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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge
Autoren: Jim Butcher
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wahrscheinlich Ihrer Studioeinrichtung sehr schaden.«
    »Aber natürlich«, sagte Larry. Er zwinkerte dem Publikum zu. »Das wollen wir nach Möglichkeit vermeiden, nicht wahr?« Einige Leute lachten, ein paar andere johlten. Mir kamen Szenen aus Carrie und Der Feuerteufel in den Sinn, doch ich beherrschte mich und erhielt den Dämpfungsspruch aufrecht. Schließlich bin ich ein Meister der Selbstbeherrschung. Dennoch blickte ich einmal mehr sehnsüchtig zum Notausgang hinter der Bühne.
    Larry absolvierte den Gesprächsteil der Talkshow und redete über Kristalle, ESP und Tarotkarten. Meist antwortete Mort. Ich steuerte hin und wieder etwas Einsilbiges bei. Nach einigen Minuten sagte Larry: »Wir sind gleich wieder da, bleiben Sie dran.« Bühnenhelfer hoben Schilder mit der Aufschrift APPLAUS, und die Kameras hielten auf die pfeifenden, johlenden Zuschauer.
    Larry warf mir einen genervten Blick zu und stakste hinter die Bühne, wo er eine Maskenbildnerin wegen seiner Frisur zur Schnecke machte.
    Das war die Gelegenheit, mich zu Mort hinüberzubeugen und ihn zu fragen: »Also, was haben Sie herausgefunden?« Der pummelige Ektomant schüttelte den Kopf. »Nichts Konkretes. Ich muss erst wieder lernen, mit den Toten Kontakt aufzunehmen.«
    »Trotzdem, Sie haben in dieser Hinsicht mehr Informanten als ich«, antwortete ich. »Meine Quellen verfolgen nicht sehr aufmerksam, wer in der letzten Zeit gestorben ist, deshalb erfahre ich nicht viel. Lebt sie denn wenigstens noch?« Er nickte. »Ja, sie lebt noch. So viel weiß ich sicher. Sie ist derzeit in Peru.«
    »In Peru?« Einerseits war ich sehr erleichtert, dass Susan noch lebte, andererseits wunderte ich mich, was sie dort zu suchen hatte. »Das ist doch das Revier des Roten Hofs.«
    »In gewisser Weise«, bestätigte Mort. »Allerdings sind die meisten in Brasilien und Yucatan. Ich habe zwar versucht, ihren genauen Aufenthaltsort herauszufinden, wurde aber abgeblockt.«
    »Von wem?«
    Mort zuckte mit den Achseln. »Das kann ich nicht sagen, tut mir leid.«
    »Nein, schon gut. Vielen Dank, Mort.« Dann lehnte ich mich zurück und dachte über die Neuigkeiten nach.
    Susan Rodriguez arbeitete als Reporterin für eine Illustrierte namens Midwestern Arcane. Schon kurz nachdem ich mein Büro eröffnet hatte, war ihr Interesse an mir erwacht. Sie hatte mich erbarmungslos verfolgt, um mehr über die Wesen herauszufinden, auf die ich in der Nacht traf. Wir lernten uns näher kennen, und bei unserem ersten Date lag sie am Ende mitten in einem Gewitter nackt auf der Straße, während Blitze ein Krötenmonster in klebrige Stücke zerhackten. Danach hatte sie über einige Begegnungen mit Wesen, die mit meinen Fällen zu tun gehabt hatten, in einer populären Kolumne berichtet.
    Zwei Jahre später war sie mir trotz meiner Warnungen heimlich in ein Vampirnest zu einem großen Fest gefolgt. Eine Edle des Roten Hofs der Vampire hatte sie geschnappt und die Verwandlung von einer Sterblichen in eine Vampirin in Gang gesetzt. Das war die Rache für etwas gewesen, das ich ihr angetan hatte. Die adlige Vampirin hatte sich aufgrund ihrer Stellung am Roten Hof für unantastbar gehalten und gehofft, ich würde davor zurückschrecken, mich mit dem ganzen Hof anzulegen. Sie hatte gedroht, zwischen dem Weißen Rat der Magier und dem Roten Hof der Vampire würde ein weltweiter Krieg ausbrechen, wenn ich Susan gewaltsam befreien würde.
    Ich hatte mich für den Kampf entschieden. Die Vampire konnten mir nicht verzeihen, dass ich ihnen Susan entrissen hatte, wahrscheinlich nicht zuletzt, weil eine ganze Reihe von ihnen, darunter mehrere Adlige, im Laufe der Auseinandersetzung verbrannt waren. Deshalb wollte Mort sich auch nicht mit mir blicken lassen. Er hatte mit dem Krieg nichts zu tun, und so sollte es auch bleiben. Jedenfalls war Susans Transformation noch nicht vollendet, doch sie spürte bereits den Blutdurst der Vampire, und wenn sie dem jemals nachgab, dann würde sie unwiderruflich zum Roten Hof gehören. Ich hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht und ihr versprochen, einen Weg zu finden, um ihr die Menschlichkeit zurückzugeben. Sie hatte abgelehnt und die Stadt verlassen, um allein damit zurechtzukommen. Ich wollte sie immer noch aus ihrer Not befreien, hatte aber seit ihrem Verschwinden nur ein paar Postkarten von ihr bekommen. Vor zwei Wochen hatte die Redakteurin des Arcane mich angerufen, mir mitgeteilt, Susan habe ihre Kolumne noch nicht geschickt, und mich gefragt, wie man sie
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