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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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Erst gegen Abend fanden wir eine zweite, ebenfalls frische Spur.
    „Die hat auch ein starker Mann hinterlassen!“ flüsterte ich.
    Doch Maxi war sauer, und Fred hatte keine Lust mehr, weiter in den Wald einzudringen.
    Ich fragte nach dem Grund.
    „Weil es wieder ein Großvater sein wird“, knurrte Maxi.
    „Und weil ich nicht noch einmal von einem Rentner ausgelacht werden will“, brummte Fred.
    „Außerdem geht der Tag zu Ende.“
    „Wir wollen das Kriegsbeil begraben und eine Friedenspfeife schmauchen.“
    „Und Black Joe?“
    „Den betrachte ich nicht mehr als unseren Feind.“
    „Er läßt die roten Krieger in Ruhe.“
    „ Uff!“ bestätigte Maxi.
    „Und der Mustang deines Onkels?“ fragte ich.
    „ Pshaw !“ sagte Fred.
    Maxi machte eine verächtliche Miene. „Sein Onkel hat ihn letzte Woche noch gehauen.“
    „Den Gaul?“
    „Nein, mich!“ schrie Fred.
    „Und auch das Pferd!“ ereiferte sich Maxi. „Ich hab’ ihn selbst dabei beobachtet.“
    „Vielleicht gefällt es ihm besser bei Black Joe.“
    Da gingen sie einfach weg. Ich stand allein im dunklen Wald. Nicht einmal Strups, den ich sicherheitshalber in seinem Ställchen gelassen hatte, war bei mir. Ich blickte ihnen nach, bis ich sie nicht mehr sah, worauf ich mich ins Moos setzte, um die Situation zu überdenken. Einerseits erschien es mir sehr gefährlich, allein in der Finsternis hinter einem Ganoven herzuschleichen. Andererseits ließ es meine Häuptlingsehre nicht zu, nun auch der Feigheit zu weichen, da ich dann jede Würde verlieren würde und meine Krieger keinen Respekt mehr vor mir hätten. Über mir in den Bäumen schrie ein Kauz, und ich dachte, wenn so ein kleines Tier keine Angst hat, muß auch ein Junge von zwölf Jahren Mut zeigen, zumal wenn er mit einem Luftgewehr und einem Tomahawk bewaffnet ist.
    Ich erhob mich und folgte mit klopfendem Herzen der Spur immer tiefer in den Wald. Es wurde so stockdunkel, daß die Bäume bald schwarz aussahen. Als ich einmal stehenblieb, um zu lauschen, hörte ich vor mir Zweige knacken — ich war ihm dicht auf den Fersen. Plötzlich erblickte ich ihn, als er über eine Lichtung huschte und auf der anderen Seite wieder hinter Gestrüpp verschwand. Eine Weile überlegte ich, ob ich nicht doch besser
    umkehren sollte, denn ich hätte ihn ohnehin nicht überwältigen können.
    „Du suchst nur einen Grund, um zu verduften, Sigi Wulle !“ sagte ich ganz leise zu mir selbst.
    „Das glaube ich nicht!“ widersprach ich mir.
    „Vielleicht hast du nur Angst, Sigi Wulle !“
    „Nein, nein, nein!“
    Ich lauschte einige Minuten, aber alles war still. Es war auch nichts mehr zu sehen, da sogar der Himmel schwarz wurde und nur der Mond in den Kiefern herumturnte. Dann schlich auch ich mit schußbereitem Luftgewehr über die Lichtung und schlüpfte auf der anderen Seite in den Wald. Da! Nein. Es gab keinen Mucks, keine Bewegung. Doch plötzlich sah ich nur noch einen Schatten, und zwei Pranken packten mich am Kragen und warfen mich zu Boden, wobei ich leider meine Waffen verlor. Der Bursche hockte sich rittlings auf mich und verpaßte mir solche Ohrfeigen, daß Funken vor meinen Augen tanzten. Ich weinte jedoch nicht.

    Als ein Mondstrahl in sein Gesicht fiel, sah ich gleich, daß es sich nicht um Black Joe handelte. Er besaß nämlich keinen Schnurrbart, sondern nur einige Stoppeln am Kinn. Doch die Lage war immer noch schlimm genug, denn ich befand mich mit einem fremden Kerl allein mitten im Wald, wo mir niemand zur Hilfe eilen konnte, falls er meinen Skalp abschneiden oder sonst etwas Entsetzliches anstellen würde. Mit einem Stoßgebet wandte ich mich an den großen Manitu.
    „Warum schleichst du hinter mir her?“ fauchte er.
    „Ich habe Sie verwechselt!“
    „Mit wem?“
    „Mit Black Joe.“
    „Ist er entwischt?“
    „Ja.“
    „Und du hast so viel Courage, ihn allein zu verfolgen?“
    „Meine Krieger sind in ihre Wigwams zurückgekehrt.“
    Da lachte er und ließ meinen Hals los, so daß ich mich erheben konnte. Wieder fiel ein Mondstrahl in sein Gesicht. Nun erkannte ich den Gammler-Paul, der im Land umherwandert und auf seiner Mundharmonika spielt, damit ihm die Leute etwas zu essen oder anzuziehen oder auch Geld geben. Ich wußte, daß er niemanden belästigt, sondern stets freundlich und lustig ist.
    „Wirst du mir helfen, ihn zu fangen?“ fragte ich ihn.
    Er grunzte nur.
    „Es gibt eine Belohnung dafür!“
    „Wirklich?“ fragte er interessiert.
    „Und er soll
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