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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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außerdem einen Schatz vergraben haben!“
    „Nicht übel.“
    „Weißt du, wo Black Joe steckt?“ fragte ich.
    „Vielleicht.“
    „Wir machen halbe-halbe, Paul.“
    „Verdammt gefährlich!“ flüsterte er. „Er hält sich nämlich für einen Wildwestbanditen.“
    „Fürchtest du dich vor ihm?“
    „Ein bißchen schon.“

Kapitel 4
    Wir lagen beide oberhalb der Schlucht und blickten hinab. Ein Bächlein rauschte, hopste von einem Felsen zum andern und glänzte dabei wie Silber. Grillen zirpten uns ihre immer gleichen Lieder vor, weil die Vögel nun ihre Schnäbel hielten, denn es war Nacht geworden. Sterne flimmerten, und der Mond schien, auf dem vielleicht gerade ein Ami wie ein Känguruh umherhüpfte oder diesmal einer der Sowjets, die ebenfalls im Weltall fliegen und die Rückseite der Gestirne erforschen.
    Zwischen zwei Felsbrocken flackerte ein kleines Feuer, und darüber drehte sich ein Ast, an den ein größerer Vogel geklemmt war, vielleicht das Huhn vom Kopp oder die Ente vom Hasenfratz. Ein feines Düftchen wehte zu uns herauf, so daß uns das Wasser im Mund zusammenlief. Daneben hockte Black Joe, dessen Mustang an einen Baum gebunden war und eifrig in einem Sack knabberte, vermutlich den Hafer, der beim Bauer Kloß geklaut worden war.

    Black Joe hatte seinen Sombrero ins Genick geschoben, und so konnte man das ganze Gesicht mit dem schwarzen Schnurrbart, dessen Enden herabhingen, den ebenfalls schwarzen, zusammengewachsenen Augenbrauen und den breiten Backenknochen erkennen.
    „Mensch, ist der stark!“ flüsterte Gammler-Paul.
    „Das sieht man.“
    „Den packen wir auch zu zweit nicht.“
    „Wenn wir einen Trick anwenden?“ flüsterte ich.
    „Was für einen Trick?“
    „Wenn wir warten, bis er schläft?“ schlug ich vor.
    „Keine üble Idee!“
    Allerdings setzte unser Vorhaben eine Menge Geduld voraus, da wir nun mit Hunger im Bauch zuschauen mußten, wie er den knusprig braunen Vogel verspeiste, wobei seine Zähne glänzten. Er schmatzte und rülpste genüßlich, ohne jeden Anstand, und ließ es sich gut schmecken, so daß wir immer größeren Appetit bekamen. Als er die Mahlzeit beendet hatte, pupste er zum Abschluß so laut, daß Gammler-Paul es für einen Pistolenschuß hielt und die Flucht ergreifen wollte; doch ich hielt den Angsthasen am Schlafittchen fest und flüsterte ihm ins Ohr, daß es nur ein Pups gewesen sei. In diesem Augenblick hob Black Joe den Kopf, weil er vielleicht ein verdächtiges Geräusch vernommen hatte. Wir wagten kaum noch zu atmen. Aber nach einigen Minuten starrte er wieder in die Glut.
    Davon wurde er müde. Er gähnte einige Male, seine Augen wurden immer winziger, und sein Kopf begann zu nicken. Nach einer Weile schreckte er allerdings wieder hoch und blickte um sich, ob ihn kein Verfolger bedrohte, was scheinbar nicht der Fall war. Zwei Waldkäuze flogen hin und her und schrien manchmal, und die Grillen zirpten im Gras. Schließlich wickelte er eine Decke auf und rollte sich hinein. Da sahen wir kaum noch etwas von ihm, weil vom Feuer nur noch ein wenig Glut übriggeblieben war und der Mond seinen Liegeplatz nicht beschien.
    Auch wir gähnten und zitterten, denn es war kalt geworden. Der Gammler-Paul klapperte so laut mit den Zähnen, daß ich ihm einen Ellbogen in die Rippen stoßen mußte. Eine Weile beherrschte er sich, aber dann klapperte er wieder und flüsterte, er müsse mal niesen wegen der Kälte und könne es leider nicht länger zurückhalten.
    „Dann sind wir verloren!“ zischte ich.
    „Aber was soll ich...?“ japste er.
    „Massier deinen Riecher!“
    „Mach ich doch schon die ganze Zeit!“
    „Dann bohr halt!“
    Er bohrte, aber es war schon zu spät. Ich hörte, daß sich sein Atem nicht mehr beruhigen ließ, daß er lauter und lauter schnaufte wie ein Walroß, und dann war es soweit: Die ganze gepreßte Luft schoß mit Getöse durch seinen verdammten Zinken. Dabei stieß er auch noch einen Schrei aus, so daß nicht nur der Gaul scheute und wiehernd am Strick riß, sondern auch Black Joe aufsprang und wie verrückt mit seiner Pistole herumballerte. Das war vermutlich unser Glück, weil er so nicht hören konnte, wohin wir rannten, nämlich den Hasenhügel hinab zur Landstraße. Ehe wir dort anlangten, hatten wir uns allerdings einige Male überschlagen. Blut troff von Händen und Gesichtern, weil die Haut kreuz und quer von Dornen zerrissen worden war.

    Dort, auf der Böschung, warfen wir uns ins feuchte Gras und schnappten
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