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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends
Autoren: John Niven
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    Die Alben von Kula Shaker und Jamiroquai haben beide Doppelplatin-Status erreicht +++ Warner Brothers dominieren den Plattenhandel mit einem Marktanteil von 18,4 Prozent +++ »Say What You Want« von Texas ist die Platte mit den meisten Radioeinsätzen in der Geschichte des Landes +++ The Pecadilloes und Embrace sind die angesagten neuen Bands +++ Letztes Jahr hat die britische Musikindustrie erstmals über eine Milliarde Pfund eingenommen +++ Das neue Album von Gene heißt Drawn To The Deep End. Polydor A&R** Director Paul Adams sagt: »Ich habe die große Hoffnung, dass ihnen mit dieser Platte der Durchbruch gelingt.«
    ** »A&R (Artist and Repertoire): die für die Entdeckung und Pflege neuer Talente zuständige Sparte der Musikindustrie.«
    ***
    »Das Musikgeschäft ist eine grausame und hirnlose Geldkloake, ein langer Korridor aus Plastik, in dem Diebe und Zuhälter tun und lassen, was sie wollen, und gute Menschen vor die Hunde gehen. Im Übrigen hat es auch eine negative Seite.«
    Hunter S. Thompson
    ***
     
    Ich rauche und blicke aus meinem Bürofenster, während mir ein Typ, irgendein Manager, am Telefon das Ohr abkaut. Fünf Stockwerke unter mir lungert eine Gruppe schwarzer Jungs – vermutlich eine Band – auf dem Parkplatz rum. Das Glas ist getönt, honiggelb, und sie können mich nicht sehen.
    Draußen herrscht eisiger Winter, und ihr kondensierter Atem verbindet sich mit dem Rauch der Spliffs, die kreisen. Sie sind von einer dichten bleigrauen Wolke umhüllt.
    Hinter ihnen, die Themse hoch, an der Hammersmith Bridge, hängt ein gigantisches Plakat dieses Labour-Heinis, Tony Blair. Dort, wo seine Augen sein müssten, brennen aus einem Schlitz, den jemand quer durch das Gesicht gerissen hat, ein Paar rote Augen – höllische, dämonische Augen – aus dem Plakat heraus.
    Unten auf dem Parkplatz lehnt sich gerade einer der Jungs an meinen Wagen, die Hände in den Taschen und seinen Rücken gegen den silbernen Saab gestützt, als wäre er die Theke seines angestammten Kentucky Fried Chicken. Ich behalte ihn im Auge, während meine Gedanken zurück zu der Stimme am Telefon wandern. Sie sagt Sachen wie:
    »Und EMI, Virgin und Chrysalis. Warner Chapell machen das Publishing, und sie haben, nun, ich sollte das jetzt nicht sagen, aber …«
    Erzähl mir nicht, sie hätten eine fette TV-Werbekampagne zugesichert!
    »Sie haben eine fette TV-Werbekampagne so gut wie zugesichert.«
    »Wow«, sage ich völlig ausdruckslos.
    »Aber du weißt, wir stehen auf dich«, sagt der Kretin.
    »Ja, ist gut, schick’s rüber.«
    »Es ist ein Rough-Mix. Sieh zu, dass es niemand sonst zu hören bekommt.«
    »Na klar.«
    »Prima, mach’s gut, Steven.«
    »Ciao.« Ich überlege einen Moment. »Alter.«
    Als ich auflege, kommt Rebecca herein. Es ist kurz vor elf, für uns also fast noch Morgengrauen. »Guten Morgen«, sagt sie, während sie einen Packen Post auf den Beistelltisch, neben einen Stapel mit Demotapes von neuen Bands – Cuff, Fling, Santa Cruz, Magic Drive, Montrose Avenue – legt, die mir Warren, einer der Scouts, zum Durchhören dagelassen hat.
    »Rebecca«, sage ich, ohne mich vom Fenster wegzudrehen.
    »Mmmm?«
    »Was immer du gerade zu tun hast, könntest du es bitte einen Moment vernachlässigen und stattdessen auf der Stelle nach unten rennen und dafür sorgen, dass die Security diesen Riesenbimbo von meinen Wagen entfernt?« Sie kreischt, als wäre sie entsetzt, und kommt zu mir ans Fenster.
    »Oh Gott, was in aller Welt ist das für ein Haufen?«, sagt sie und kaut auf einer Strähne ihres dünnen, blonden Haars.
    »Weiß der Teufel, möglicherweise ein geplantes Signing von Schneider. Der Jude benutzt den schwarzen Mann als Waffe, Rebecca. Gegen uns.«
    »Du bist wirklich furchtbar.« Sie schubst mich mit dem Ellbogen, als sie sich zur Tür wendet, erfreut darüber, dass ich so guter Laune bin.
    »Da ist deine Post. Vergiss nicht, dass du um zwölf ein Business-Affairs-Meeting hast.« Rebecca ist groß, mit vollen puterroten Lippen. Tolle Beine. Anständiger Vorbau. Aber ihr Gesicht beginnt zu vergehen – kleine Krähenfüße um die Augen, Furchen in den Mundwinkeln. Sie ist ein paar Jahre älter als ich, entsetzlich alleinstehend und geht gefährlich auf die Dreißig zu. Sie muss das in den Griff kriegen, und das weiß sie. Heute trägt sie einen karierten Schotten-Mini, höchstens dreißig Zentimeter lang, Turnschuhe und ein enges schwarzes T-Shirt, auf dem »Whore« steht, geschrieben mit
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