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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
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entsteht aus Gefühlen, und Todesangst ist ein starker Brennstoff. Hier im Studio konnte ich jedoch unmöglich Stürme oder Blitze heraufbeschwören. Es waren zu viele Unschuldige in der Nähe, und allzu leicht hätte ich versehentlich jemanden verletzen oder gar töten können. Außerdem hatte Ortega recht. Dies war nicht der richtige Ort, um zu kämpfen. Es traf wohl zu, dass er mit mir reden wollte, denn sonst hätte er mich einfach im Parkhaus überfallen können.
    »Na gut«, willigte ich ein. »Was haben Sie zu sagen?« Er beugte sich ein wenig zu mir herüber, um leise sprechen zu können. Innerlich zuckte ich zusammen, ließ mir jedoch nichts anmerken. »Ich bin nach Chicago gekommen, um Sie zu töten. Allerdings habe ich einen Vorschlag zu machen, den Sie sich vielleicht vorher anhören möchten.«
    »Sie müssen dringend an Ihrer Verhandlungstechnik feilen«, gab ich zurück. »Ich habe ein Buch darüber gelesen, das Sie gern mal ausleihen können.«
    Sein Lächeln war völlig humorlos. »Der Krieg, Dresden. Der Krieg zwischen Ihrem und meinem Volk ist für uns beide ‘ viel zu kostspielig.«
    »Krieg ist ganz allgemein gesagt ein ziemlich dummer Weg«, antwortete ich. »Ich wollte ihn jedenfalls nicht.«
    »Aber Sie haben ihn begonnen«, widersprach Ortega. »Sie haben ihn aus prinzipiellen Erwägungen begonnen.«
    »Weil ein Menschenleben auf dem Spiel stand.«
    »Wie viele weitere könnten Sie jetzt retten, wenn Sie dem ein Ende setzen würden?«, fragte Ortega. »Nicht nur Magier leiden darunter. Da wir uns auf den Krieg konzentrieren müssen, fällt es uns schwerer als sonst, die wilderen Angehörigen unseres Hofs unter Kontrolle zu halten. Wir missbilligen sinnlose Tötungen, doch verletzte oder führerlose Angehörige unserer Höfe töten mitunter, auch wenn es nicht wirklich nötig ist. Es würde Hunderten, wenn nicht Tausenden Menschen das Leben retten, wenn der Krieg jetzt beendet würde.«
    »Jeden Vampir auf dem Planeten zu töten würde zum gleichen Ergebnis führen. Was wollen Sie nun eigentlich?« Er zeigte mir lächelnd die Zähne. Es waren ganz normale Zähne, keine langen Reißzähne oder so was. Ein Vampir des Roten Hofs sieht durchaus menschlich aus – bis er sich in ein Wesen verwandelt, das aus einem schrecklichen Alptraum stammen könnte. »Ich will darauf hinaus, dass der Krieg nachteilig und wenig wünschenswert ist. Sie sind für mein Volk der symbolische Auslöser, Sie sind der Streitpunkt zwischen uns und Ihrem Weißen Rat. Sobald Sie tot sind, werden beide Seiten Friedensverhandlungen aufnehmen.«
    »Wollen Sie mich bitten, mich hinzulegen und zu sterben? Das ist kein besonders freundliches Angebot. Sie sollten wirklich mal dieses Buch lesen.«
    »Ich mache Ihnen folgendes Angebot: Stellen Sie sich mir in einem Kampf Mann gegen Mann.«
    Beinahe hätte ich ihn ausgelacht. »Warum sollte ich das tun?«
    Seine Augen verrieten nicht, was in ihm vorging. »Wenn Sie zustimmen, werden die Krieger, die ich in die Stadt mitgebracht habe, nicht gezwungen sein, Ihre Freunde und Verbündeten anzugreifen. Die sterblichen Mörder, die wir rekrutiert haben, werden ihr letztes Stichwort nicht bekommen und darauf verzichten, eine Reihe von Klienten zu töten, die in den letzten fünf Jahren Ihre Dienste in Anspruch genommen haben. Ich denke, ich muss keine Namen nennen.« Meine Furcht und mein Zorn hatten sich schon fast gelegt, aber jetzt waren sie mit voller Wucht wieder präsent. »Es gibt keinen Grund dazu«, sagte ich. »Wenn Sie gegen mich Krieg führen wollen, dann tun Sie es.«
    »Mit Freuden«, sagte Ortega. »Ich billige solche Taktiken nicht. Stellen Sie sich mir nach den Bedingungen des Abkommens zum Duell.«
    »Was passiert, nachdem ich Sie getötet habe?« Ich war nicht sicher, ob ich ihn töten konnte, aber es gab keinen Grund, ihn das wissen zu lassen. »Dann fängt der nächste heißblütige Rote Herzog wieder von vorne an, oder wie?«
    »Wenn Sie mich besiegen, willigt der Hof ein, dass diese Stadt zum neutralen Gebiet erklärt wird. Alle, die hier leben, darunter Sie selbst, ebenso Ihre Freunde und Partner, werden von der Bedrohung eines Angriffs befreit, solange sie hier sind.«
    Ich starrte ihn einen Augenblick an. »Chicagobianca, was?«
    Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
    »Schon gut, das ist zu neu für Sie.« Ich wandte den Blick ab und leckte mir den Schweiß von der Oberlippe. Ein Bühnenhelfer kam mit zwei Flaschen Wasser und reichte sie Ortega und mir. Ich trank
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