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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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starrte mich an, so daß ich befürchtete, er hätte mich trotz der Maskerade wiedererkannt. Dann schüttelte er noch den Kopf, was ich alles für ein Ablenkungsmanöver hielt. Wahrscheinlich strickte er nicht immer die gleiche Masche, sondern dachte sich öfter was Neues aus, um zum Ziel zu kommen und einen Jungen oder ein Mädchen zu übertölpeln; doch ich lächelte und dachte, daß es ihm bei mir nicht gelingen sollte.
    „Wer bist du?“ fragte er.
    „Die Siglinde Wulle .“
    „Wohnst du hier?“
    „Ja.“
    „Und deine Eltern?“
    „Die sind verreist.“
    „Wann kommen sie zurück?“
    „Heute abend.“
    „Du bist also allein?“
    Ich nickte und machte einen Knicks.
    „Darf ich mal reinkommen?“
    „Nein, weil mein Vater es verboten hat.“
    „Soso, dein Vater!“
    Dann hob er die Tasche auf und schob mich vor sich her in den Flur. Ich zappelte ein bißchen, als ob ich mich fürchtete, und quiekte dabei wie ein Mädchen, wenn man es an den Zöpfen zieht oder einen Arm herumbiegt. Mit weiblicher Stimme piepste ich wieder, daß ich niemand hereinlassen dürfe und was er sich überhaupt erlaube in einem fremden Haus; das sei von der Polizei verboten. Aber er antwortete nicht, sondern guckte mißtrauisch um sich herum, als ob er ahnte, daß noch andere Personen da waren.
    „Nun bekenne Farbe!“ zischte er.
    „Was für Farbe?“ sagte ich und stellte mich dumm.
    „Soll das eine Falle sein?“
    „Wieso?“
    Er schrie, daß er es schon herauskriegen würde, falls ich nicht freiwillig spräche, und griff in meine Schillerlocken, um daran zu ziehen; doch er hatte bloß die Perücke in der Hand und sah mein feuerrotes Haar und daß ich ein Junge bin. Damit war natürlich unser schöner Trick mißlungen und der verdammte Kerl gewarnt.
    „Aha!“ sagte er nur.
    „Ergeben Sie sich!“ brüllte ich.
    Das tat er nicht, sondern ergriff die Flucht. Doch er kam nicht weit, da ich einen Spazier-Stock aus einem Schirmständer grapschte und ihm mit dem gebogenen Griff zwischen die Beine fuhr, so daß er stolperte und sich überschlug.

    Ehe er sich wieder aufrappeln konnte, waren Patin Berta und Onkel Edilein über ihm und überwältigten ihn. Aus Leibeskräften schrie er um Hilfe, was mich wunderte, da ein Verbrecher doch keine Hilfe erwarten kann von anderen Leuten. Die geben ihm eher noch eins drauf, wenn er nicht mucksmäuschenstill bleibt und sich in sein Schicksal ergibt.
    Dann hörten wir, daß in der oberen Etage eine Tür aufgesperrt wurde. Frau Schrull stampfte die Treppe herunter und beugte sich über den Mann, den Tantchen und Onkel zu Boden drückten, während ich den Spazierstock quer über seine Beine gelegt und mich daraufgesetzt hatte, um zu verhindern, daß er jemand trat.
    „Schorsch!“ schrie sie.
    „Schorsch?“ stammelte Patin Berta.
    „Das ist mein Mann!“
    „Tatsächlich?“ flüsterte Onkelchen und erblaßte.
    „ Schorschi !“ schrie sie wieder.
    Sofort ließen wir ihn frei. Er erhob sich mit grimmiger Miene, während seine Frau und Patin Berta zu erklären versuchten, daß es sich um ein Versehen handelte, weil der Ganove dauernd sein Aussehen verändere. Alles sei so überraschend passiert, daß er nicht selbst die Entscheidung hätte treffen können als der Herr des Hauses, und die wahre Überraschung stehe noch bevor, da in jedem Augenblick das schicksalhafte Klingelzeichen ertönen müsse...
    „Ich kapiere gar nichts!“ knurrte der Mann.
    „Kein Wunder bei diesem Geschnatter!“ sagte Onkel Eduard energisch und bedeutete den Frauen zu schweigen. Sie taten es widerstrebend, weil das für ein weibliches Wesen ein schlimmes Ansinnen ist.
    „Also was ist?“
    Flüsternd und in kurzen Worten beschrieb Onkel Eduard den Ganoven und erklärte, daß er und seine Frau Privatdetektive seien, die ihm das Handwerk legen möchten. Das sei aber wegen der Schläue des Schurken äußerst schwierig, und er bitte um die Gunst, noch einmal die gleiche Operation durchführen zu dürfen. Schorsch Schrull zeigte sich darauf sehr einsichtig und entschied sogar gegen die Stimme seiner Frau, daß er seine Wohnung zur Verfügung stelle und sogar an diesem Krimi teilnehme. Es sei doch mal etwas anderes, einen Krimi nicht bloß im Fernsehen anzugucken, sondern daran mitzuwirken.
    Weil es nun wirklich pressierte, versteckten sich alle Erwachsenen in den umliegenden Räumen, und ich zog wieder die Perücke über. Kaum war ich fertig und hatte noch einige weibliche Bewegungen vor dem Spiegel probiert, da
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