Lippen. — Weißt du, was sie gesagt hat? Sie meinte: »Lass ihn den Pullover ruhig behalten, mein Sohn. Die Connells sind eine arme Familie, und der Junge braucht den Pullover mehr als du.« Genau das waren ihre Worte. Meine Mutter war bereit, einem Assi meine Klamotten zu überlassen, einem stinkenden, verlausten Penner …, er nickt leicht und spricht jedes Wort so deutlich wie nur möglich aus, — … nur weil sie Mitleid mit dir hatte.
    — Das hältst du also von mir, was?! Das haste die ganzen Jahre über von mir gedacht?!
    — So sieht’s aus, antwortet Sick Boy mit einem Schulterzucken. — Jetzt fehlt bloß noch, dass du wieder so übertrieben emotional wirst und deine Mitleidsnummer abziehst. Armer kleiner Matty! Armer kleiner Dreckmurkel!
    Auf der Suche nach Hilfe schaut Matty mit klagendem Hundeblick zu Spud und Renton.
    — Du weißt ganz genau, wie meine Einstellung zu der Sache ist, Matty, sagt Renton. Die Hände auf den Knien aufgestützt und vornübergebeugt steht er da und schaut mit scharfem Blick auf seinen Freund. — Deine Besessenheit, Keezbo fertigzumachen? Das kommt nur daher, dass er mal mit Shirley zusammen war. Das ist Ewigkeiten her, Mensch! Die beiden waren praktisch noch Kinder, zum Teufel! Sie ist jetzt mit dir zusammen. Komm endlich drüber weg, Mann.
    — Wie bitte, Alter?! Das hat mit der ganzen Sache nichts zu tun, protestiert Matty mit dünner Stimme.
    Sick Boy wendet sich zu ihm. — Hab gehört, er hat ihr gehörig einen verlötet.
    — Waaaas …?! Matty japst ungläubig nach Luft. Als er seine Freunde anschaut, die mit ihren verzerrten Gesichtern, den kalten Augen und der zombieartigen Hautfarbe wie Wesen aus einer anderen Welt wirken, wünscht er sich fast, er wäre in der Fabrik geblieben, um sich den Hunden und den Wachleuten zu stellen.
    — Ich geb nur wieder, was ich gehört hab, sagt Sick Boy mit spitzem Mund.
    — Von wem gehört?, fragt Matty wütend nach. — VON DIESER FETTEN SAU?!
    — Nee.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher