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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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unbedingt Küsse geben wollten. Das ertrug ich halt noch, bevor ich mich gegen die Wand drehte, worauf sie das Licht löschten und die Tür hinter sich schlossen. Endlich war ich allein und konnte mir vorstellen, wie sich meine Eltern darüber freuen würden, daß ich nicht nur den Ganoven geschnappt, sondern auch unser Geld zurückerobert hatte. Die Leute in unserem Dorf würden mich respektieren und die Komantschen meine Häuptlingswürde bekräftigen. Mit solchen schönen Gedanken schlief ich allmählich ein...

Kapitel 20

    A lles war vorbei: die feierliche Begrüßung am Bahnhof durch den Bürgermeister sowie den Gemeinderat und viele Leute, die Überreichung der Belohnung durch einen Polizeipräsidenten oder so was Ähnliches und die Lobrede, die der Direktor von unserer Schule vor der Klasse hielt, wobei der Uhu mit dem Kopf nickte und hinzufügte, daß er nun nicht mehr „Herr Detektiv Unsinn“ sagen dürfte zu mir, sondern „Herr Detektiv Scharfsinn“. Alles war wieder wie vorher, und bald hatte man die Geschichte vergessen, weil es immer andere Neuigkeiten gibt, an denen sich die Leute aufhalten, zum Beispiel ein Erdbeben oder eine Wahl oder die Hochzeit von zwei berühmten Schauspielern.
    Nur etwas war nicht wie früher: Meine Freundin Annegret war kaum noch zu sehen, weil sie mir aus dem Wege ging, und wenn ich ihr doch mal begegnete, so guckte sie auf die andere Seite.

    Ich dachte lange darüber nach, aus welchem Grund sie das täte. Vor dem Einschlafen wälzte ich mich meistens hin und her, weil ich nicht begreifen konnte, daß sie mich ausgerechnet nun nicht mehr mochte, wo ich doch bekannt und sogar reich geworden war, obwohl sie mich vorher geliebt hatte.
    Dann kam der Mai mit Sonnenschein und einem warmen Lüftchen, so daß es Spaß machte, durch den Wald zu marschieren, wo es frisches Laub an den Bäumen gab, und über die Felder zu wandern mit sanftem Grün und zwitschernden Lerchen am blauen Himmel. Ich richtete es immer so ein, daß der Rückweg hinter dem Garten vorbeiführte, der Annegrets Eltern gehörte, wo eine Bank unter einem Holunderbusch stand. Darauf saß sie eines Abends, als gerade die Sonne dabei war, hinter dem Peterswald langsam und rot zu versinken. Ich setzte mich neben sie und schaute sie an; aber sie guckte wieder ein bißchen weg.
    „Was hast du gegen mich?“ fragte ich.
    „Nichts“, sagte sie.
    „Warum tust du dann so?“
    Sie sagte nichts, und nun sah ich, daß Tränen über ihre Backen liefen, was mir leid tat. Ich nahm ihre Hand und streichelte sie, wobei sie noch mehr weinte.
    „Es gibt doch keinen Grund, so traurig zu sein!“
    „Doch!“ schluchzte sie.
    „Welchen?“
    „Weil ich mich schäme!“

    Nun begriff ich, und sie heulte immer stärker und bereute, daß sie sich auch über mich lustig gemacht hatte wie die andern; aber ich sagte, daß es längst vergessen sei, weil jeder mal einen Fehler mache, und ich sie gern habe. Dann gab ich ihr einen Kuß, und sie gab mir einen Kuß zurück, und die Sonne versank langsam und rot hinter dem Peterswald.
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