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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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Bauern Sauther . Glücklicherweise bemerkte er mich nicht, sondern verschwand in der Nacht. Ich rannte darauf schnellstens nach Hause und kroch ins Bett, wo ich noch eine Weile zitterte. Es gab keinen Zweifel daran, daß ich das Monster gesehen hatte, das gar kein Monster war, sondern ein Mensch, aber auch als Mensch unheimlich genug. Ich mußte weder Vampirzähne noch glühende Augen dazu erfinden.
    In dieser Nacht hatte ich den schrecklichen Traum, ich stünde vor einem Ungeheuer, dem ich selbst mit größter Anstrengung nicht entfliehen könnte. Langsam näherte es sich mit seinem gewaltigen Rachen; aber als es fürchterlich mit seinem Maul voller messerspitzer Zähne schrie, erwachte ich, und es waren Feuersirenen, die das gräßliche Geräusch erzeugten. Das aus Holz errichtete Sportheim brannte lichterloh! Die Feuerwehr raste hin und machte dabei ebenfalls einen — wenn auch unnützen — Lärm, denn es gab nichts mehr zu löschen. Eine riesige Flamme hatte alles ergriffen, und ein Heer von Funken stob in den Nachthimmel.

    Rasch schlüpften wir in unsere Kleider und eilten zu der Stelle, da man einen solchen Brand nicht oft erlebt. Viele Nachbarn rannten mit uns, um das gewaltige Feuer zu betrachten. Alle glaubten, das Monster habe es gelegt, um seine Spuren zu verwischen, weil es die Spirituosen geklaut und den Kühlschrank unseres Fußballvereins ausgeraubt hatte. Der Feuerwehrhauptmann nickte, als mein Vater ihn danach fragte, und sagte, es sei ohne jeden Zweifel eine Brandstiftung gewesen.
    „Wieso?“
    „Der Schorsch hat einen Reiter nach dieser abscheulichen Tat bemerkt.“
    „Aha!“ murmelten die Leute.
    „Und dieser Reiter verschwand in den Wald.“
    „Ich will nicht spekulieren“, brummte mein Vater. „Aber da ist etwas faul...“

Kapitel 2
    Tags darauf fuhr ein mit Polizisten beladenes Auto vor. Sie stiegen aus und forschten erst im Dorf nach dem Brandstifter, am gründlichsten allerdings in den Wirtschaften. Mittags waren bereits einige besoffen und grölten Lieder, sogar unanständige, die man einem Ordnungshüter nicht zutraut. Dann aßen sie im Goldenen Ochs, dessen Besitzer auch eine Metzgerei betreibt und ihnen eine gute Wurstsuppe und riesige Schlachtplatten auftischte. Auf denen säbelten sie zwei Stunden lang herum.
    Dafür müsse der Steuerzahler aufkommen,
    schimpften die Leute. Auch mein Vater meckerte, weil sie ein Monster nicht kriegen, aber einem ehrlichen Mann gleich ein Protokoll machen, wenn er bei Rot über die Kreuzung fährt.
    Dann hockten sie sich ins Auto und kutschierten zum Wald, um angeblich dort zu suchen. In Wirklichkeit aber war es einigen übel geworden. Seufzend torkelten sie umher und schnappten nach frischer Luft, wobei manches von den Schlachtplatten wieder zum Vorschein kam. Nach einer Stunde legten sie sich ins Moos und ließen die Sonne auf ihre
    Bäuche scheinen.
    „Ein Monster!“ sagte einer voller Verachtung.
    „Diese Dorftrottel spinnen doch!“ seufzte
    ein anderer.
    „Laßt sie!“ lachte der Hauptmann. „So verbringen wir einen gemütlichen Tag.“
    Da kicherten sie alle, was ich beobachtete. Ich war nämlich mit Strups, meinem Meerschweinchen, das unter meine Jacke geschlüpft war, und mit Maxi und Fred hinter ihnen hergeschlichen und hatte mich mit meinen Freunden im Farnkraut versteckt.
    Doch den Polizisten verging das Lachen, als plötzlich der Motor ihres Wagens aufjaulte und er ohne sie von dannen raste. Jetzt mußten sie richtig suchen, sogar drei Tage lang, bis sie ihn fanden. Er steckte im Teufelsmoor, mit einem Zettel an der Windschutzscheibe, auf dem geschrieben stand: Rache von Black Joe!
    „Aha!“ knurrte der Hauptmann.
    „Ist das nicht der Kerl, der seit einiger Zeit vermißt sein soll?“ fragte ein junger Polizist.
    „Genau“, brummte der Hauptmann.
    „Hier wird er wohl nicht mehr sein“, sagte ein anderer.
    „Der ist längst über alle Berge!“
    Sie zogen das Auto aus dem Sumpf. Dabei halfen wir Jungen und auch ein Bauer mit seinem Traktor. Anschließend forschten sie noch ein paar Tage lustlos herum, denn es hatte inzwischen kalten Regen gegeben, und alles war durchnäßt und aufgeweicht. Sie fluchten so lange, bis man sie in die Stadt zurückbeförderte, worauf wieder alle Leute schimpften, weil ihre Steuern ohne den geringsten Erfolg verplempert worden waren. Man wußte nun lediglich, daß es sich nicht um ein Monster mit Vampirzähnen, Krallen und glühenden Augen handelte, sondern um Isidor Kalbmaier , der sich
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