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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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gestanden und wusch sich gerade, so daß es höchste Zeit war, unsere Positionen einzunehmen. Onkelchen sollte im Restaurant auf ihn warten und vielleicht mit ihm frühstücken, was am bequemsten war. Erst hinterher war er an der Reihe sich zu verkleiden, während Patin Berta es gleich tat, weil sie sich bald zu mir gesellen wollte. Denn eine doppelte Kontrolle sei die beste, meinte Onkel Edi mit wichtiger Miene.
    „Müssen wir auch unsere Namen wechseln?“ fragte ich.
    „Nein“, sagte die Patin.
    Onkelchen kratzte sich hinter den Ohren.
    „Er kennt die richtigen ja nicht“, fügte sie hinzu.
    „Aber ein Mädchen, das Sigi heißt!“
    „Sigi paßt auch auf Siglinde!“
    Onkelchen nickte.
    Mit ihm zusammen verließ ich das Zimmer und stieg die Treppe hinab. Die Dame an der Rezeption glotzte mich erstaunt an, weil sie abends einen Jungen hinauf- und nun ein Mädchen heruntergehen sah. Wir trennten uns, und ich kaufte mir in der nächsten Konditorei gleich eine Menge Berliner, die mit Aprikosenmarmelade gefüllt und eine meiner Lieblingsspeisen waren, und putzte einen nach dem anderen weg. Als die Tüte leer war, dachte ich, daß man auch mit ihr etwas anfangen könnte. Ich blies sie auf und schlug darauf, als ein Herr vorbeistolzierte, der so hochnäsig tat. Es knallte wunderbar laut, und der Herr hopste vor Schreck in die Höhe und starrte mich dann durch die Brille so böse an, als ob er mich am liebsten verprügelt hätte, wenn ich kein Mädchen gewesen wäre.

Kapitel 15

    E r grinste schon so unverschämt, als er auf mich zu kam. Ganz dicht ging er an mir vorüber, um seine Kumpane zum Lachen zu bringen. Dann kehrte er zurück, stellte sich neben mich, drückte mir seinen Ellbogen in die Seite und zwinkerte mir blöde zu. Die anderen sollten wohl ihre Belustigung haben, und er wollte mit seinem Mut angeben, der aber keiner ist, weil ein Mädchen normalerweise ja schwächer ist.
    Der Kerl war etwa so alt wie ich, aber einen halben Kopf größer. Er hatte einen dicken Kopf, der ohne Hals auf seinen Schultern saß.
    Seine braunen Augen quollen ein bißchen hervor, und seine Nase war unten sehr breit. Er sah nicht besonders schlau aus, vielleicht wollte er gerade deshalb seinen nicht viel schlaueren Kumpanen mit dieser Vorstellung imponieren.
    „Wie heißt du?“ fragte er.
    „Sigi.“
    „Wie?“
    „Siglinde!“ piepste ich mit einer ängstlichen Stimme.
    „Gefall’ ich dir?“ fragte er wieder und grinste mit breitem Munde.
    „Nee.“
    „Weshalb nicht?“
    „Weil du stinkst“, piepste ich.
    Da lachte die Meute, aber nicht über seinen Mut, sondern weil ich ihm eins draufgegeben hatte, und das machte ihn erst recht giftig. Erst zwickte er mich in den Hintern, und dann fragte er, ob ich schon ein bißchen Brust habe, worauf die Buben wieder über ihn lachten. Als ich mit zarter Stimme sagte, daß er vorsichtig sein solle, weil sonst etwas passieren könne, schlug er sich auf die Schenkel vor Vergnügen. Danach bat er um einen Kuß, und als ich ihm den verweigerte, versuchte er sich mit Gewalt einen zu holen.
    Da war meine Geduld am Ende. Ich stieß ihn zurück und knallte meine Faust unter sein Kinn, daß er umfiel.

    Eine Weile blieb er auf dem Boden liegen, ehe er sich stöhnend erhob und ohne ein Wort von dannen zog. Seine Horde trottete hinter ihm her und guckte immer wieder zurück, weil keiner begreifen konnte, daß ein Mädchen solche Schläge verteilt. „Bravo!“ sagte eine Frau.
    „Er hat mich belästigt.“
    „Hätten wir Frauen uns öfter gewehrt, wär’ es nicht vielen so miserabel ergangen!“
    Erst an der Stimme erkannte ich Patin Berta, die sich als Marktfrau zurechtgemacht hatte und mich durch eine altmodische Brille unter einem bunten Kopftuch hervor anschaute. Da lachten wir, weil es uns so gut gelungen war, unser Aussehen zu verändern. Sie erzählte mir, daß es nicht mehr lange dauern werde, bis Charly Flick aufkreuze. Er sei auf gleiche Weise wie tags zuvor hergerichtet und beende gerade sein Frühstück.
    Da kam er auch schon, lief ein Stück mit seiner Tasche und fing wieder an, an Haustü ren zu klingeln und mit den Leuten zu verhandeln. Die meisten schüttelten ihre Köpfe, wenn er seine Sachen zeigte, vielleicht weil sie ihnen zu teuer waren. Er schien aber gar nicht daran interessiert, diese zu verkaufen, sondern wollte wohl nur einen Haushalt finden, in dem sich bloß ein Kind oder eine Oma befand, damit er ihn mühelos ausrauben konnte. Aber an diesem Morgen hatte er
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