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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Jackson Bennett
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haben. Das habe ich inzwischen sehen können.«
    »Was ist sie dann?«
    George konnte ihm keine Antwort liefern. Silenus setzte eine düstere Miene auf und nickte erbittert. »Dann ist es also genauso, wie ich es vermutet habe«, sagte er. »Wir wissen nichts. All die vielen Jahre, all die Generationen unserer Familie … es war alles umsonst.«
    »Würdest du mir etwas verraten?«, fragte George.
    Silenus zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß, Stanley war mein Vater. Aber warum sehen du und ich uns so ähnlich? Das war der Grund, warum ich ursprünglich gedacht habe, du wärest mein Vater.«
    Zum ersten Mal, seit er zurückgekehrt war, lächelte Silenus ein wenig. »Die Familienähnlichkeit in unserem Clan ist sehr dominant, aber nicht vollkommen dominant. Stanley hatte Glück. Er hatte das Haar und die Brauen, ja, aber was den Rest betrifft, so hat er das Aussehen seiner Mutter geerbt. Sie war ein hübsches Mädchen. Ellen war ihr Name. Sie und Stanley waren die Besten von uns.« Er schniefte. »Wir mussten sicherstellen, dass niemand herausfand, dass Stanley und ich verwandt waren. Mit seinem Aussehen und seiner Größe hatten wir Glück, und um Augenbrauen und Haare haben wir uns später gekümmert. Es ist wirklich erstaunlich, was ein kleiner Unterschied beim Kleidungsstil und ein Klecks Haarfärbemittel bewirken.«
    »Noch eine Inszenierung«, sagte Colette ein wenig bitter.
    »Eine in einer langen Reihe«, gab Silenus zu.
    »Dann bist du also … mein Großonkel?«, fragte George.
    »Mit ein paar ›Groß‹ mehr oder weniger. Ich war seit langer, langer Zeit der Hüter unserer Blutlinie, George. Ich habe die Fähigkeit, die Weise zu tragen, nicht geerbt, aber ich habe sie auf meine Weise dennoch getragen. Vor langer Zeit habe ich gewisse … Methoden entdeckt, die eine Art Lebenskraftverschiebung ermöglichen und mir die Chance gegeben haben, immer über die Weise zu wachen. Diese Methoden haben alle möglichen Nebenwirkungen. Eine davon ist Zeugungsunfähigkeit. Ich wusste, ich konnte niemals ein Kind zeugen, George, also wusste ich auch von Anfang an, dass du nicht mein Sohn sein konntest.« Er sah Colette ein wenig beschämt an. »Und was ich dir erzählt habe, ist wahr, Lettie. Es hat nie die Gefahr bestanden, dass ich dich in Form von Nachwuchs hätte in Schwierigkeiten bringen können. Ich musste nur vorgeben, es wäre anders, als George aufgetaucht ist.«
    Colette schloss die Augen und wandte sich ab. »Ich habe dir noch nicht vergeben. Wegen dem, was du Franny und mir angetan hast. Die Vorstellung ist so … so …«
    »Ich erwarte nicht, dass du das verstehst«, sagte Silenus. »Du bist, verglichen mit mir, sehr jung. Das war es, was mich angezogen hat. Wie immer du über mich urteilen wirst, ich werde es akzeptieren.«
    »Warum hast du überhaupt so getan, als wäre George dein Sohn?«, fragte sie.
    Silenus erzählte ihr die Geschichte von Stanleys Idee. George hatte sie, in gewisser Weise, aus erster Hand miterlebt, und Silenus wich kaum von dem ab, was er gesehen hatte. »Stanley hat deine Mutter geliebt, George«, sagte Harry am Ende. »Das weiß ich. Ich war dabei. Er wollte Rinton gar nicht verlassen, und ich weiß, wie ein junger Mann aussieht, wenn ihm ein Mädchen den Kopf verdreht hat. Aber wir mussten weiterziehen. Wir waren gekommen, um nach einem sehr, sehr großen Stück der Weise zu suchen – dem Stück, das du eine Weile getragen hast –, aber die Wölfe sind uns zu nahe gekommen, und wir mussten mitten in der Nacht fliehen. Ich glaube, das hat ihm das Herz gebrochen.«
    »Warum hat er sich nicht an sie erinnert? Oder an Rinton?«, fragte George. »Ich habe euch gleich am Anfang gefragt, ob ihr dort gewesen seid.«
    »Du begreifst nicht, wie viel wir herumgereist sind«, entgegnete Silenus. »Nach unserem ersten Besuch in Rinton haben wir Tausende von anderen Städten, Bundesstaaten und Ländern besucht. Und so viel von der ersten Weise in sich zu tragen, verändert einen Menschen. Es fällt schwer, sich an Einzelheiten zu erinnern. Ich bin sicher, du kennst das Gefühl.«
    George nickte. Das tat er, jedenfalls ein wenig. Stanley hatte die Blaupausen für Millionen von Leben in sich getragen. Es musste sehr schwer für ihn gewesen sein, die Erinnerung an nur einen dieser Menschen aufrechtzuhalten, wie George nun begriff, und da bedauerte er seinen Vater noch mehr als zuvor.
    »Aber er hat sich erinnert, als du uns erzählt hast, wer du bist«, sagte Silenus. »Du weißt gar
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