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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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kaputtgeht?“
    „Wir kommen für jeden Schaden auf.“ Eigentlich gab es nun keine Gründe für eine Ablehnung mehr; aber Frau Schrull fand doch noch verschiedene Einwände. Wenn eine Frau etwas nicht mag, treibt sie immer welche auf, und wenn sie bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückgehen muß, sagt mein Vater. Eine Frau entdeckt aber ebenso viele Argumente, wenn sie etwas erreichen möchte, und so war es bei Patin Berta. Sie redete sanft, jedoch unermüdlich auf sie ein und sagte ihr, daß es sich um ein gutes Werk handele, wenn man einen derart ekligen Schurken fange und ihm das Handwerk lege. Ob es denn keine Stimme des Gewissens in ihr gäbe.
    Ich schaute um mich herum. Dieses Haus war wirklich nobel. Auf dem Boden lagen Teppiche, auf die man kaum zu treten wagte, an den Wänden hingen echte Ölgemälde mit nackten Leuten, die Römer oder Griechen waren. Ich fragte mich, ob sie nicht gefroren hatten oder von Mücken gestochen wurden, wenn sie so auf einer Wiese lagen oder im Wald hockten. Ein Bild mit galoppierenden Pferden gefiel mir sehr. Die hätte ich für meine Komantschen gebraucht, um über die Prärie zu jagen und den Unterdrückten zu helfen.
    Hedwig Schrull wußte schließlich keine Ausrede mehr und jammerte nur, weil ihr schwäbischer Mann nicht zu Hause war, um zu entscheiden. Als es klingelte, fing sie an zu winseln wie der Bello vom Bauer Sauther , wenn wir eine Wursthaut so hinlegen, daß die Kette zu kurz ist, um an sie ranzukommen.
    Aber es war bloß der Onkel, der uns mitteilte, daß Charly noch sechs Häuser von uns entfernt sei und man die Vorbereitungen für seinen Empfang treffen müsse.
    „Ich helfe bei einer Überwältigung nicht mit!“ jammerte Frau Schrull und hob abwehrend die Hände.
    „Brauchst du auch nicht, Hedilein “, sagte die Patin.
    „Und was soll ich Ärmste tun?“
    „Dich in ein Zimmer einschließen und einfach warten, bis es vorbei ist!“
    Das wollte Frau Schrull tun. Sie stapfte die Treppe hinauf, daß sie bebte, und zog sich in einen Raum zurück, um dort die gefährliche Situation zu überleben. So ist es meistens mit den Leuten: Sie überlassen es den anderen, den Kopf für etwas hinzuhalten, und verduften diskret, wenn es brenzlig wird, aber wenn es geklappt hat, sind sie hinterher immer dabei, um den Erfolg zu feiern, und erzählen die schlimmsten Gruselgeschichten, in denen sie selbstverständlich als Hauptpersonen Vorkommen und die größten Heldentaten vollbracht haben.
    „Alles klar?“ flüsterte Onkelchen.
    „Alles klar!“ bestätigte ich.
    „Nichts riskieren!“
    „Kapiert.“
    Auch Patin Berta und Onkel Eduard versteckten sich, sie in der Küche und er im Klo, wo sie warten wollten, bis sich der Gangster mit Wort und Tat verraten hätte, um ihn dann zu überwältigen. Ich stand allein im geräumigen Flur und betrachtete mich in einem langen Spiegel, weil es nicht oft vorkommt, daß ein Junge in ein Mädchen verwandelt wird. Ich übte ein bißchen, wie ein Mädchen zu laufen und dabei mit dem Hintern zu wackeln und mit den Händen graziöse Bewegungen auszu führen und ein sanftes Lächeln aufzusetzen.

    Es klappte ganz gut, so daß Charly sicher darauf hereinfallen würde. Der dachte bestimmt nicht daran, daß andere ebenso gerissen wie ersind und den großen Verwandlungskünstler mit den eigenen Tricks hereinlegen könnten.
    Plötzlich, viel früher, als ich erwartet hatte, klingelte es an der Tür. Rasch schob ich das Täschchen mit Strups unter eine Truhe, denn ich wollte nicht, daß er einer Gefahr ausgesetzt wäre und vielleicht wirklich an die Wand geschmissen wurde. Dann schritt ich mit weiblichen Bewegungen zur Tür, um zu öffnen.

Kapitel 17

    E s war nicht der gleiche Charly Flick, den wir zuvor überwacht hatten. Sein Aussehen war schon wieder verändert. Statt eines Schnurrbartes trug er einen Kinnbart, so daß er einem Ziegenbock glich, und den Kopf bedeckte eine Baskenmütze. Auch seine Nase war anders, mehr adlerschnabelartig, doch aus den Löchern wuchsen dunkle Haare. Außerdem stand das Kinn vor und standen die Ohren ab, und die Körpergröße war ungefähr die gleiche. Die Beschaffenheit seiner Hände und ob ein Finger fehlte, konnte ich nicht herauskriegen, weil er Handschuhe trug. Auch die Farbe der Augen war nicht zu ermitteln, da er die Lider zusammenkniff.
    „Ja bitte?“ piepste ich und dachte, daß er mich nicht hereinlegen würde, denn ich kannte nun seine Taktik.
    Er stellte seine Ledertasche auf den Boden und
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