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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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bewaffnet. So entbrannte ein Fechtkampf nach ritterlicher Art, der für den wackeren Schwaben vielleicht schlecht geendet hätte, da der andere sich zu wehren verstand und seinen Gegner mit schnellem Öffnen des Schirmes verwirrte, so daß der kaum wußte, wohin er schlagen sollte.

    Aber da waren ja noch Patin und Onkel, die sich stöhnend aufgerappelt hatten und wieder mit verbissener Wut angriffen. Es herrschte ein wüstes Geschrei, woran sich auch die dicke Frau Schrull beteiligte, die sich jedoch in sicherem Abstand hielt. Man meinte, in einem Tollhaus zu sein. Schirm, Spazierstock, Besen und Kleiderbügel prasselten gegeneinander, und Frau Schrull schleuderte eine Vase, mit der sie nur leider nicht den Gangster traf, sondern ihren eigenen Mann, der zu Boden sank und dort ein Nickerchen machte, wobei ihm Blut von der schwäbischen Nase troff.
    Dieser Anblick entfachte äußersten Mut im riesigen Busen von Hedwig Schrull , die, einen Schrubber wild über dem Haupte schwingend, mit Indianergeheul herbeistürmte und den Besieger ihres Gemahls mit einem wuchtigen Schlage niederzustrecken versuchte. Charly bückte sich jedoch blitzschnell, und so wurde Onkel Edis Kopf das Ziel ihrer Wucht und ihres Zornes.
    Er, der gerade von der Gegenseite angreifen wollte, drehte sich einige Male um die eigene Achse und legte sich dann mit friedlichem Grinsen neben seinen schwäbischen Mitstreiter, um in freundlicher Gelassenheit dem Ende des Kampfes entgegenzuschlafen, den die beiden Damen mit einem Rückzugsgefecht in die Küche zu beenden versuchten, wo sie wenigstens in Tellern und Tassen einen Haufen Wurfgeschosse zu ihrer eigenen Verteidigung fanden.
    Endlich hatte ich mit den Zähnen die Schnüre gelöst, mit denen er angefangen hatte, meine Hände zu fesseln. Aber ich sah, daß es keinen Wert hatte, in den Kampf einzugreifen, weil der Charly einfach zu stark und gewandt war, als daß ihn ein paar alte Leute und ein Junge in offener Schlachtreihe kleinkriegen konnten. Es mußte vielmehr eine List probiert werden, wie es die Indianer schon immer gemacht haben. Deshalb schnappte ich einen Spazierstock und huschte in das Wohnzimmer, ohne daß er etwas merkte. Leise öffnete ich ein Fenster und hopste auf den Bürgersteig.
    Dort kauerte ich mich neben den Eingang mit erhobenem Stock und wartete darauf, daß er in großer Eile das Haus verließ. Er kam auch bald, und als er an mir vorüberhastete, knallte ich ihm den Stock auf die Birne, auf der sich nun keine Perücke mehr befand. Er purzelte und legte sich ohne einen Mucks in den Rinnstein, wo ich ihn mit den Schnüren fesselte, die ich aus seiner Tasche zog.

    Da brauste auch schon die Polizei herbei, die von einem Nachbarn wegen des Radaus gerufen worden war; an ihrer Spitze der Kriminalinspektor S. Vark . Ich kannte ihn gut, weil er mit seiner Familie im Haus von meinem Onkel als Mieter wohnt und einen Sohn hat, mit dem ich schon mehrmals aneinandergeraten war und den ich aufs Kreuz gelegt hatte. Deswegen bin ich bei dessen Angehörigen nicht beliebt, und so fragte mich Herr Vark ziemlich unwirsch, ob ich wieder mal eine Lausbüberei eingefädelt und wer diesen Mann überfallen habe.
    „Ich“, sagte ich bloß.
    „Also doch!“ knurrte er.
    „Ja“, sagte ich und lächelte.
    „Weshalb?“ schrie er noch wütender.
    „Weil man eine Belohnung dafür kriegt.“
    „Wieso?“
    „Für jeden, den ihr Polizisten nicht fangen könnt, wird eine bezahlt. Und außerdem schuldet er meinen Eltern was! Er hat nämlich unsere Haushaltskasse geklaut.“
    Zwei uniformierte Polizisten hoben Charly Flick vom Boden auf, wobei er sein Bewußtsein wiedererlangte, und führten ihn zu ihrem Auto. Ich sagte ihnen, daß sie aufpassen sollten, weil er so unheimlich geschickt sei und in zwei unbewachten Minuten einen anderen aus sich machen könnte, um so zu verduften. Sie versprachen es, und dann ging ich mit dem Inspektor S. Vark ins Haus hinein, um ihm den Kampfplatz zu zeigen.
    Sofort schaute ich nach meinem Strups, um mich davon zu überzeugen, daß ihm nichts passiert war. Er hockte vergnügt in der Handtasche und hatte nichts mitgekriegt als den Radau. Vielleicht hatte er sich gedacht, daß die Menschen eine komische Tierart sind, die viele Geräusche machen. Während Vögel fast nur morgens und abends pfeifen, ein Hund bloß bellt, wenn er eine Wut hat, und Katzen miauen, wenn sie Lust auf Milch kriegen, plap pert, zetert und schreit der Mensch in einem fort und hält erst den Mund, wenn
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