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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01
Autoren: Irvine Welsh
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verlangt, in Hackenschuhen über eine mit Hundekot übersäte Wiese zu staksen. Er überquert die Brücke aber ebenfalls problemlos und hockt sich auf dem Dach nervös schnaufend hin. Alle schauen sie nun hinunter in das totenstille Werk, das von einer Reihe schwacher Nachtlaternen erhellt wird. Es sind zwei Metallkästen mit elektronischen Augen zu sehen, die aber von ihnen abgewandt sind und den Bereich der Werkstore überwachen. Renton denkt an die unsichtbaren Männer, die in irgendeiner Kammer hocken und auf vergrieselten Monitoren die von den Überwachungskameras aufgenommenen Bilder anstarren. Was, außer einem schwarz-weißen Rauschen, konnten diese Leute nach ein paar Tagen noch auf diesen Bildschirmen erkennen?
    — Irgendeiner von euch Pennern muss der fetten Sau sagen, dass sie drüben warten soll, blafft Matty und schaut dabei auf Keezbo, der das erste Holzbrett betreten hat. — Der wird es nicht schaffen, Alter. Der macht höchstens die Bohle kaputt, sodass wir nicht mehr rauskommen!
    Alle starren sich panisch an.
    — Außerdem sind wir mit dem eh zu langsam, fügt Sick Boy hinzu und wendet sich zu Renton. Keezbo befindet sich aber bereits im Aufstieg.
    — Komm schon, Keith, spricht Renton ihm Mut zu. — Wigan’s chosen few, Mensch!
    Sick Boy schlägt sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und schaut Matty an, während sich das Holzbrett unter Keezbos Gewicht durchbiegt. Wie ein Elefant auf einem Drahtseil schiebt der Drummer sich weiter nach vorn. — Wenn du oben ankommst, darfst du nicht stehen bleiben, Alter! Du musst gleich auf der anderen Seite runterlaufen, ruft Matty, der vor lauter Anspannung wie angewurzelt dasteht und die Fäuste abwechselnd ballt und öffnet.
    — Denk an den Spirit vom Wigan Casino, Keezbo!, krächzt Renton.
    Keezbo erreicht den Scheitelpunkt. Die Herzen schlagen den Jungs bis zum Hals, als sie mit ansehen, wie er für zwei gefährliche Sekunden taumelt, dann die Bretter wechselt und auf der anderen Seite hinuntersaust. Den Mund weit aufgerissen, die Augen glühend, stürmt er ihnen entgegen, während die Holzbohle unter seinen schweren Schritten auf und ab hüpft. — Toughest Skiers, Keezbo Yule! Renton drückt ihm einen Schmatzer auf die verschwitzte Stirn. Sick Boy packt Keezbos mächtige Pobacken und simuliert vor Freue einen Trockenfick.
    Die Gruppe steht nun auf dem Dach des unspektakulären, roten Ziegelsteingebäudes, das ungefähr vier Meter fünfzig hoch und je sechs Meter breit und lang ist. Von ihrem erhöhten Aussichtspunkt aus halten sie nach Wachleuten Ausschau, können aber niemanden entdecken. Die Kameras sind nach wie vor auf ein anderes Areal ausgerichtet. Mit einer kindlichen Euphorie in den Augen schauen sich die Freunde an – fünf Junkies aus Leith, verdammt nah dran am größten Morphinvorrat im ganzen Land!
    Renton klettert am Abflussrohr der Regenrinne nach unten. Sie ist aus Plastik, nicht Metall, wie er angenommen hatte. Er hat Bedenken, dass sie Keezbos Gewicht nicht tragen könnte, sagt aber nichts. Nach ihm rutschen Matty, Spud und Sick Boy an dem Rohr nach unten. Wieder schauen alle wie gebannt erst auf Keezbo, dann zu den großen Hauptgebäuden des Werks. Sie fürchten, dass er das Rohr abreißen und sie alle ohne Fluchtmöglichkeit in der Fabrik einschließen wird. Hilflos und klappernd in dieser Venusfalle gefangen, würde spätestens die Frühschicht sie entdecken und den Alarm auslösen. Keezbo allerdings kraxelt bis zur Hälfte des Rohres und springt von dort auf den Boden. — Wir sind drin, Mr. Mark!, sagt er mit einem breiten Grinsen.
    Renton drückt seine Freude über dieses Kunststück mit einem kräftigen Knuff in die Brust des Dicken aus. Sick Boy macht einen üblen Eindruck: Seine Augen sehen aus, als würden sie gleich aus seinem Kopf herausspringen. Für einen kurzen Moment hockt er sich hin und lehnt sich an das Gebäude. Starke Schmerzen scheinen ihn zu peinigen. Dann springt er wieder auf die Füße, und die Gruppe geht in Richtung der Flutlichtpfeiler. Von dort aus schleichen sie sich zur Ladezone auf der Seite des Verarbeitungsgebäudes, wo jede Menge Plastikkisten auf Holzpaletten aufgestapelt sind. — Da wird kein Skag drin sein, Alter, meint Matty. — Alles nur irgendwelche Arzneimittel. Das Morphin haben sie bestimmt unter Verschluss, brummt er.
    Renton erkennt zwar die Logik in dem, was Matty sagt, will aber nicht klein beigeben. — Die sind aber versiegelt. Er nimmt das Brecheisen aus der
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