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Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition)
Autoren: Alan Dean Foster
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stellte. Sie hatte ihr manipuliertes rotes Haar unter dem breitkrempigen thermosensitiven Hut hochgesteckt und ihre Haut biochirurgisch abdunkeln lassen. Jetzt marschierte sie Meter um Meter über den harten Boden, auf Beinen, die dank ihrer Reise durch Florida und Südafrika kräftiger geworden waren. Ihr gleichbleibendes Tempo und ihr resoluter Gesichtsausdruck unterschieden sich sehr von dem Anblick, den die blasse Ärztin, die er anfangs in ihrem Büro in Savannah gebeten hatte, die Polizei-Traktaks aus seinem Rücken zu entfernen, geboten hatte. Er und diese Frau, die über einen Grad an Bildung verfügte, den er niemals erreichen würde, liefen Seite an Seite denselben steilen Abhang entlang. Einer Sache war er sich inzwischen ganz sicher: Sie würden auch zusammen am Boden ankommen.
    Wenn sie sich doch nur ein Mal von ihm umarmen ließe, bevor es zu Ende ging.
    Er seufzte. Eine Bewegung über seinem Kopf erregte seine Aufmerksamkeit, und er sah blinzelnd zum Himmel hinauf, der derart saphirblau war, dass es in seinen Augen wehtat. Da war eine Krähe, eine stinknormale schwarz-weiße Krähe. Er grinste. Es gab doch Leben in der Namib, wenn auch nicht gerade viel. Wilde Tiere. Was immer jetzt geschah, er hatte sich einen Kindheitstraum erfüllt und endlich Wildtiere gesehen.
    Die Krähe flog weiter, nachdem sie beschlossen hatte, dass die beiden Gestalten, die sich weit unter ihr bewegten, zu groß waren, um angegriffen zu werden, und wurde zu einer kleinen geflügelten Silhouette am blauen Himmel. Zum Leidwesen des Aasfressers waren die beiden zweibeinigen Kreaturen weder tot noch kurz davor.
    Noch nicht.
    *
    Die erste Nacht, die sie in der Namib-Wüste verbrachten, hätte magisch sein können, wenn es denn nicht so kalt gewesen wäre. Zum Glück hatten sie sich die Zeit genommen und ihre Campingausrüstung vor dem Aufbruch in Orangemund sorgfältig zusammengestellt, sodass sich Ingrid nun unter ihrer zusammenfaltbaren, aber warmen Heizdecke einkuscheln und zu mehr Sternen hinaufsehen konnte, als in den Astronomietexten an den Universitäten beschrieben wurden. Die Milchstraße, die nachts im hell erleuchteten Savannah nicht einmal zu erkennen war, schien so nah zu sein, dass sie sie beinahe anfassen konnte. Ingrid glaubte, sie müsse nur die Hand ausstrecken, um eine Handvoll Sterne zu ergreifen und sie wie geriebenen Parmesankäse auf ihrem sich selbst erhitzenden Nudelkonzentrat zu verstreuen.
    Doch die vermeintliche Illusion der Einsamkeit verschwand, als in der Ferne etwas eindeutig Säugetierartiges und Unmenschliches jaulte. Sie unterdrückte ein Auflachen, als sie sah, wie sich Whispr nervös umblickte.
    »Was ist das? Ein Wolf?«
    Aus einer anderen Richtung hallte ein zweites Jaulen über die karge Ebene. Dann bildeten die beiden Tiere ein Duett und brachten eine Hundeoper dar. Ingrid war überrascht, dass sie diesen traurigen Austausch eher aufregend als beängstigend fand.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier Wölfe gibt. Das sind vermutlich Schakale.« Sie schaufelte noch eine Gabel voll Nudeln in ihren Mund. »Du musst doch auch etwas über diesen Ort gelesen haben, Whispr. Er mag verlassen aussehen, aber das ist er nicht.« Im Sternenlicht schienen ihre Augen zu strahlen. »Schakale müssen fressen, was wiederum bedeutet, dass es hier außer ihnen noch andere Tiere geben muss.«
    »Das ist mir klar«, murmelte er. »Vermutlich ernähren sie sich von den Leichen anderer dummer Wanderer wie uns.«
    Sie warf ihm in der Dunkelheit einen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Manchmal glaube ich, dass dich dein Pessimismus noch überdauern wird, Whispr. Selbst wenn du gestorben bist, wird er noch da sein, wie ein grauer, trauernder Geist. Bis er von jemand anderem Besitz ergreifen kann, der dann ebenso deprimiert wird, wie du es bist.«
    Nachdem er sein karges Mahl verspeist und den biozersetzenden Behälter so weit in die Nacht hinausgeworfen hatte, dass er sich sicher war, nachts nicht von herumwandernden Ameisen angefallen zu werden, legte er sich unter seine eigene dünne Decke.
    »Ich sage es gern noch mal, Doc: Dieser Pessimismus hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass du noch am Leben bist.«
    Das konnte sie nicht bestreiten. Sie stand auf und schleuderte ihren eigenen Essensbehälter ebenfalls in die Dunkelheit. Ein leises Geräusch ertönte, als er auf dem Boden aufkam, dann herrschte wieder Stille. Whispr versuchte, sie nicht anzustarren, als sie sich reckte, was ihm wie immer
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