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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung
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sollten wir beide darunter leiden«, sagte sie zu ihrer Begleiterin. »Ich treffe dich um fünf an der Ecke Grosvenor und Brook.«
    Als Diana auf den Shepherd Market zuging, wo Dame Lightfoot ihr Studio hatte, erspähte sie die statueske Figur ihrer Tanzlehrerin, die sich von der anderen Straßenseite näherte.
    »Guten Tag, Lady Davenport, ich schätze Pünktlichkeit über alle Maßen.«
    »Guten Tag, Dame Lightfoot«, erwiderte Diana und dachte, daß sie verdammtes Glück gehabt hatte, nicht zu früh gekommen zu sein.
    Die Lady ging voran in einen großen Saal, an dessen Wänden überall Spiegel hingen. Sie nahm ihren Hut ab, rückte ihre mausgraue Perücke zurecht und verkündete: »Fühlen Sie sich wie zu Hause, in einer Minute werde ich bei Ihnen sein.«
    Diana schaute sich entzückt um. Ihr Bild strahlte ihr aus allen Richtungen entgegen. Die Spiegel waren dazu da, sich selbst beim Tanzen zu beobachten. Wie wundervoll! Diana nahm ihren Hut ab und dann, ganz spontan, auch ihre gepuderte Perücke. Sie schüttelte ihre langen goldenen Locken. Ihres schönen Haars war sie sich deutlich bewußt und haßte es, die Pracht unter einer Perücke verstecken zu müssen. Auf einmal hatte sie Lust zu tanzen. Die Sonne schien hell durch die großen Fenster, und das Licht wurde in zahllosen kleinen Regenbögen von den Spiegelwänden reflektiert. Der große Raum wirkte dadurch warm und freundlich, und einen Moment lang fühlte sich Diana förmlich verzaubert.
    Sie zog ihre Schuhe aus und warf sie dorthin, wo sie ihren Hut abgelegt hatte. Dann begann sie sich zuerst langsam und dann immer schneller zu drehen. Ihre Röcke blähten sich und enthüllten ihre wohlgeformten Beine, und ihr Haar floß in wilden Wellen über ihre Schultern hinab.
    Dame Lightfoot tauchte auf und zuckte auf der Türschwelle zusammen. Eine volle Minute lang starrte sie Diana an, dann senkte sie ihre erbarmungslos korsettierte Gestalt auf einen Klavierstuhl und begann zu spielen.
    Diana fühlte die Musik mehr, als daß sie sie hörte. Sie wirbelte und drehte sich wie wild im Takt und Tempo der Musik, die immer schneller wurde. Sie spürte den Rhythmus der Melodie in ihrem Blut, während sie sich schlängelte und wand. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und ihre Füße wirbelten im Takt der Melodien. Die Musik steigerte sich zu einem Crescendo, Diana sank zu Boden und ließ ihr herrliches Haar übers Parkett fließen. Dann öffnete sie die Augen und lachte dem Drachen ins Gesicht.
    Dieser meinte leise, »Sie sind ein Freigeist, der zu lange eingesperrt war. Solche geschmeidigen Bewegungen habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Diana meinte atemlos: »Wenn ich dieses dumme Korsett nicht tragen müßte, dann könnte ich wirklich tanzen!«
    Dame Lightfoot schwieg sekundenlang, dann sagte sie: »Warum ziehen wir nicht beide unsere Korsetts aus? Meins bringt mich fast um! Sie können sich dort in dem kleinen Raum umkleiden.«
    Diana folgte Dame Lightfoots Vorschlag überrascht aber entzückt. Als sie den kleinen Umkleideraum betrat, riß sie erstaunt die Augen auf. Dutzende von Kostümen hingen dort an Kleiderbügeln. Jede Farbe, jedes Material, das man sich vorstellen konnte, gab es da, einige bestickt, andere mit Federn verziert. Diana streckte die Hand aus und strich sehnsüchtig über die unwiderstehlichen Kreationen. Wahrscheinlich wurden sie für Tänze oder Theaterstücke gebraucht. Vielleicht war Dame Lightfoot ja doch nicht ein Dragoner, wie sie gedacht hatte.
    Diana zog ihr Korsett aus und schlüpfte dann wieder in ihr Kleid. Ein Kostüm hatte sie sich schon immer gewünscht. Vielleicht konnte ihr Dame Lightfoot dazu verhelfen.
    Nun war es Diana, die wie vom Donner gerührt auf der Türschwelle verharrte. Die Matrone war völlig verwandelt. Sie hatte ihre mausgraue Perücke abgenommen und pechschwarzes Haar umhüllte ihre Züge. Und, da auch sie ihr Korsett ausgezogen hatte, präsentierte sie einen herrlichen Busen. Tatsächlich sah sie gar nicht mehr alt aus, aber jung auch nicht. Alterslos, das ist es, dachte Diana. »Dame Lightfoot...«
    »O bitte, nennen Sie mich Allegra.«
    Diana blinzelte ungläubig. Selbst ihre Stimme hatte einen verführerischen, heiseren Klang angenommen. »Allegra ist ein wunderschöner Name. Er kommt aus der Musik, nicht wahr?«
    »Ja. Alle meine intimen Freunde nennen mich so.«
    »Die Kostüme im Umkleideraum sind einfach fantastisch!«
    »Ziehen Sie doch eins an«, meinte Allegra.
    »Oh, das werde ich ganz bestimmt,
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