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Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad

Titel: Sigi Wulle 2 - Sigi Wulle auf dem Kriegspfad
Autoren: Heinrich Kraus
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erloschen war, damit kein Brand entstehen konnte.

    Ich fing Strups ein, der viel lieber noch ein bißchen geblieben wäre, und kraulte sein wirbeliges schwarzweißes Fell, bevor ich ihn unter die Jacke schlüpfen ließ, wo ersieh ebenfalls wohl fühlte, da es dort angenehm warm war. Er knurrte zufrieden, als wir durch die Dämmerung nach Hause wanderten, und ich erkannte, daß er mein einziger wirklicher Freund war, der mich, ohne zu murren, überallhin begleitete. Wir sprangen aus dem Wald auf die Straße, und da hörten wir grelles Gewieher und das Getrappel eines galoppierenden Pferdes hinter uns, das sich rasch entfernte...

Kapitel 3
    M axl mußte morgens seiner bereits verheirateten Schwester im Garten helfen. Für einen Indianerhäuptling ist es sehr ärgerlich, wenn seine besten Krieger Unkraut aus Wirsingbeeten rupfen, Geschirr abtrocknen oderein Wohnzimmerabstauben müssen, während sie auf den Kriegspfad gehen müßten. Es ist allerhand, daß die Squaws immer größere Macht anstreben und es sogar viele Stämme gibt, über die ein weiblicher Häuptling befiehlt. So ist es auch bei uns zu Haus, wo man — wenn Papa etwas verbietet — immer eine Revision bei Mama erreichen kann, die es dann vielleicht erlaubt. Umgekehrt ist das jedoch nicht möglich.
    Fred riet mir, es mit einer List zu versuchen, da es keine andere Möglichkeit gab, unseren Krieger freizukriegen . Da fiel mir ein, daß Frauen eine gewaltige Frechheit uns Männern gegenüber entwickeln, aber vor kleinsten Viechern feige zurückweichen. Deshalb suchten wir einen Haufen Spinnen, Käfer und Tausendfüßler zusammen und steckten sie in Schachteln. Dann schlenderten wir zu Maxi in den Garten, um ihm und seiner Schwester bei der Arbeit zuzuschauen und dabei die Insekten so freizulassen, daß sie an ihrem Rock und den Strümpfen hochkrabbelten. Verängstigt suchten sie eine dunkle Stelle, wo sie sich sicher fühlen konnten.
    „Wollt ihr nicht lieber ein bißchen helfen?“ fragte sie und lächelte dabei.
    „Nein“, entgegnete ich.
    „Warum nicht?“
    „Weil ich mich ekele.“
    „Wovor?“
    „Vor Spinnen zum Beispiel.“
    „Oder vor Tausendfüßlern!“ stöhnte Fred mit einer Grimasse.
    „Und widerliche Käfer gibt’s auch eine Menge!“ sagte Maxi, der längst kapiert hatte.
    „Es sollen sogar giftige Spinnen herumkrabbeln!“
    „Aber doch nicht...“ sagte sie und blickte an sich hinab, wobei sie die Tierchen entdeckte und vielleicht auch an manchen Stellen fühlte. Da schrie sie wie eine Verrückte und rannte kreischend ins Haus, so daß die Nachbarn aus den Türen stürzten, um nachzusehen, was es Schreckliches gegeben hatte.

    „Auf!“ sagte ich.
    „ Pshaw !“ murmelte Maxi.
    „Warum zögert mein roter Bruder?“ fragte ich.
    „Weil ich, wenn ich einfach abhaue, heute abend an den Marterpfahl komme.“
    „An den Marterpfahl?“ wunderte ich mich. „Das soll heißen, daß mich die Weibsleute mit dem Bettklopfer hauen, weil sie eventuell herauskriegen, daß es sich nicht um das eigene Ungeziefer handelte.“
    „Und wenn ich dann alle Schuld auf mich nehme?“
    „Uff!“
    Da ging er seufzend mit. Wir durchsuchten erst wieder das Teufelsmoor, indem wir uns an ein langes Wäscheseil anbanden, um zu vermeiden, daß einer einbrechen und die anderen ihn nicht befreien konnten. Blutgierige Schnaken umsirrten uns, stürzten sich auf uns, wenn wir zu beschäftigt waren, um uns zu wehren, und stachen auf unsein , bis unsere Gesichter so angeschwollen waren, daß man uns nicht mehr von richtigen Komantschen unterscheiden konnte. Doch wir spürten weder Black Joe noch eine Spur von ihm auf, da
    der Schlamm keine Fußabdrücke behält.
    Mittags quälte uns der Hunger. Wir gingen aber nicht nach Hause, um nicht den Frauen in die Hände zu fallen, die unseren Kriegszug jäh beendet hätten. Deshalb verspeisten wir eine Zuckerrübe, einige Maiskolben und als Dessert eine Menge leckerer Brombeeren.
    Den ganzen Nachmittag über schlichen wir im Wald herum. Maxi entdeckte sogar eine Spur, die ein kräftiger Mann getreten haben mußte, da sie sich tief in den Boden eingedrückt hatte. Man konnte erkennen, daß der linke Schuh am Absatz beschädigt war, woraus wir schlossen, daß der Eigentümer ein wenig hinkte. Wir folgten der Spur lange, und als wir den Urheber endlich einholten, handelte es sich um einen dicken Opa, der seinen Spaziergang machte und über uns lachte, als er unsere geschwollenen Gesichter mit der verwischten Bemalung sah.
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