Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
Vom Netzwerk:
nach Luft, die uns ausgegangen war. Paul begann zu heulen, weil er die Mundharmonika verloren hatte, seine Existenzgrundlage. Ich erkannte, daß es nicht so leicht sein würde, einen derart brutalen Gangster zu fangen, der kein Pardon kennt und gleich losballert. Man müßte andere Wege beschreiten, ihn zu schnappen, was ich dem Gammler-Paul, der immer noch zum Steinerweichen schluchzte, mitteilte.
    „Ohne mich!“ jammerte er nur.
    „Und die Belohnung?“ fragte ich.
    „Darauf pfeif’ ich!“
    „Und der Schatz?“
    „Den brauch’ ich nicht.“
    „Könntest dir eine neue Mundharmonika davon anschaffen!“
    „Oder ein zusätzliches Loch im Wanst.“
    „Könntest dir das teuerste Instrument kaufen!“
    „Rutsch mir den Buckel runter!“
    „Was wirst du unternehmen?“
    „Aus dieser Gegend verschwinden.“
    „Weshalb?“
    „Wenn er die Mundharmonika findet, weiß er genau, daß ich ihn überfallen wollte, und das wird er mir nie verzeihen!“
    Dann sprang er die Böschung hinab und marschierte über die Landstraße davon. Ich guckte hinter dem armen Tropf her, bis er im Dunkel untergetaucht war, und schlich dann ebenfalls querfeldein zu unserem Wigwam. Meine Eltern erwarteten mich sicher in Sorge, denn ich sollte zu so später Stunde daheim sein. Leider durfte ich ihnen mein Erlebnis mit dem Pistolero nicht einmal verraten, da sie mich sonst nicht mehr ins Freie gelassen hätten.
    Große Traurigkeit überfiel mich, denn alle hatten mich schmählich im Stich gelassen, nicht nur der Gammler-Paul, was noch zu verstehen gewesen wäre, da er ja Zivilist und kein Komantsche war, sondern auch meine roten Brüder Maxl und Fred.

Kapitel 5
    Den nächsten Tag verbrachte ich sehr niedergeschlagen, denn ich war mit Stubenarrest bestraft worden. Erst guckte ich meine internationale Briefmarkensammlung an und stellte mir vor, wie es wäre, wenn ich einmal in all diese Länder fahren könnte, um dort Urwälder zu erforschen und neue Indianerstämme zu entdecken. Vielleicht würden sie mich zu ihrem Häuptling wählen und nicht abhauen, wenn wir einen Schurken verfolgten, so wie Maxi und Fred es getan haben, sondern mit Blasrohren auf ihn schießen; natürlich mit südamerikanischen, bei denen die Pfeilspitzen vergiftet sind und eine länger anhaltende Lähmung hervorrufen; inzwischen könnte ich sie gemütlich fesseln.
    Dann holte ich Papier und begann dieses Buch zu schreiben. Jedoch nach dem ersten Kapitel hatte ich keine Lust mehr dazu, weil ich nicht wußte, wie es ausgehen würde. Gesetzt den Fall, ich könnte Black Joe nicht fassen, hätte die Geschichte ja kein Ende, und alle würden über mich lachen, über den Komantschenhäuptling ohne Krieger, der von einem verrückten Ganoven in die Flucht geschlagen wird.
    Da fiel mir meine Patin ein, deren Gatte nach Meinung meines Vaters nicht ganz richtig im Kopfe ist, weil er sich einbildet, ein großer und ganz schlauer Detektiv zu sein. Das ist er aber wirklich. Er hat schon viele Verbrecher gefangen, worüber in Zeitungen geschrieben und im Rundfunk berichtet wurde. Vielleicht sind manche nur neidisch auf ihn. Er ist nämlich ein dünnes Männchen mit wenig Haaren auf der Glatze und zwei abstehenden Ohren, so daß man ihm nichts zutraut. Meine Patin, die über zwei Zentner wiegt, hilft ihm bei der Verbrecherjagd. Deshalb keimte in mir die Hoffnung, sie würde auch mir helfen, wenn ich einen Brief an sie verfaßte.
    „Liebe Patin! Lieber Onkel Eduard!“ schrieb ich, so schön und deutlich ich konnte. „Vielleicht habt Ihr gehört, daß Isidor Kalbmaier , der sich Black Joe nennt, aus der Anstalt ausgebrochen ist. Ich hoffe, daß Ihr gesund seid und es Euch gut geht. Habt Ihr viele Gangster in letzter Zeit gefangen? Hier läuft nämlich einer rum, der ein Pferd geklaut, einen Brand gelegt und auf wehrlose Leute geschossen hat, glücklicherweise ohne zu treffen, da die Nacht zu dunkel war. Die Polizei hat ihn vergeblich gejagt und nicht gekriegt. Man könnte ihn nur mit einer List schnappen, die ich allein kenne. Falls Ihr also Lust habt, würden wir drei auf den Kriegspfad gegen diesen Schurken gehn . Es gibt nicht nur eine hohe Belohnung zu gewinnen, sondern auch einen Schatz zu finden, den Black Joe in früheren Jahren angelegt haben soll, als er beschlossen hatte, ein Wildwestbandit zu sein. Sicher würden wir den aufspüren und könnten ihn nach der gesetzlichen Frist untereinander teilen. Sonst geht es uns allen gut, nur daß der Papa morgens immer hustet und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher