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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung
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danke. Ich werde sie alle anprobieren, wenn ich darf. Aber ich wollte mir immer schon gerne selbst eins nähen. Würden Sie mir helfen?«
    »Es wäre mir ein Vergnügen. Woran dachten Sie denn?«
    »An Diana, die Göttin der Jagd.«
    »Aber natürlich! Sie sind dafür absolut geschaffen.«
    »Ich habe mir eine weiße Tunika vorgestellt, die eine Schulter freiläßt«, sagte Diana kühn. Die Göttin selbst hätte wahrscheinlich obendrein eine Brust entblößt.
    »Und kurz«, stimmte ihr Allegra bei, »um Ihre hübschen Beine zu zeigen.«
    »Einen goldenen Köcher mit goldenen Pfeilen möchte ich noch«, fügte Diana begeistert hinzu.
    »Und Sandalen mit goldenen Schnüren bis hinauf zu den Waden. Ihr herrliches blondes Haar sollten Sie dazu offen über den Rücken fließen lassen, ungepudert natürlich.«
    »Dann brauche ich noch Goldreife an den Oberarmen«, meinte Diana, die hingerissen war von dem Bild, das vor ihren Augen entstand.
    Allegra betrachtete das schöne Mädchen, dem die Begeisterung nur so aus den Augen leuchtete, nachdenklich. Sie meinte: »Das neue Pantheon in der Oxford Street wird demnächst mit einem Maskenball eröffnet. Möchten Sie gern hingehen?«
    »Freilich würde ich liebend gerne teilnehmen, aber leider kommt es nicht in Frage. Prudence erlaubt das nie.«
    »Hmmm«, meinte Allegra nur.
    »Trotzdem hätte ich gerne das Kostüm«, beharrte Diana.
    »Nun, dann lassen Sie uns jetzt alle Tänze üben, dann können wir uns, wenn Sie morgen kommen, den ganzen Nachmittag Ihrem Kostüm widmen!«
    Diana gefiel es am nächsten Tag so sehr bei Allegra, daß sie es bedauerte, am Mittwoch nicht ebenfalls hingehen zu können.
    Aber der Mittwoch war von nun an Almack's gewidmet, dem heiligen Schrein der Londoner Oberschicht.
    Prudence wählte ein apfelgrünes Taftkleid - der Farbton hieß »Pomona« -, das ihre Beleibtheit deutlich betonte. Und über die Erscheinung ihrer Nichte strahlte sie derart zufrieden, daß Diana Zweifel an ihrem Aussehen kamen. Das war ihr erstes Ballkleid, und mit dem Korsett und den drei Petticoats fühlte sie sich wie eine Mumie. Die Tante hatte ihr die letzte Auswahl der Farbe überlassen. Tolle Wahl-Babyrosa oder Himmelblau, dachte Diana. Das Kleid war hochgeschnitten, und Rüschchen bedeckten den gesamten Halsausschnitt. Absurderweise drückte das Korsett ihre Brüste derart flach, daß sie Rüschchen benötigte, um ihre Oberweite wieder ein wenig aufzupolstern.
    Als sie sich ihren Kaschmirschal um die Schultern legte und Prudence zur Droschke hinaus folgte, musste sie zugeben, daß sie doch ein wenig aufgeregt war über ihr Debüt. Ihre Aufregung dämpfte sich jedoch rasch, als Prudence die Kutschfahrt nutzte, um Diana in den strikten Regeln und Vorschriften eines Balls zu unterweisen. Ihre Tante schloss ihre Predigt mit den Worten: »Du darfst keinesfalls die falsche Sorte Männer anziehen. Mitgiftjägern und Hochstaplern mußt du unter allen Umständen aus dem Weg gehen.«
    Jeder, der Prudence hörte, konnte meinen, sie wolle Diana unbedingt beschützen; aber wer ihre Gedanken hätte lesen können, wäre rasch eines anderen belehrt worden. Sie ist so schön, daß sie jeden haben kann, und dann haben Richard und ich das Nachsehen. Ich muß wie ein Adler auf sie aufpassen und alle reichen, betitelten Verehrer abweisen. Bloß gut, daß gerade Perücken in Mode sind. Ihr wundervolles Haar allein reichte schon, um jedem Mann den Atem zu rauben!
    Der Kutscher dachte natürlich nicht einmal im Traum daran, über die St. James Street zu fahren, wenn die Ladies in der Kutsche saßen, also nahm er den Umweg über die Duke zur King Street.
    Vor dem Almack's herrschte ein derartiger Andrang, daß sich bereits eine kleine Schlange gebildet hatte. Prudence fühlte sich enorm geschmeichelt, als sie von Lady Melbourne gegrüßt wurde. Diese hatte ihre Tochter Emily und ihren Sohn William Lamb dabei. William drängte sich sofort an Dianas Seite.
    »Dürfte ich um den ersten Tanz bitten, Lady Davenport?«
    »Aber natürlich, Sir.« Der lächerlichen Etikette gemäß durfte sie ihn nicht William nennen, obwohl sie den Jungen mit dem deutlich fliehenden Kinn ihr Leben lang kannte. Sie schrieb seinen Namen auf ihre Tanzkarte, während sie das Foyer betraten. Mit großer Erleichterung hörte sie Prudence sagen: »Ihr jungen Leute lauft nur los und amüsiert euch. Meine Hüfte erlaubt mir leider nicht das Vergnügen des Tanzens.«
    Diana trat zu einer Gruppe von Freundinnen, die heute abend
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