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Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher

Titel: Sigi Wulle 3 - Sigi Wulle und der Einbrecher
Autoren: Heinrich Kraus
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klingelte es an der Haustür. Ich machte einen Knicks vor mir selber, lächelte mir hoffnungsvoll zu und schritt langsam hinüber, um zu öffnen. Angst verspürte ich nicht mehr, denn vier Erwachsene hätten ja ausreichen müssen, um einen als Mädchen getarnten Jungen zu beschützen.

Kapitel 18

    D iesmal war es der richtige Charly, der mich freundlich angrinste und sich sogar ein bißchen verneigte. Ich machte einen Knicks und dachte, daß er schon merken würde, ob es sich lohnt, die Leute zu bestehlen; aber in meinem Gesicht ließ ich diese Gedanken nicht sehen, sondern lächelte ein bißchen schüchtern, um ihn in die Falle zu locken. „Meine Eltern sind nicht daheim.“
    „So!“
    „Deshalb bin ich ganz allein.“
    „Macht nichts“, sagte er.
    „Aber da kann ich Ihnen auch nichts abkaufen.“
    „Will ich gar nicht, schönes Fräulein, nich .“
    „Was sonst?“
    „Dir nur einiges zeigen.“
    „Und dann?“
    „Lasse ich dir Prospekte, nich , damit deine Eltern später ’n paar hübsche Sachen bestellen, nich “, lispelte er.
    „Ach so!“
    Er zog eine Puppe aus seiner Tasche. Sie hatte ein blödes Gesicht mit blauen Kulleraugen, die sie auf- und zumachte, Kunststoffhaare und eine Stimme, die verschiedene Sätze sagte; zum Beispiel „Mama, ich muß mal“ oder „Mama, du bist lieb“. Das ist im Bauch eingebaut. Bei der Puppe meiner Kusine Alexandra habe ich es mal herausoperiert, was mir die Tante sehr übelgenommen hat.
    „Wie süß!“ piepste ich mit weiblichem Entzücken.
    „ Nich !“
    „Wie heißt sie?“
    „Den Namen darfst du ihr selber geben.“
    „Die möchte ich haben!“
    „Da sind aber noch schönere Sachen!“
    „Kann ich sie sehen?“
    „Am besten komm’ ich rein!“
    „Aber mein Papa hat es verbo ...“
    Doch da hatte er sich schon an mir vorbeigedrängt in den Flur, wo er so tat, als wollte er eine zweite Puppe aus der Tasche ziehen. Das war aber eine Pistole, deren Lauf er auf mich richtete, und dabei machte er kein freundliches, sondern ein gefährliches Gesicht. Ich ließ den Mund offenstehen und auch die Augen, um Angst zu zeigen, und gab schrille Töne von mir, wie es die Mädchen tun. „Dies ist ein Überfall!“ zischte er.
    „Ja aber...“, winselte ich.
    „Kapierst du?“
    „Hilfe!“ piepste ich schwach.
    „Wenn du plärrst, muß ich ballern, nich !“
    Ich nickte. „Aber weshalb...?“
    „Warum überfällt man schon Leute?“
    „Weiß ich nicht!“
    „Wegen ihrer Penunzen, verdammt noch mal!“
    „Hab’ ich doch keine!“ heulte ich.
    „Aber vielleicht dein Papi!“ kicherte er. Dann zog er ein paar Schnüre aus der Tasche und befahl mir, mich auf den Boden zu legen, damit er mich fesseln und ich nicht abhauen könne. Ich gehorchte und zitterte zum Schein und weinte. Es gelang mir sogar, echte Tränen zu vergießen, was nicht einfach ist. Dabei flehte ich ihn noch einmal an, kein solches Verbrechen zu begehen, da man ihn in den Knast stecken werde. Da lachte er bloß auf und sagte, die Polizei sei viel zu dumm, um ihn zu schnappen, und warum solle erarbeiten, wenn die Scheinchen bei den Leuten in so großer Zahl unnötig herumliegen.
    Gerade als er sich über mich beugte und mir die Hände zusammenband, knackte eine Tür. Dieses Geräusch erschreckte ihn, so daß er hochfuhr, als ob ihn eine Wespe gestochen hätte. Obwohl niemand zu sehen war, grapschte er seine Tasche und versuchte abzuhauen; aber ich stellte ihm ein Bein, wodurch er stolperte und mit dem Kopf gegen eine Wand stieß. Dann war die Hölle los.
    Patin Berta stampfte aus der Küche wie eine Lokomotive und raste mit schrillem Geschrei auf den Ganoven zu, der sich jedoch rasch erhoben hatte und ihr nun in die Füße hechtete, so daß sie purzelte und über den Boden kullerte. Da riß sie den Schirmständer um und schnappte sich gleich einen Spazierstock. Inzwischen war auch Onkelchen aus dem Klo gehuscht. Er sprang den Charly von der Seite an, verfehlte ihn aber ein bißchen. Der Ganove ergriff ihn statt dessen, wirbelte ihn einige Male mit sich herum und schmiß ihn gegen das Treppengeländer. Darauf brüllte der Onkel ziemlich laut und krümmte sich vor Schmerzen.
    Nun zeigte sich, wie günstig es war, daß wir in dem Schorsch Schrull einen Kampfgefährten gefunden hatten. Er stürmte zu uns in den Flur und schwang einen Besen. Auf seinem Schädel saß ein Suppentopf, der die Schläge des Gegners abschwächen sollte. Der hatte sich nämlich inzwischen mit einem langen Herrenschirm
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